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FU Berlin

© Thilo Rückeis

Career-Services: Erst studieren, und dann!

Fast jede Berliner Hochschule hat eine Karriere-Beratung, die Studenten für den Job fit macht. Sie können dort Bewerbungsmappen checken lassen und an Seminaren oder Jobbörsen teilnehmen.

Die 130 000 Berliner Studenten haben ohnehin gute Chancen einen Job zu finden. Die Arbeitslosigkeit unter Akademikern liegt bei unter fünf Prozent und die gute wirtschaftliche Lage führt dazu, dass in vielen Studiengängen die Nachfrage der Unternehmen höher ist, als das Angebot an gut ausgebildeten Studenten.

Und: In Zukunft dürfte ihr Arbeitsmarktwert noch weiter steigen. Denn die Hochschulen setzen einiges daran, die Studenten nicht nur fachlich zu qualifizieren, sondern sie auch besser für den Job fit zu machen: An den meisten Berliner Hochschulen gibt es inzwischen Karrierezentren. Diese unter anderem aus EU- und Landesmitteln finanzierten Einrichtungen sind vor fünf bis zehn Jahren nach amerikanischem Vorbild entstanden und heißen Career Contact, Career Service oder Career Center. Hinter diesen Namen verbergen sich Teams aus Pädagogen, Psychologen, Soziologen und Wirtschaftsfachleuten. Sie bieten eine Vielzahl berufsvorbereitender, meist kostenloser Trainings und kooperieren zunehmend auch mit internationalen und nationalen Unternehmen.

Für die Wirtschaft bringt das viele Vorteile. Selbst die allseits nachgefragten Informatiker müssen in vielen Unternehmensbereichen neben „exzellentem Fachwissen auch Softskills, wie etwa Teamfähigkeit und Kommunikationsgeschick mitbringen“, sagt Personalentwickler Peter Künstle von der Lufthansa Systems Berlin GmbH. Die werden nun nicht erst in den Firmen, sondern bereits an den Hochschulen gelehrt.

An der Technischen Universität zum Beispiel finden diverse Workshops zu solchen Kompetenzen statt. In praxisorientierten Prepare-Programmen haben Studenten dann die Gelegenheit, die neu gewonnenen Fertigkeiten an realitätsnahen Aufgaben zu erproben. So wie Jens Hübner, der kurz nach seinem Studium der Technischen Informatik zusammen mit Kommilitonen anderer Fachrichtungen für den Stromkonzern Vattenfall ein Marketingkonzept entwickelte. Dass der Erfolg dieser beruflichen Trockenübung nicht allein vom fachlichen Know-how abhängt, wurde ihm schnell klar. „Das Programm hat mir gezeigt, dass in der Praxis auch soziale und kommunikative Probleme geknackt werden müssen“, resümiert Hübner mit Blick auf die komplexen Anforderungen der Teamarbeit.

Mit positiven Erfahrungen und Eindrücken gehen fast alle Studenten aus den Veranstaltungen der Career Center nach Hause, wie zahlreiche Teilnehmerbefragungen an den Hochschulen belegen. Dabei ist egal, ob es sich um die regelmäßig angebotenen Bewerbungstrainings oder um die erfolgreichen Assessment-Kurse an der Berliner Fachhochschule für Wirtschaft handelt. Die Attraktivität der Career Center erklärt sich aber nicht allein aus dem reichhaltigen Angebot an Seminaren, Stipendien und Praktika. Besonders oft klopfen auch Geistes- und Sozialwissenschaftler bei den Karrierehelfern an.

„Viele von ihnen wissen gar nicht, welche Berufsfelder sie sich mit ihrem methodischen Wissen und sinnvollen Zusatzqualifikationen erschließen können“, berichtet Diplom-Psychologe Raimar-Erik Seefluth vom Career Service Network, einem studentischen Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, individuelle Karrierepotenziale und neue Jobperspektiven aufzuzeigen. Ähnliche Erlebnisse macht auch Rosmarie Schwartz-Jaroß, Leiterin des Career Center der Humboldt-Universität. In individuellen Gesprächen klären die Mitarbeiter, mit welchen Praktika, Stipendien oder Kursen die Studenten ihre Berufschancen maximieren können. Auch Studenten dieser Fachrichtungen kann hier also geholfen werden, sich beruflich zu orientieren.

Profis überprüfen neue Ideen

„Für Geisteswissenschaftler heißt es, über den Tellerrand ihres Faches hinauszublicken und sich auch betriebswirtschaftliches Wissen anzueignen“, meint Sven Weickert von der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg. So habe der Absolvent von morgen wirklich gute Chancen in den verschiedensten Branchen unterzukommen oder es mit einer eigenen Geschäftsidee eventuell vom Magister zum Manager zu bringen, glaubt Weickert. Nicht zuletzt deswegen bieten fast alle Career Center neben betriebswirtschaftlichen Weiterbildungen auch Existenzgründerseminare an. Externe Profis aus der Praxis prüfen hier, welche Ideen wirklich markttauglich sind, wie man sie erfolgreich in einen Businessplan gießt und kostengünstig finanziert.

Doch nicht nur ehrgeizige Betriebswirtschaftler oder gewiefte Geisteswissenschaftler profitieren von Seminaren zur unternehmerischen Selbstständigkeit. Künstler, die seit jeher als Freiberufler arbeiten, bekommen an der Universität der Künste (UdK) speziell auf ihr Berufsfeld abgestimmte Existenzgründerveranstaltungen geboten. „Unser Projekt ‚Zwischen Kunst und Kommerz' ist auf die kommende Generation kreativer Dienstleister zugeschnitten, hat großen Zulauf und ist bundesweit beispielgebend für andere Kunst- und Musikhochschulen“, erklärt Angelika Bühler, Leiterin des Career & Transfer Service Center der UdK.

Den Weg in den kreativen Arbeitsmarkt hat auch der freie Ausstellungskurator Philipp John beschritten und bislang nicht bereut. Der von der UdK veranstaltete Kurs über Selbstmarketing habe ihm vor allem geholfen, seine „Ausstellungskonzepte gezielter zu definieren und potenziellen Interessenten professioneller zu präsentieren.“ Sich seiner Stärken bewusst zu werden, sie weiter auszubauen und sie richtig einzusetzen, darin besteht die Kunst, die man an den Career Centern der Berliner Hochschulen erlernen kann. „Einen festen Job hat man damit zwar noch nicht in der Tasche“, meint Bettina Satory vom Career Service der TU, „aber doch gute Chancen, ihn recht bald zu bekommen.“

Jörg von Bilavsky

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