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Conti

© Busse Yankushev

Kampf um Conti: Wennemer schlägt zurück

Der Chef des Autozulieferers Continental, Manfred Wennemer, kritisiert das Angebot von Schaeffler scharf - die Franken haben unterdessen ein "gutes Gewissen".

Berlin - „Egoistisch, selbstherrlich und verantwortungslos“ – mit drastischen Worten hat Continental-Chef Manfred Wennemer am Mittwoch das offizielle Übernahmeangebot der Schaeffler-Gruppe zurückgewiesen. Er warf ihr vor, sich mit „rechtswidrigen Mitteln“ rund 36 Prozent der Aktien gesichert zu haben. Das am Dienstagabend von Schaeffler unterbreitete Angebot von 69,37 Euro je Aktie spiegele den wahren Wert von Continental nicht annähernd wider und entbehre einer überzeugenden industriellen Logik. „Continental ist kein willfähriges Opfer für Schnäppchenjäger“, sagte der 60-Jährige. Schaeffler reagierte mit Unverständnis auf „den gewählten Stil der Auseinandersetzung“. Man bleibe aber gesprächsbereit. „Wir haben ein gutes Gewissen“, sagte ein Sprecher. Conti-Aktien kletterten erneut um 2,5 Prozent auf 75,28 Euro.

DIE CHANCEN FÜR SCHAEFFLER

Schaeffler hat eine ganze Armada von Banken im Rücken. Unter anderem ist von der US-Investmentbank Merrill Lynch, der Hypo-Vereinsbank, der Royal Bank of Scotland sowie der Schweizer UBS die Rede. Pikanterweise soll auch die Dresdner Bank dabei sein, die zu den Hausbanken von Conti zählte. Einige der Institute sollen die Finanzierung des Kaufpreises über Kredite sichern. Andere, und das ist viel wichtiger, ermöglichen es Schaeffler überhaupt erst, an Conti-Aktien zu kommen. Dies geschieht über komplexe Finanzprodukte, unter anderem Swap-Geschäfte, die für einen bestimmten Zeitraum einen Tausch von Geld in Aktien erlauben. Mehrere Banken haben sich über solche Produkte den Zugriff auf kleine Aktienpakete gesichert – jeweils unter der Schwelle von drei Prozent, ab der ein Kauf hätte gemeldet werden müssen. Wenn nun alle zusammenlegen, kommen sie gemeinsam mit den knapp drei Prozent Aktien und knapp fünf Prozent Aktienoptionen, die Schaeffler selbst gekauft hat, auf rund 36 Prozent der Conti-Anteile. „Das ist trickreich gemacht, aber ich sehe es als legal an“, sagt Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanz-Zentrums. Er erwarte deshalb auch kein Eingreifen der Finanzaufsicht Bafin.

Die 36 Prozent wären für Schaeffler die halbe Miete. Beteiligungen ab 30 Prozent gelten als Kontrollmehrheit, weil sie oft mit einer Stimmenmehrheit bei der Hauptversammlung einhergeht. Schaeffler müsste den übrigen Conti-Aktionären deshalb ein Pflichtangebot unterbreiten.

Die Anteilseigner könnten sich aber auch von den strategischen Überlegungen der Franken überzeugen lassen. Nach der Übernahme von Siemens-VDO ist Conti in einer Umbruchsituation. Der Verkauf des Reifengeschäfts, das etwa acht Milliarden Euro einbringen könnte, würde den Dax-Konzern neu ausrichten. Angeblich hat Schaeffler einen Käufer in der Hinterhand. Die Sparte wird von den gestiegenen Rohstoffpreisen belastet – ist allerdings auch die Ertragsquelle von Continental.

DIE CHANCEN FÜR CONTINENTAL

Das freiwillige Angebot von Schaeffler in Höhe von 69,37 Euro je Aktie dürften für Conti-Aktionäre kein attraktives Angebot sein. Der aktuelle Kurs liegt fast sechs Euro darüber. Schaeffler müsste seine Offerte deutlich über die gebotenen 11,2 Milliarden Euro anheben. Ob es dafür Spielraum gibt, ist zweifelhaft. Die Franken haben aber nicht nur den Widerstand der Aktionäre und des Vorstands zu fürchten. Auch die Gewerkschaften kündigen massiven Widerstand an – obwohl sie keine Freunde von Wennemer sind, der als Kostenkiller und Produktions-Verlagerer ins Ausland gilt. Allerdings warf IG BCE-Chef Hubertus Schmoldt Wennemer vor, dieser habe nach der Übernahme von Siemens-VDO und der Aufnahme „riesiger Kredite“ damit rechnen müssen, „dass andere auch Monopoly spielen“.

Ein Eingreifen der Bafin ist ebenfalls noch möglich. Sollte die Behörde für Conti entscheiden, könnte das zur Folge haben, dass Schaeffler die von den Banken gehaltenen Aktien zunächst nicht angedient werden könnten und die Derivate-Geschäfte später insgesamt gekippt werden. Der Reifenkonzern Pirelli war mit dem Versuch, Conti zu übernehmen, unter anderem daran gescheitert, dass er Meldepflichten verletzt hatte. In Finanzkreisen heißt es, dass einige der beteiligten Banken von den Franken abrücken, weil sie nicht gewusst hätten, dass es sich um eine konzertierte Aktion handelt.

Auch ein „weißer Ritter“ für Conti gilt grundsätzlich als möglich. Allerdings scheint fraglich, welcher Großinvestor Conti aus der Patsche helfen könnte.

Der Reifenhersteller hat sich für seine Abwehrschlacht die Dienste eines mächtigen Investmentbankers gesichert. Alexander Dibelius, Deutschland-Chef von Goldman Sachs, soll den Vorstand beraten. Erfahrung mit Übernahmen hat er wie kein zweiter. Er gilt als Strippenzieher bei der Fusion von Daimler und Chrysler sowie bei der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone.

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