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Wirtschaft: Junge Leute machen mehr Schulden

Die Schufa registriert bei 20- bis 24-Jährigen eine Zunahme der Privatinsolvenzen

Frankfurt (Main)/Berlin (ro/dr). Junge Menschen geraten immer häufiger in die Schuldenfalle. Vor allem Handys und vermeintliche BilligAngebote im Handel seien für die 20- bis 24-Jährigen gefährlich, hat die Kreditauskunftei Schufa festgestellt. Danach ist die Zahl der 20- bis 24-Jährigen, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können und dadurch in Privatinsolvenz rutschen, seit 1999 um fast ein Drittel auf knapp 174000 gestiegen.

Bezogen auf Handys ist die Entwicklung noch dramatischer: Dort hat sich die Zahl der säumigen jungen Nutzer seit 1999 auf rund 282000 fast verdreifacht. Schufa-Chef Rainer Neumann sieht Sorglosigkeit und Unerfahrenheit als Hauptursachen, aber auch die Tatsache, dass offene Rechnungen nachdrücklicher eingefordert werden. Vor allem bei Telekommunikationsfirmen „interessiert man sich sehr für unsere Untersuchung“, sagte Neumann am Dienstag bei der Vorlage der Bilanz der Schufa.

Die Zahlen sind für die Schufa deshalb alarmierend, weil gleichzeitig die Zahl der bei der Schufa als überschuldet geltenden Bundesbürger nur vergleichsweise leicht um 2,7 Prozent auf rund 2,2 Millionen gestiegen ist. Generell gelten in Deutschland 2,8 Millionen Haushalte als überschuldet: Ihre monatlichen Einnahmen reichen nicht, eingegangene Verpflichtungen zu erfüllen und das Existenzminimum zu sichern. Bei der Schufa gelten Personen als überschuldet, die in der Privatinsolvenz stecken und gleichzeitig einen Offenbarungseid geleistet haben.

Berliner besonders betroffen

In ihrer Ende 2002 begonnenen Überschuldungsstudie, die im Herbst abgeschlossen werden soll, hat die Schufa auch regionale Schwerpunkte ausgemacht, in denen vergleichsweise viele Bundesbürger finanzielle Probleme haben. Dazu zählen unter anderem Berlin, wo rund neun Prozent der Wohnbevölkerung in der Privatinsolvenz stecken und den Offenbarungseid leisten mussten. In einigen Städten im Ruhrgebiet liegt diese Quote sogar bei zehn bis zwölf Prozent. Am besten ist die Lage noch im Südosten der Republik und generell in ländlichen Gebieten, wo die Quote zwischen drei und fünf Prozent schwankt.

Ganz so dramatisch sieht man die Situation bei der Berliner Volksbank nicht. Durch den Einsatz moderner mathematischer Einstufungsverfahren (Rating) auch bei Privatkunden sei es gelungen die Kreditvergabe binnen Jahresfrist um mehr als die Hälfte zu steigern, sagte Privatkundenvorstand Rolf Flechsig dem Tagesspiegel. Die Ablehnungsquote konnte von 19 Prozent vor Jahresfrist nahezu halbiert werden. Gleichzeitig aber seien auch die Ausfallrisiken erheblich gesunken. Von leicht steigender Kreditnachfrage berichtet auch die Berliner Sparkasse. Die Rückzahlungsmoral der Privatkunden sei nicht schlechter geworden, sagt eine Sprecherin. Die Commerzbank berichtet hingegen von einer gesunkenen Nachfrage nach Konsumentenkrediten und folglich auch geringerer Kreditvergabe.

Mehr Eigenauskünfte

Die Schufa stellt ebenfalls eine gewisse Zurückhaltung der Verbraucher bei neuen Krediten fest . Die Auskünfte an Banken, Handel und Telekommunikationsunternehmen bleiben mit 65,5 Millionen pro Jahr etwa auf dem Niveau von 2001. Aber andere Dienstleistungen haben der Schufa im vergangenen Jahr trotzdem ein Umsatzplus von 11,6 Prozent auf 57,2 Millionen Euro beschert. Der Gewinn stieg sogar um fast 20 Prozent auf 1,4 Millionen Euro.

Und auch immer mehr Bundesbürger beantragen bei der Schufa Auskünfte über die von ihnen gespeicherten Daten. Im vergangenen Jahr waren es 887000. Im ersten Quartal kletterte die Zahl um rund fünf Prozent auf 252000. Insgesamt sind bei der Schufa 317 Millionen Informationen über rund 59 Millionen Bundesbürger gespeichert.

Das Münchner Institut für Jugendforschung hat festgestellt, dass jeder zehnte Jugendliche im Alter von 13 bis 24 Jahren bei Banken, Freunden und Verwandten mit durchschnittlich 1551 Euro verschuldet ist. In ihrer Gesamtzahl seien die Jugendlichen aber reich wie nie zuvor, zitiert der „Stern“. Den 13- bis 24-Jährigen stünden in diesem Jahr 62,1 Milliarden Euro zu Verfügung.

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