zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Kabelausgliederung kostet 800 Stellen

BONN (Tsp).Die Deutsche Telekom AG (Bonn) will mit der jetzt beschlossenen Ausgliederung ihres Kabelfernseh-Netzes in mehrere Regionalgesellschaften rund 800 der derzeit 4000 Stellen in diesem Segment streichen.

BONN (Tsp).Die Deutsche Telekom AG (Bonn) will mit der jetzt beschlossenen Ausgliederung ihres Kabelfernseh-Netzes in mehrere Regionalgesellschaften rund 800 der derzeit 4000 Stellen in diesem Segment streichen.Dies sagte Vorstandsmitglied Gerd Tenzer am Donnerstag abend in Bonn.Die betroffenen Arbeitsplätze würden nicht mehr in die zum 1.Januar 1999 vorgesehenen Ausgründungen übernommen.

Tenzer bekräftigte die Absicht der Telekom, in die neuen Kabel-Regionalgesellschaften finanzstarke Partner aufzunehmen, wobei die Höhe der Beteiligung nicht festliege.Dabei sei auch denkbar, daß sich die Telekom aus diesem Geschäftsfeld ganz verabschiede."Wenn es sich für beide rechnet, sind wir auch bereit, aus einer Region rauszugehen." Der Konzern sei derzeit mit vielen potentiellen Partnern im Gespräch.Dazu zählten andere Netzbetreiber, Banken und Medienunternehmen.Auch ein "großer Software-Anbieter" habe Interesse gezeigt.In der Vergangenheit hatte es wiederholt Spekulationen gegeben, daß der US-Konzern Microsoft in das Breitbandkabel der Telekom einsteigen will.

Neben der Höhe der Beteiligung sei dabei auch die Art der Nutzung des Kabels nicht begrenzt, bekräftigte Tenzer.Kritiker haben die Befürchtung geäußert, die Telekom wolle zum Beispiel das Telefonieren über das Breitbandkabel nicht zulassen, um die Konkurrenz zu bremsen.Tenzer verwies darauf, daß Milliarden-Investitonen notwendig seien, um das Breitbandkabel- als Telefonnetz nutzen zu können.

Den Preis für das Kabelnetz nannte Tenzer nicht."Wir reden von einem hochwertigen Teil der Telekom und sind nicht bereit, dieses Netz zu verschleudern." Es sei vorstellbar, daß sich ein Unternehmen an allen Regionalgesellschaften beteilige, wenn auch nicht mehrheitlich.Möglich sei auch, daß ein Großinvestor den gesamten Bereich übernehme und dann die Aufgliederung vornehme.Die Telekom selbst wolle sich mittelfristig weitgehend zurückziehen, sagte Tenzer: "Wir glauben, daß die Zukunft des Geschäftes in unserem Telefon-Netz liegt."

Wie Tenzer weiter erklärte, stehen die Gebietsgrenzen der neuen Regionalgesellschaften noch nicht fest.Diese sollten aber so abgesteckt werden, daß die neuen Firmen jeweils nur in der Zuständigkeit einer Landesmedienanstalt liegen.Damit dürften sich die Gebiete weitgehend an den Grenzen der Bundesländer orientieren.Nach den Worten des Telekom-Vorstandes wird die neue Struktur für die Kabelkunden kaum zu Änderungen bei den Preisen und der Palette der übertragenen Programme führen.

Die seit längerem geplante Ausgliederung des Kabelgeschäftes war am Mittwoch vom Telekom-Aufsichtsrat offiziell beschlossen worden.Das Unternehmen hofft, dieses verlustreiche Geschäft in die Gewinnzone bringen zu können.Allein 1997 verbuchte sie hier ein Minus von weit mehr als einer Mrd.DM.Im November 1997 hatte die Telekom ihre Kabelgebühren um rund 15 Prozent erhöht, um einen Teil der Verluste wettzumachen.Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post entschied aber, daß ein Teil dieser Erhöhung zum 1.Januar 1999 wieder zurückgenommen werden muß, wenn der Konzern die Netzqualität und die Kostenstrukturen nicht verbessert.

Die Telekom sei optimistisch, daß der Regulierer nach Vorlage neuer Kostenmodelle und der Ausgliederungs-Pläne die vorgeschriebene Gebührensenkung wieder zurücknehmen werde, sagte Tenzer.Einen neuen Antrag auf Genehmigung ihrer Preise habe die Telekom bereits gestellt.

Am Kabelnetz hängen rund 17 Millionen Haushalte, wovon allerdings nur knapp sechs Millionen direkte Kunden der Telekom sind.Die Versorgung der restlichen Anschlüsse haben private Unternehmen übernommen.

Zur Startseite