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Vom Handel zur Hardware. Das weltgrößte Internetkaufhaus Amazon will mit Ergänzungsprodukten für das Kindle Geld verdienen. Foto: dapd

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Wirtschaft: Kampfpreis gegen Apple

Amazon bringt in Kürze seinen Tablet-PC heraus – und nimmt Verluste in Kauf

Frankfurt am Main - Der weltgrößte Internethändler Amazon verfolgt ehrgeizige Ziele, in die er kräftig investiert. Zum einen will der US-Konzern seine Marktführerschaft im Online-Handel unbedingt verteidigen. Zugleich will er mit Inhalten wie Filmen und Musik punkten und damit Apple unter Druck setzen. Das Problem daran: Die Investitionen gehen auf Kosten des Gewinns. Um die Ziele zu erreichen, nimmt der US-Konzern im vierten Quartal sogar einen Verlust in Kauf. Diese Aussicht schickte am Mittwoch die Amazon-Aktie auf Talfahrt, in New York fiel sie um über zehn Prozent.

Am Dienstagabend hatte Firmenchef Jeff Bezos bekannt gegeben, dass im Weihnachtsgeschäft ein operativer Verlust von bis zu 200 Millionen Dollar auflaufen könnte. Bereits von Juli bis September lag das operative Ergebnis mit 79 Millionen Dollar um 71 Prozent unter dem Vorjahresquartal. Der Nettogewinn von 63 Millionen Dollar war deutlich niedriger, als von Analysten erwartet. Die Verluste kalkuliert Bezos offenbar ein, um Apple Konkurrenz zu machen. Denn das Unternehmen begründete den Gewinneinbruch mit hohen Investitionen in neue Versandlager und Kundenzentren sowie Infrastruktur, vor allem aber in die Entwicklung neuer Produkte wie den Tablet-Computer Kindle Fire.

Die Auslieferung des neuen Tablet-PC, der bislang als einzige ernstzunehmende Konkurrenz für Apples iPad gehandelt wird, startet im November in den USA. Amazon bietet den Fire für 199 Dollar und damit deutlich günstiger an als Apple seine billigste iPad-Version.

Im Markt wird deshalb spekuliert, dass Amazon den Kindle unter den Herstellkosten – die Marktforscher von IHS iSuppli schätzen diese auf 210 Dollar – verkauft und erst durch den Verkauf von dazugehörigen E-Books, Videos und Musik Geld verdient. Amazon-Deutschlandchef Ralf Kleber sagt dazu im Gespräch mit dem „Handelsblatt“: „Es ist keine Frage, dass wir alles tun, um den Kunden die bestmögliche Kombination unserer Produkte zu bieten.“ Nicht zuletzt deshalb hat das Unternehmen auch seine Kindle- Lesegeräte überarbeitet und vor allem im US-Heimatmarkt neue, günstige Varianten eingeführt. Das hierzulande zur Frankfurter Buchmesse präsentierte Gerät übertrifft Kleber zufolge alle Erwartungen: „Das Geschäft ist fantastisch angelaufen.“ Das Unternehmen biete mittlerweile 46 000 Titel in deutscher Sprache als E-Book an.

Die neuen Produktangebote zeigen sich bereits im Umsatz. Von Juli bis September stiegen die Erlöse im Vergleich zum Vorjahresquartal um 44 Prozent auf 10,9 Milliarden Dollar. „Ich bin überzeugt, dass sich unsere Investitionen auf lange Sicht lohnen werden“, sagte Kleber. Darauf hoffen auch die Investoren. Lag die operative Marge im Vorjahresquartal noch bei 3,5 Prozent, betrug sie nun nur noch 0,7 Prozent. Apple kam dagegen im gerade abgelaufenen vierten Geschäftsquartal auf 30,8 Prozent Rendite. Laut Bloomberg-Daten wird Amazon derzeit fast mit dem 120-fachen des Ergebnisses gehandelt, Apple kommt nur auf den Faktor 14. Kein Wunder, dass Amazon solche Vergleiche lieber nicht zieht. Kleber: „Was zählt, sind unsere Kunden.“ Vor allem zählt nun erst einmal das Weihnachtsgeschäft. HB

Susanne Metzger

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