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Wirtschaft: Jugendliche bei Wirtschaft ahnungslos

Studie offenbart große Wissenslücken

Berlin - Wenn es um Wirtschaft geht, geht bei vielen Jugendlichen schnell nichts mehr. Zwar hält die Mehrheit wirtschaftliche Informationen für wichtig, doch nur die wenigsten verstehen, was sie da hören. Laut einer Umfrage des Mannheimer Ipos-Instituts im Auftrag des Bankenverbandes können nur vier von zehn Jugendlichen erklären, was eine Inflationsrate ist. Nur jeder Dritte könne das Prinzip von Angebot und Nachfrage „annähernd richtig umschreiben“, sagte Manfred Weber, Geschäftsführer des Bankenverbandes, in Berlin.

Obwohl sich 70 Prozent der Befragten 14- bis 24-Jährigen nach eigenen Angaben zumindest etwas für Wirtschaft interessierten, offenbarten sie teilweise erhebliche Wissenslücken, sagte Weber. Das habe sich seit der letzten Umfrage vor drei Jahren kaum verändert. „ Bei der ökonomischen Bildung sind wir noch nicht vorangekommen.“

Auch was die eigenen Finanzen betrifft, offenbarten sich die Jugendlichen als wenig solide: Nur jeder Dritte gab an, sich regelmäßig um seine finanziellen Angelegenheiten zu kümmern. Die Hälfte bekannte, sich in Finanzfragen „eher nicht“ oder „überhaupt nicht“ auszukennen. Schwierigkeiten bei der Rückzahlung von Schulden hatten aber lediglich neun Prozent.

Sattelfest zeigten sich die Jugendlichen dagegen in ihren wirtschaftspolitischen Grundeinstellungen. 84 Prozent finden es gut, wenn Unternehmen hohe Gewinne machen, zwei Drittel plädieren für harten Wettbewerb. Eine Mehrheit der jungen Leute meint auch, dass nicht der Staat, sondern jeder Einzelne für die Sicherung des Wohlstandes verantwortlich sei. Seit der letzten Umfrage 2003 ist dieser Anteil deutlich gestiegen.

Weil die Wissenslücken trotzdem geblieben sind, erneuerte Weber seine Forderung an die Länder nach einem Fach „Wirtschaft“ in den Schulen. Dies wünschten auch die meisten Jugendlichen. In Bayern habe man damit bereits gute Erfahrungen gemacht.

„Wenn die Nachfrage nach dem Fach steigt, sind wir gerne bereit, das Angebot auszuweiten“, sagte ein Sprecher des Berliner Schulsenators Klaus Böger dem Tagesspiegel. Bisher gebe es „Wirtschaft“ in Berlin nur als Wahlpflichtfach in Realschulen und an fünf bis sechs der insgesamt 98 Oberschulen. An den Realschulen sei zudem das Fach „Arbeitslehre“ verpflichtend.

Stefan Kaiser

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