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Die Strategen. Welcher Abschluss gefordert wird, hängt vom Arbeitgeber ab. Bei klassischen Strategieberatungen darf es gerne ein Doktor sein. In der prozessorientierten Beratung, etwa im IT-Bereich, kann auch schon ein Bachelor genügen. Foto: picture-alliance/dpa

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Berater: Consultingfirmen suchen Nachwuchs

Nach der Krise stellen Consultingfirmen wieder mehr Berater ein. Das Studienfach ist Nebensache, ein Titel wird allerdings gern gesehen.

Gute Nachricht für analytische Köpfe mit Hochschulabschluss und Ambitionen: Deutsche Consultingfirmen brauchen verstärkt Nachwuchs. „Aktuell werden wieder gute Berater gesucht, auch in den Einstiegspositionen“, sagt Klaus Reiners vom Bundesverband der Deutschen Unternehmensberatungen (BDU). Keine Selbstverständlichkeit, denn spurlos war die Wirtschaftskrise an den Unternehmensberatungen nicht vorbeigegangen. Nach einem Minus von drei Prozent im Krisenjahr 2009 rechnet der BDU mit einen wachsenden Umsatz im einstelligen Bereich für die Gesamtbranche.

Der Beruf lockt mit hohen Gehältern. Das klassische Bewerberprofil gibt es nicht. „Betriebswirte, Wirtschaftsingenieure wie Maschinen- oder Elektrotechnikingenieure, aber auch Absolventen aus den Bereichen Physik, Chemie und Medizin kommen in Frage“, sagt Reiners und nennt eine einfache Formel für Kandidaten: Vor allem interessiert und gut ausgebildet müssen sie sein.

Das bestätigt Diana Eid, Chef-Recruiterin beim internationalen Consultingunternehmen Bain & Company. „Ein Historiker hat bei uns die gleichen Chancen wie ein BWL-Student“, sagt Diana Eid. Der Bewerber müsse für einen erfolgreichen Einstieg in die Unternehmensberatung aber für Wirtschaftsthemen brennen. Das sei eben eher der Fall bei wirtschaftsnahen Studiengängen, aus denen daher auch fast 60 Prozent der Berater bei Bain & Company stammen. 100 Berufseinsteiger in Anstellung sucht das Unternehmen für das kommende Jahr. Das sind doppelt so viele wie 2009.

Welcher Titel von den Bewerbern gefordert wird – ob Bachelor, Master oder Diplom –, hängt laut Branchenverband BDU meist von den einzelnen Unternehmen ab. An den Hochschulabschluss sind dann die Einstiegsposition und das Gehalt gekoppelt. Auch der Doktortitel und der Master of Business Administration (MBA) sind im Consulting gern gesehen. „Ein Doktortitel zum Beispiel zeigt, dass sich die Person motivieren und mit schwierigen Fragestellungen auseinandersetzen kann“, bestätigt Bain-Recruiterin Diana Eid.

Jörg Glaser-Gallion von der mittelständischen Strategieberatung Management Partner schaut bei den neuen Abschlüssen des einheitlichen europäischen Hochschulsystems genau hin. „Der Bewerber muss mindestens einen Master mitbringen“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter. „Ein Bachelor reicht bei uns für den Einstieg nicht aus.“ Auch der MBA überzeugt die Personaler bei Management Partner noch nicht vollständig und wird bisher deutlich niedriger eingestuft als der Abschluss als Diplom Kaufmann. „Es bestehen für unsere Ansprüche noch Qualitätsunterschiede“, sagt Manager Glaser-Gallion. „Beim MBA vermissen wir häufig noch den inhaltlichen Tiefgang.“

Im kommenden Jahr sind bereits drei neue Juniorberater unter Vertrag genommen, drei weitere werden voraussichtlich folgen. „Wir werden damit doppelt so viele Berufseinsteiger einstellen können wie in diesem Jahr“, sagt Glaser-Gallion. Zwei der Neuen haben einen betriebswirtschaftlichen Abschluss, die dritte hat Psychologie studiert. Verbandssprecher Klaus Reiners verweist bei den geforderten Abschlüssen auch auf die unterschiedlichen Ausrichtungen der Beratungsfirmen: So könne ein Bachelor bei prozessorientierter Beratung im IT-Bereich beispielsweise den Ansprüchen vollends genügen, da dort häufiger berufsbezogener gearbeitet werde als bei den klassischen Strategieberatern.

Auch interne Fortbildungsprogramme der Consultingfirmen bieten häufig die Möglichkeit, Abschlüsse wie MBA oder Promotion berufsbegleitend zu machen. Allen Consultern von Bain & Company steht diese Option grundsätzlich offen, zu jeder Zeit befinden sich laut Unternehmen rund ein Drittel der jungen Berater im Post Graduate Programm.

Katharina Sommerrock, Beraterin bei Bain & Company am Standort München, beschloss nach zwei Jahren Berufspraxis, zu promovieren. Mit dem firmeninternen Programm nahm die 31-jährige Diplom-Kauffrau sich eine zweijährige Auszeit vom Tagesgeschäft und widmete sich ganz der Wissenschaft. Ihre Doktorarbeit zu sozialen Entrepreneuren, die soziale Probleme mit wirtschaftlichen Ansätzen lösen, wurde in diesem Jahr mit dem Kulturpreis Bayern ausgezeichnet. „Mich hat die Abwechslung gereizt“, sagt Katharina Sommerrock. „Wissenschaftlich in einem ganz anderen Bereich zu arbeiten und dabei meine Arbeitsweisen als Beraterin einzubeziehen, war eine spannende Aufgabe.“ Finanziell wurde sie von ihrem Arbeitgeber unterstützt, der ihr über die Promotionszeit ein Jahresgehalt zahlte. „Natürlich gibt es vertragliche Bindungen an das Unternehmen für die Zeit danach“, sagt Diana Eid. „Die können aber unter bestimmten Umständen auch gelöst werden.“

Anders handhabt das die Beratung Management Partner. „Wir knüpfen keine Bedingungen an die berufsbegleitende Promotion“, sagt Jörg Glaser-Gallion. „Wir setzen auf ein Geben und Nehmen, und haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht.“ Über Teilzeitverträge wird das Einkommen gesichert und die Arbeitszeit flexibel gestaltet. Von den 90 Mitarbeitern nutzen im Jahr etwa ein bis zwei Berater die interne Förderung.

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ANFÄNGER

Juniorberater steigen mit einem Gehalt zwischen 37 300 und 52 500 Euro in die Branche ein, so die Hamburger Gehaltsberatung Personalmarkt. Nach zwei Jahren Berufserfahrung verdient man dann zwischen 43 300 Euro und 77 300 Euro im Jahr.

FORTGESCHRITTENE
Seniorberater mit mehr als fünf Jahren Berufserfahrung steigen auf der Gehaltsleiter noch weiter nach oben und können mit
56 800 Euro bis 103 000 Euro jährlich rechnen.

GROSSE FISCHE
Das Einkommen hängt neben der Qualifikation, der Marktsituation und dem eigenen Verhandlungsgeschick auch vom Stellenwert des Unternehmens ab. Große Consultinghäuser bewegen sich an der oberen Gehaltsgrenze, kleinere mit bis zu 100 Mitarbeitern eher an der unteren.

EXOTEN
Für die Gehaltsverhandlungen hat Klaus Reiners vom Bundesverband der Deutschen Unternehmensberatungen (BDU) noch einen Tipp: Wer besondere Qualifikationen mitbringt, etwa Mandarin als exotische Fremdsprache beherrscht, kann auch finanziell nochmals punkten. tha

Susanne Thams

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