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Will mit Erlebnisbäckereien das Image aufpolieren. Die Bäckereikette Kamps.

© ddp

Kamps-Übernahme: In der Backstube etwas erleben

Die Käufer der Bäckereikette Kamps wollen Ihre Marke mit dem Konzept der Erlebnis-Backstuben wieder voran treiben.

Mancher backt gern kleine Brötchen, Barilla backte besonders teure – und jetzt gar keine mehr. 2002 übernahm der italienische Nudelproduzent die deutsche Bäckereikette Kamps, nun hat er sie wieder verkauft. Damals zahlte Barilla 1,8 Milliarden Euro. Allerdings waren da auch die Brotmarken Lieken, Golden Toast und Harry’s inbegriffen, die Barilla behält. Über den aktuellen Kaufpreis für Kamps wurde Stillschweigen vereinbart. Glaubt man den Gerüchten, so waren es weniger als 50 Millionen Euro.

Käufer ist, wie berichtet, der Frankfurter Finanzinvestor ECM, auch das Kamps- Management um Geschäftsführer Jaap Schalken ist beteiligt. Zu den wichtigsten strategischen Zielen zähle die Eröffnung weiterer Erlebnisbäckereien, bei denen man dem Bäcker bei der Arbeit über die Schulter sehen kann, teilten die neuen Eigentümer mit. Inzwischen gebe es 13 Kamps-Backstuben, in den kommenden fünf Jahren sollen es 100 sein. Daneben würden Alternativen wie ein schnelleres organisches Wachstum, Verkäufe oder auch Zukäufe geprüft.

In den 90er Jahren hatte Firmengründer Heiner Kamps kräftig expandiert, indem er immer neue Firmen hinzukaufte. 1998 ging Kamps an die Börse, vier Jahre später trennte sich der Gründer von seinen Anteilen. Heute gehören zur Firma fünf Großbäckereien und 900 Filialen. Kamps beschäftigt rund 1000 eigene und über 700 Franchise-Partner weitere 4000 Mitarbeiter. 2009 setzte die Kette mehr als 300 Millionen Euro um. Für Barilla war Kamps ein schlechter Kauf, die Italiener mussten einen Großteil des Preises abschreiben.

„Barilla hat sich über den Leisten ziehen lassen“, meinte Hans-Joachim Blauert, Obermeister der Bäcker-Innung Berlin. Kamps habe im Monatsrhythmus neue Firmen gekauft, dabei immer nur auf die Umsatzsteigerung geschaut, nicht auf den Gewinn. „Die Börsianer haben sich gefreut – und Heiner Kamps ist rechtzeitig ausgestiegen“, sagte Blauert auf Anfrage. Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist überzeugt, dass die Kette auch unter anderer Leitung nicht besser funktioniert hätte. Die Idee, künftig mit Erlebnisbackstuben auf mehr Qualität zu setzen, hält Roeb für interessant. Aber es sei keine Lösung für Kamps insgesamt. Corinna Visser

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