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Bankkaufmann: Einfühlsame Geldberater

Eine Ausbildung zum Bankkaufmann ist meist nicht das Ende der Karriereleiter. Dabei ist Kommunikation wichtiger als Mathematik.

Hilmar Kopper hätte gerne Architektur studiert. Aber sein Vater riet ihm: „Eine Banklehre kann nie schaden“. Und daran hat sich der Sohn auch gehalten. Geschadet hat es tatsächlich nicht: Kopper hat es bis zum Chef der Deutschen Bank gebracht. Eine Ausbildung zum Bankkaufmann gilt immer noch als solide Karrieregrundlage. Ständige Weiterbildung ist dafür allerdings wichtiger denn je. Nach mehreren schwierigen Jahren mit deutlichem Stellenabbau sind die Perspektiven in der Finanzbranche für den Nachwuchs wieder besser geworden.

Wie begehrt eine in der Regel dreijährige Ausbildung in der Branche ist, zeigt sich gerade bei der Deutschen Bank: „Wir stellen gut 600 Azubis pro Jahr ein“, sagt Judith Roth, die für die Berufsausbildung zuständig ist. „Einen Großteil unserer Mitarbeiter im Privatkundengeschäft bilden wir selbst aus.“ Das Auswahlverfahren ist aufwendig. „Wir haben ein Mini-Assessment-Center entwickelt.“ Von den jährlich rund 23.000 Bewerbern werden etwa 2000 bis 3000 dazu eingeladen. „Beim letzten Mal haben wir dann 654 als Auszubildende eingestellt.“ Die Chance auf eine Übernahme ist gut: „Es bleiben zwischen 65 und 75 Prozent“, sagt Roth. „Die Deutsche Bank ist ein großes Haus mit 770 Filialen. Das ist ein großer Vorteil für alle, die mobil sind.“ Rund 12.000 Auszubildende gibt es bundesweit. Die Erwartungen an Bewerber sind insgesamt nicht ohne: „Von unseren Azubis haben 70 Prozent Abitur, 30 Prozent einen Abschluss von der Real- oder Höheren Handelsschule“, erzählt Matthias Saecker von der Hamburger Sparkasse (HASPA).

Viele Jugendliche haben nach Saeckers Erfahrung falsche Vorstellungen von der Arbeit in der Bank: „Sie glauben, man muss vor allem mathematisch besonders bewandert sein.“ Das stimme so nicht, auch wenn man natürlich Dreisatz und Prozentrechnen beherrschen solle. Beim Auswahlverfahren wird auch nach grundlegenden Wirtschaftskenntnissen geguckt und nach sozialen Kompetenzen: „Kann der Betreffende aktiv zuhören, auf Argumente eingehen, sich ausdrücken? Das ist auch im Kundengespräch das A und O“, sagt Saecker.

Die Perspektiven für den Nachwuchs seien „momentan glänzend“, sagt Ingolf Jungmann von der Frankfurt School of Finance and Management. Nach den schwierigen Jahren am Anfang des Jahrtausends kämpften viele Banken inzwischen wieder um qualifizierten Nachwuchs. 2005 zählte die Branche rund 693.000 Mitarbeiter, etwa 80.000 weniger als fünf Jahre zuvor. Doch der deutliche Stellenabbau sei vorbei. Vor allem im Vertrieb seien die Chancen für Berufsanfänger mit Talent in der Kundenberatung ausgesprochen gut. „Das gilt aber auch für das Investmentbanking oder die Analystenbereiche“, sagt Jungmann.

Für die Karriere in der Bankbranche ist die Ausbildung zum Bankkaufmann meistens nur die Grundlage. Deswegen wurde schon vor gut 50 Jahren die Bankakademie in Frankfurt gegründet, die ständige Weiterbildung und Spezialisierung ermöglichen sollte, 1990 kam eine eigene Hochschule hinzu. Beide sind inzwischen zur Frankfurt School of Finance and Management fusioniert. „Die Ausbildung ist das Entrée“, sagt Jungmann. „Aber das reicht nicht. Die Geschwindigkeit der Veränderungen hat noch zugenommen.“ Deshalb qualifizieren sich viele Berufsanfänger direkt nach der Ausbildung auch zum Bankfachwirt weiter. Dieser viersemestrige Studiengang schließt mit einer IHK-Prüfung ab. In der Regel läuft die Weiterbildung berufsbegleitend, manchmal ist sie sogar schon in die Ausbildung integriert.

Wer sich noch weiter qualifizieren möchte, kann auch ein Bachelor-Studium anschließen: Verschiedene Hochschulen bieten Studiengänge wie Banking and Finance, Computer Science, aber auch Philosophy and Economics an. Dafür ist dann allerdings – anders als beim Bankfachwirt – meist Abitur Voraussetzung. Bei den siebensemestrigen Studiengängen ist in Frankfurt ein Auslandssemester Pflicht. Die Studenten gehen zum Beispiel in die USA, nach Großbritannien oder Australien und immer öfter nach Russland, China oder Dubai“, sagt Jungmann.

Der Weg bis ganz nach oben dürfte allein mit einer Banklehre heute schwierig werden. Hilmar Koppers Nachfolger Josef Ackermann ist bereits promovierter Wirtschaftswissenschaftler. (mit dpa)

www2.bibb.de/tools/aab/aab_start.php

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