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Starbucks

© dpa

Kaffeehauskette: Starbucks in den Miesen

Wegen der schlechten Wirtschaftslage überlegen es sich die Bürger, ob sie vier Dollar und mehr für einen Kaffee ausgeben: Die weltgrößte Kaffeehauskette aus den USA schreibt erstmals Verlust und will trotzdem wachsen.

Hunderte von E-Mails sind in den vergangenen Wochen bei der Konzernzentrale von Starbucks in Seattle eingegangen. Meist wird gefordert, eine bestimmte Filiale von den Sanierungsplänen auszunehmen. „Rettet unser Starbucks“, fordern auch Petitionen in Filialen von San Diego bis Boston, nachdem die Kaffeehauskette im Juli die Schließung von 600 ihrer 6800 Standorte in den USA bekannt gegeben hat.

Doch das Bitten und Flehen hat wenig Aussichten auf Erfolg. Die weltgrößte Kaffeehauskette schreibt erstmals seit dem Börsengang 1992 rote Zahlen. Kosten für den Konzernumbau, schärfere Konkurrenz und die amerikanische Wirtschaftskrise machen dem erfolgsverwöhnten US-Unternehmen zu schaffen. Nach Jahren rasanter Expansion fiel im abgelaufenen Quartal ein Verlust von 6,7 Millionen Dollar (rund 4,3 Millionen Euro) an. Im Vorjahreszeitraum war es noch ein Gewinn von 158 Millionen Dollar. Die neuen Geschäftszahlen ließen den Aktienkurs am Donnerstag leicht steigen. Der Markt hatte mit Schlimmerem gerechnet.

Starbucks-Fans trauern, die Gegner zeigen Schadenfreude – sie haben dem Großkonzern und seiner Marketingkultur samt Vertrieb eigener CDs und Designerwässerchen schon immer unabhängige Cafés vorgezogen. Auch das ist in Mails und Chats zu lesen, und häufig gilt der Unmut vor allem den Preisen. Wegen der schlechten Wirtschaftslage überlegen es sich die Bürger, ob sie vier Dollar und mehr für einen Kaffee ausgeben. Auch der Konzernumbau trübt die Bilanz. Erst zu Jahresbeginn war Gründer Howard Schultz wegen der Krise an die Konzernspitze zurückgekehrt. Neue Kaffeesorten wurden eingeführt und das Firmenlogo aufgefrischt. Gleichzeitig wurden für die Schließung von Filialen und den Abbau von mehreren tausend Jobs von April bis Juni 168 Millionen Dollar ausgegeben.

Das ist Neuland für Starbucks. Bis vor kurzem kannte man nur einen Weg – den nach oben. Das Wachstum der Kette von ein paar Filialen in Seattle – Anfang der 80er Jahre hatte Schultz die Idee von einer Italienreise mitgebracht – zu einem globalen Konzern war beispielslos. Nun jedoch wird Starbucks das Opfer des eigenen Erfolgs. Nicht nur machen McDonald’s und Dunkin’ Donuts der Firma mit eigenen Kaffeekreationen Konkurrenz, sondern Starbucks-Filialen stehen häufig auch untereinander im Wettbewerb. In amerikanischen Großstädten bieten an manchen Straßenkreuzungen gleich zwei Filialen Latte und Co. an, und nur wenige Straßen weiter grüßt die nächste Filiale.

Während Starbucks auf dem heimischen Markt schwächelt, legt das internationale Geschäft weiter zu. Und darauf setzt Schultz auch in Zukunft und trimmt den Konzern vor allem auf Expansion im Ausland. Weltweit sollen dieses Jahr 825 neue Häuser eröffnet werden, 2009 sollen es 900 sein. Nur in Australien läuft es noch drastischer als in den USA: Von insgesamt 84 Filialen werden 61 geschlossen und fast 700 Mitarbeiter entlassen.

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