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Wirtschaft: Kaffee, Kuchen und Kredite

Banken und Sparkassen experimentieren im Berliner Privatkundengeschäft

Seien es Schrippen, Designer-Produkte oder Karten für die Heimspiele der Berliner Hertha – die Berliner Banken und Sparkassen suchen nach immer neuen Wegen zu ihren Kunden. Allein der Zahlungsverkehr und das gelegentliche Gespräch mit dem „Bankbeamten“ genügt schon lange nicht mehr, um als Bank für Privatkunden attraktiv zu sein.

Die Zukunft der Bankfilialen schien lange Zeit eher schwarz zu sein, ihre Zahl nahm kontiniuierlich ab. Zu teuer und nicht mehr zeitgemäß – so lautete das Urteil der Banker. Die Kunden erledigten ihre Standardgeschäfte über das Internet, oder den Automaten, allenfalls mobile Berater, die den Kunden zu Hause besuchen, hätten noch eine gute Chance.

Diese Einschätzung hat sich gründlich geändert. Die Unternehmensberatung Mummert kommt in einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass das Filialgeschäft für die deutschen Banken wieder an Bedeutung gewinnt. Die Filiale soll stärker als bisher Ankerpunkt für den Kontakt mit margenstarken Kundengruppen werden. Jedes dritte private Institut plane inzwischen die Eröffnung neuer Filialen, bei den Sparkassen und Genossenschaftsbanken planten immerhin drei Prozent Investitionen in neue Filialen, haben die Unternehmensberater herausgefunden.

Der Weg, den die einzelnen Institute dabei einschlagen, ist durchaus unterschiedlich. Die Berliner Sparkasse holt zunächst den Großbäcker Kamps sowie einen Stand von Tchibo in ihre Filiale an der Greifswalder Straße. „Wir wollen unserem Kunden Zeit schenken, indem er sich Wege erspart“, erläutert Henrik Lehmann, bei der Sparkasse verantwortlich für die Gestaltung der Filialen. Der Kunde kann dann neben Kuchen, Kaffee und Schrippen von Kamps dort auch (fast) alle Waren aus dem Non-Food-Bereich von Tchibo in seiner Sparkassenfiliale kaufen. „Ausgeschlossen sind allerdings Finanzprodukte von Tchibo“, sagt eine Sprecherin. Die Verkaufsfläche des Großbäckers – rund 70 Quadratmeter – grenzt an den SB-Bereich der Sparkasse. So sind auch unterschiedliche Öffnungszeiten des Bedienungsbereichs ohne Weiteres möglich. Der SB-Bereich ist wie bisher rund um die Uhr zugänglich. „Die Greifswalder Straße ist ein Pilotprojekt“ sagt Cornelia Reichel, Sprecherin der Bankgesellschaft, zu der die Sparkasse gehört. Solle es funktionieren, plant die Sparkasse, weitere Dienstleister auch in andere Filialen zu holen.

Etwas edler geht es bei der deutschen Bank zu. Ihre Pilotfiliale steht in der Berliner Friedrichstraße 181 und hat 1260 Quadratmeter. Neben Bankprodukten gibt es Kaffee in der Lounge und Design-Produkte, etwa vom Stilwerk im Trendshop, und sogar eine Kinderbetreuung. 17 Bankkaufleute und 22 zusätzliche Mitarbeiter kümmern sich um die Besucher. Leiterin der „Filiale der Zukunft“ ist Ira Holl, die sagt: „Die Akzeptanz bei den Kunden ist gut, wir haben eine große Zahl von Neukunden gewonnen“.

Die Berliner Volksbank geht einen anderen Weg. Seit dem Jahr 2000 wurden alle Filialen komplett umgebaut. Der Aufwand ging in die Millionen. Trennende Wände und Schalter gehören der Vergangenheit an. Kaffeeautomaten wurden nicht aufgestellt. „Wenn unsere Kunden einen Kaffee möchten, dann kriegen sie ihn auch – ohne technischen Schnickschnack“, sagt Rolf Flechsig, Vorstand unter anderem für das Privatkundengeschäft. Daneben hat auch die Volksbank, einen neuen Weg eingeschlagen. „Bank im Markt“ heißt das Konzept und Flechsig sagt: „Wir gehen dahin, wo unsere Kunden sind“. Bisher hat die Volksbank Filialen in einer Reichelt-Filiale in Wilmersdorf und in einem Einkaufszentrum in Potsdam eröffnet. Wann weitere folgen, ist offen.

Doch die Entwicklung geht nur langsam voran. Bei der Sparkasse arbeiten 184 „Vertriebsstandorte“ noch konventionell. Die Berliner Volksbank unterhält neben ihren insgesamt 109 Filialen mit etwa 800 Mitarbeitern noch 42 spezielle Beratungscenter mit etwa 400 Beratern. Kunden mit höheren Einkommen werden dort betreut. Hinzu kommt die mobile Beratung. Das Schild der Deutschen Bank haben insgesamt 51 Filialen an der Tür, insgesamt 775 Mitarbeiter betreuen dort die Kunden, weitere rund 100 sind als „mobile Finanzberater“ unterwegs.

Und wenn die Banken- und Sparkassenfilialen geschlossen sind, gibt es noch die Geldautomaten, von denen viele nicht nur Geld auszahlen sondern auch annehmen. Die Sparkasse unterhält mehr als 600 Automaten in Berlin, die Volksbank 208 im Raum Berlin–Brandenburg und die Deutsche Bank 51.

Daniel Rhee-Piening

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