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© Thilo Rückeis

Ausbildung: Ein Beruf, der zu mir passt

Spätestens, wenn das Ende der Schulzeit naht, müssen sich Jugendliche für eine Ausbildung entscheiden. Wer bei der Orientierung hilft – und was sie selbst dafür tun können.

Das Ende der Schulzeit ist für viele Jugendliche erst einmal ein Lichtblick. Doch was kommt danach? Sollte man mit einem freiwilligen sozialen Jahr in die neue Freiheit einsteigen? Eine Berufsausbildung starten? Studieren? Jobben im Ausland? Lange bevor man das Abschlusszeugnis in die Hand gedrückt bekommt, muss man sich für einen Weg entscheiden – auch um Bewerbungsfristen nicht zu verpassen. Doch wie findet man heraus, welcher der richtige ist?

DIE ENGERE WAHL

Bei der Berufswahl spielen Werte und Lebensziele eine große Rolle. Will man eher viel Geld verdienen und einen Job mit guten Zukunftsperspektiven im IT- oder Ingenieurbereich wählen – oder lieber seinen fremdsprachlichen Neigungen folgen? Soll es ein Job sein, bei dem man eher allein oder einer bei dem man im Team arbeitet? Will man eher theoretische Themen weiterentwickeln oder mit Menschen zu tun haben, im Büro arbeiten oder im direktem Kundenkontakt?

Wie wichtig ist einem das Bedürfnis nach Sicherheit, nach einem regelmäßigen Gehalt auf dem Konto und einem eher voraussehbaren Arbeitsalltag? Oder ist man eher der Typ, für den Selbstverwirklichung entscheidend ist und freies, kreatives Arbeiten? „Diese Aspekte sollten nicht unterschätzt werden, da sie spätestens dann, wenn eine konkrete Stelle oder Tätigkeit ausgefüllt werden soll, wesentlich sind für Arbeitszufriedenheit und Erfolg“, sagt Barbara Knickrehm vom Deutschen Verband für private Bildungs- und Berufsberatung (Dvb).

Die meisten Jugendlichen haben durchaus eine Vorstellung davon, wohin es gehen soll: Laut einer Forsa-Studie von 2008 können 67 Prozent der Schüler einen Berufswunsch benennen.

Doch viele Jugendliche drängen in die gleichen Berufe: Laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn wollen junge Frauen vor allem Kauffrau im Einzelhandel, Verkäuferin, Bürokauffrau, Medizinische Fachangestellte oder Friseurin werden. Junge Männer dagegen wählen überwiegend handwerkliche Ausbildungen, etwa zum Kfz-Mechatroniker, Einzelhandelskaufmann, Industriemechaniker, Koch oder Elektroniker. Dabei haben sie in Deutschland genau 349 duale Ausbildungsberufe zur Auswahl.

Jugendliche sollten sich besser nicht nur auf den einen Traumberuf festlegen. „Es lohnt sich, auch verwandte Berufe in Betracht zu ziehen“, rät Andreas Pieper vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. „Da heißt es also, über den Tellerrand hinauszuschauen.“

Doch selbst wenn es ein relativ konkretes Ziel gibt. Der Weg ist oft unklar. Beratung ist sinnvoll, um die Schritte zu planen, die zur Realisierung unternommen werden müssen. „Hierzu gehört die Bewerbung auf Stellen oder auf Studienplätze, das Klären von Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen, zum Beispiel Praktika, Vorkurse oder Eignungsprüfungen“, sagt Barbara Knickrehm.

DIE ROLLE DER ELTERN

Wichtige Partner bei der Berufsorientierung sind die Eltern. „Sie sollten Interesse an dem beruflichen Werdegang ihrer Kinder zeigen und schon früh beginnen, Fähigkeiten zu fördern“, sagt die Berufsberaterin der Agentur für Arbeit in Neukölln, Petra Kuberg. Wenn es dann zum Ende der Schulzeit um die konkrete Suche nach einer passenden Ausbildung geht, können sie – wenn das gewünscht ist – ihre Kinder ins Berufsinformationszentrum der Arbeitsagentur (BIZ), zur Berufsberatung oder auf eine Ausbildungsmesse begleiten.

Bei der Suche helfen auch „Berufseinstiegsbegleiter“, die an Schulen tätig sind. Außerdem bieten die Berater der Arbeitsagentur Einzelgespräche an: Nach einem Anruf bei der Hotline bekommt man einen Termin zugesandt. Man muss allerdings Zeit einplanen: Je nach Andrang kann das vier bis sechs Wochen dauern. Vor dem Gespräch sollte jeder Interessent einen Fragebogen ausfüllen und ihn an den Berater senden, empfiehlt Kuberg. Im Gespräch dann wird auf die persönliche Situation, den Abschluss und die Interessenlage des Schülers eingegangen. Gibt es nach dem ersten Gespräch noch Unklarheiten, kann ein Folgetermin vereinbart werden.

Auch private Anbieter führen Beratungen durch. In einer Studie von Stiftung Warentest, die 2007 die Berufsberatung der Arbeitsagenturen testete, wurden exemplarisch auch drei private Berater geprüft. Das Ergebnis sei zwar nicht repräsentativ, aber der Eindruck entstanden, dass die Beratung gezielter und intensiver verlaufen sei, sagt Studienleiter Alfred Töpper. „Der zentrale Unterschied zu den Arbeitsagenturen war, dass Zielvereinbarung getroffen und die Jugendlichen weitergehend begleitet und ihnen Aufgaben gestellt wurden.“ Private Berater haben allerdings auch ihren Preis. Die über den Verband Dvb organisierten Anbieter etwa verlangen in der Regel Stundensätze zwischen 80 bis 100 Euro. Doch viele Eltern investieren lieber Geld in die umfassende Beratung als in eine abgebrochene Ausbildung oder ein an den Nagel gehängtes Studium, weiß Knickrehm.

ERFAHRUNG SAMMELN

Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Wunschberuf schützt vor falschen Erwartungen. „Gerade in die Medienbranche gehen viele sehr blauäugig“, sagt Rica Kolbe von der IHK. Werbeagenturen etwa gelten als hipp. Doch der dortige hohe Arbeits- und Termindruck liege nicht jedem.

„Wer im Medienbereich arbeiten will, dem empfehle ich in jedem Fall ein Praktikum“, sagt Rica Kolbe. Das sei in vielen Unternehmen auch die Voraussetzung für einen Ausbildungsplatz. Hierfür kann man entweder die Schulferien nutzen oder, wenn es nicht gleich mit dem gewünschten Ausbildungsplatz klappt, ein Praktikum nach dem Schulabschluss anschließen. Eltern sollten ihren Kindern diese Option offen halten. „Eine vernünftig zeitlich begrenzte Praktikumsphase ist nicht verlorene Lebenszeit, sondern gewonnene Lebenserfahrung.“  (dpa)

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