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Zwischenstation. Wer weit nach oben will, muss nach dem Bachelor einen Master machen. Der ist bei vielen Firmen Voraussetzung für eine Führungsposition. Foto: ddp

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Abschluss: Wie weiter nach dem Bachelor?

Praktika oder ein "richtiger" Job: Wer nach dem Bachelor keinen Studienplatz für den Master bekommt, muss nach Alternativen suchen. Was der Arbeitsmarkt bietet.

Während für viele Studenten gerade das Wintersemester begonnen hat, ist das Studium für andere ungewollt zu Ende gegangen. Denn viele Bachelor-Absolventen, die nach bestandener Abschlussprüfung einen Master draufsatteln wollten, gingen bei der Vergabe der Plätze leer aus – oft trotz guter Noten. Sie standen plötzlich ohne Studienplatz da und mussten ihre Karrierepläne für die nächsten Jahre ändern.

Die Masterplätze an den Hochschulen sind rar. So gingen an der Humboldt Universität (HU) für etwa 1800 Masterplätze in diesem Jahr 5500 Bewerbungen ein, an der Freien Universität (FU) waren es 6800 für 2315 Master-Studienplätze. Die Technische Universität erhielt 2856 Bewerbungen für 1380 Plätze und die Hochschule für Technik und Wirtschaft 1800 Bewerbungen für 610 Plätze.

„Besonders in Massenfächern wie BWL, die erst vor kurzem umgestellt wurden, ist der Übergang vom Bachelor zu Master schwierig“, sagt der Hochschulexperte der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Andreas Keller.

Wer keinen Master-Studienplatz ergattert, für den heißt die Alternative: warten und die Zeit überbrücken, bis es doch noch klappt – oder gleich nach einem „richtigen“ Arbeitsplatz suchen.

„Wartezeiten sollten sinnvollerweise mit einem Praktikum oder einer Joberfahrung überbrückt werden, in der der Leistungsanspruch als Bachelor auch realisiert werden kann“, sagt der Karriereberater Gerhard Winkler. „Der simple Aushilfsjob, der das Profil des Studierenden noch aufgewertet hat, tut es dann nicht mehr.“

Doch das lässt sich nicht immer leicht finanzieren. „Die Studierenden verlieren mit dem Bachelor-Abschluss ihren Studentenstatus“, erklärt Florian Keller vom Freien Zusammenschluss von StudentInnenschaften (FZS) in Berlin das Problem. Sie erhalten also kein Bafög und auch keine Stipendien mehr. Finden sie keine bezahlten Praktika und auch keinen Job, müssen sie auf Hartz IV zurückgreifen.

Dabei sind die Arbeitsmarktchancen mit einem Bachelor in der Tasche gar nicht schlecht, meint Judith Wüllerich von der Bundesagentur für Arbeit. Viele Absolventen wollen auch aus der Angst heraus weiterstudieren, dass ihr Bachelor-Abschluss nichts wert sei, meint sie. Zwar sei der Master etwa für eine wissenschaftliche Laufbahn mit Promotion, für Berufe in einigen Naturwissenschaften oder für Lehrer zumeist unverzichtbar. „In der Wirtschaft aber hat man auch mit dem Bachelor gute Chancen“, sagt sie. Der Vorteil: Man könne einige Jahre arbeiten und dann entscheiden, ob und in welchem Fach ein Master noch sinnvoll sei.

Die Wirtschaft jedenfalls bekundet immer wieder ihr Interesse an den Absolventen mit dem kürzeren Studium. Erst im Oktober haben führende Personalvorstände auf Einladung unter anderem des Bundes Deutscher Arbeitgeber (BDA) zum vierten Mal eine Bachelor-Welcome-Erklärung unterzeichnet. Doch stellen sie auch tatsächlich Arbeitsplätze bereit?

„Bei uns sind Bachelor-Absolventen sehr willkommen“, sagt Wolfgang Bilger. Er ist Leiter der Abteilung Personalmarketing bei dem Energiekonzern Vattenfall.

Und das sei nicht nur der Fall, wenn sie bereits während des Studiums in Form von Praktika oder durch geförderte Abschlussarbeiten in den Konzern eingestiegen seien. Auch Absolventen technischer und kaufmännischer Studiengänge, die vorher noch nicht für Vattenfall gearbeitet haben, können sich mit dem ersten Studienabschluss bewerben. Ihnen steht zum Beispiel das Trainee-Programm offen, ein 18-monatiges „Training on the Job“, das zweimal im Jahr, im Mai/ Juni und November/ Dezember startet.

Wer aber Projektleiter in Kraftwerken werden will oder eine andere Führungsposition anstrebt, muss dafür den Master-Abschluss mitbringen. Eine andere Möglichkeit ist, den höheren Abschluss im Rahmen der Personalentwicklung des Konzerns berufsbegleitend draufzusatteln. Für diese Zeit kann man sich auch freistellen lassen.

Beim Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) dagegen ist die Voraussetzung für eine Redakteursstelle eine Hochschulabschluss oder eine vergleichbare journalistische Ausbildung, etwa an einer Journalistenschule oder ein Volontariat. Unabdingbar sind zudem Erfahrungen als Journalist, zum Beispiel als freier Mitarbeiter. „Der Bachelor alleine ist somit noch keine Einstiegsgarantie, aber beispielsweise gepaart mit einem Volontariat und Erfahrungen in freier Mitarbeit eine gute Basis“, sagt Claudia Heser die bei dem Sender das Personalmanagement leitet. Etwaige Wartezeiten sollten Bewerber nutzen, um praktische journalistische Erfahrungen zu sammeln.

Wer eine Laufbahn im Marketing oder in der RBB-Verwaltung anstrebt, dem stehen die Traineeprogramme des Senders offen. „Wir bieten Bachelor-Absolventen zwölf- bis 18-monatige Ausbildungsprogramme etwa in den Bereichen Finanzen, Personal, Gebäudemanagement sowie in den Archiven und in der Dokumentation an“, so Heser.

Bei der Bewerbung sollten Bachelor-Absolventen mit ihren speziellen Leistungen argumentieren, rät Karriere-Experte Winkler. Diese sollten etwa mit Förderstipendien, Projekten, Auslandssemestern oder Gremienarbeit belegt werden. Dazu gelte es, Joberfahrungen sowie Beispiele für soziales, sportliches oder politisches Engagement zu präsentieren.

Auch noch im Jahr nach dem Abschluss ist das Carreer Center der HU für die Bachelor-Absolventen Ansprechpartner und bietet Orientierungstage, Bewerbungstrainings und Kurse an, in denen sie Zusatzqualifikationen für den Einstieg ins Arbeitsleben erwerben können. „Bis sie eine Anstellung finden, dauert unserer Erfahrung nach nicht viel länger als früher bei Magister- oder Diplom-Absolventen“, sagt die Leiterin des Career Centers, Rosmarie Schwartz-Jaroß.

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