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Siemens-Chef Joe Kaeser (links) und sein designierter Nachfolger Roland Busch.

© REUTERS

Kaeser wird Klimadebatte nicht los: Die Hysterie der Aktivisten um den Weltkonzern Siemens

Bei der Siemens-Hauptversammlung dominiert das Thema Klimawandel. Übersehen wird, dass Konzernchef Kaeser vieles richtig gemacht hat. Ein Kommentar.

Wie irre manche Klimadiskussion läuft, machen zwei Zahlen deutlich. Seit Wochen regen sich Aktivisten auf über einen Auftrag von 18 Millionen Euro, den Siemens bekommen hat für die Lieferung von Signaltechnik eines Zugs in Australien, der Steinkohle transportiert.

Massiver Widerstand gegen Windräder

Die 1,1 Milliarden Euro, die Siemens gerade für acht Prozent der Gamesa-Anteile ausgegeben hat, werden bestenfalls beiläufig registriert. Gamesa ist einer der größten Hersteller von Windkraftanlagen weltweit und nun zu 67 Prozent in Besitz von Siemens. Dem Unternehmen geht es nicht besonders gut, weil die Widerstände gegen Windmühlen größer und die Aufträge entsprechend kleiner wurden.

Gerade auch Ökoaktivisten finden die Verspargelung der Landschaft schrecklich und argumentieren mit Schlagschatten, nächtlichem Blinken und toten Vögeln gegen die Windräder. Vielleicht doch eher Atomstrom aus Frankreich als eine Windanlage auf dem Schauinsland?

Der Siemens-Konzern, der am Mittwoch zur Hauptversammlung geladen hatte, müsse sich jetzt entscheiden, ob man „auf der richtigen Seite der Geschichte“ stehen wolle, proklamieren die Weltenretter in einer Selbstgefälligkeit, die sich im medialen Echoraum mit dem Hysterieverstärker Facebook aufgeladen hat. Schreihälse gegen den schwadronierenden Joe Kaeser – so hörte sich das an, nachdem der Siemens-Chef sich mit Luisa Neubauer getroffen und ihr ein Mandat im Konzern angeboten hatte.

Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht – an diesen Spruch wird Kaeser seitdem häufig gedacht haben. Ein Ignorant des Klimawandels und der sich verändernden Rahmenbedingungen für einen globalen Konzern ist Kaeser nicht. Ein Tollpatsch in der Kommunikation aufgrund großen Geltungsdrangs dagegen schon.

Spätestens in einem Jahr wird der dann 63-jährige Kaeser von Roland Busch abgelöst. Auf der Habenseite Kaesers steht aber nicht nur der reibungslose personelle Übergang. Der Kern des Konzerns mit den Bereichen digitale Industrie/Automatisierung und Smarte Infrastruktur ist stabil und zukunftsfähig.

Bei intelligenten Netzen und Speichern, beides unverzichtbar für die Integration erneuerbarer Energien, ist Siemens gut aufgestellt. Das gilt auch für eine der vielversprechendsten Zukunftstechnologien überhaupt: die Umwandlung von Grünstrom in Wasserstoff, der für eine CO2-freie Industrie gebraucht wird.

Offen ist dagegen die Zukunft des Energiebereichs, der aus dem Konzern gelöst und in diesem Jahr an die Börse gebracht wird. Dazu gehören Windanlagen ebenso wie Gasturbinen. Womöglich werden die ein Ziel der Aktivisten, die nach Atom, Kohle, Auto und Steak neue Objekte brauchen. Auf nach Berlin-Moabit, wo Siemens die effizientesten Turbinen der Welt baut.

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