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Jobs & Karriere: Eintritt frei

Nicht nur die staatlichen, auch die privaten Schulen suchen dringend Pädagogen. Zwar gibt es dort meist weniger Geld, dafür aber mehr Spielraum für neue Konzepte

Nach acht Jahren an einem staatlichen Gymnasium war Detlef Franz reif für einen Wechsel. Die Schule funktionierte nur als Institution, aber nicht inhaltlich: „Etwas zu verändern, ein Schulprofil zu entwickeln, andere Unterrichtsmethoden einzusetzen oder Stunden flexibler zu organisieren, war nicht möglich“, sagt der Lehrer für Musik, Sport und darstellendes Spiel. Er suchte nach einer Alternative – und fand sie in Berlin-Mitte.

Im vergangenen Sommer wechselte er an die neu gegründete weiterführende Evangelische Schule Berlin Zentrum. Das Konzept der Schule hat ihn überzeugt. Die Schüler werden individuell gefördert und führen wöchentliche Entwicklungsgespräche mit den Lehrern, lobt er. Als Tutor hat er die Möglichkeit, sich um 13 Schüler intensiver zu kümmern. Es gibt flexible Lehrpläne, fächerübergreifenden und jahrgangsgemischten Unterricht. „Beruflich bin ich heute sehr zufrieden“, sagt der 40-Jährige. Der Preis dafür war hoch: Er gab den Beamtenstatus auf – und verdient heute im Monat 700 Euro weniger .

In Berlin gibt es 209 Schulen in privater Trägerschaft. Und es werden immer mehr: „Die Zahl der Gründungen steigt stetig an“, sagt Christiane Witek vom Verband Deutscher Privatschulverbände (VDB). Das ist in Berlin und bundesweit so. Und immer mehr Lehrer sind gefragt. Seit 1995 ist die Zahl der an Privatschulen beschäftigten Pädagogen bundesweit von rund 40 000 auf über 55 000 gestiegen.

Die Chancen, an einer Privatschule einen Stelle zu finden, sind nach wie vor gut. „Den akuten Lehrermangel, der zur Zeit an den staatlichen Schulen herrscht, findet man in abgeschwächter Form auch an Privatschulen“, sagt Witek. Lehrer sind gesucht, besonders, wenn sie naturwissenschaftliche Fächer unterrichten.

Gelehrt wird an den privaten, was auch auf dem Rahmenplan der staatlichen Schulen steht. Die allgemeinen Arbeitsbedingungen sind ähnlich. Das Stundenkontingent ist in etwa gleich, Privatschullehrer haben Urlaub, wenn die Kollegen an staatlichen Schulen Ferien haben. Der entscheidende Unterschied sind die pädagogischen oder inhaltlichen Konzepte, nach denen die Schulen arbeiten. Sie unterrichten religionsorientiert oder nach bestimmten pädagogischen Schwerpunkten, sie fördern besonders Fremdsprachen oder haben einen Schwerpunkt auf Musik oder Sport. „Für Privatschulen spricht, dass die Klassen kleiner sind, die Atmosphäre familiär ist und pädagogische Konzepte sich leichter und unbürokratischer umsetzen lassen“, sagt Frank Olie, Direktor des Gymnasiums der Königin-Luise-Stiftung in Dahlem. Dafür müssen die Lehrer aber meist ein niedrigeres Gehalt in Kauf nehmen als die Kollegen an den staatlichen Schulen.

Die Bezahlung der Lehrer bestimmt der Schulträger. Doch dabei ist er nicht ganz frei. „Um konkurrenzfähig zu sein, orientieren sich viele Privatschulen zunehmend am Tarifvertrag der Länder (aus dem Berlin ausgetreten ist) oder nach dem Bundesangestelltentarif (BAT), sagt Helmut Klein, Bildungsexperte am Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln.

Das angestellte Lehrer in Berlin ab 1. August knapp 50 Prozent mehr Gehalt bekommen, wird auch die Bezahlung an Privatschulen beeinflussen. Denn: Nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichtes darf das Lehrergehalt an Privatschulen höchstens 25 Prozent niedriger sein als an staatlichen Schulen. Man könne davon ausgehen, dass es in den Bundesländern, in denen Lehrer an staatlichen Schulen gut bezahlt werden, auch den Lehrern an Privatschulen besser gehe, sagt Klein.

Die Bezahlung an den Schulen der Königin-Luise-Stiftung zum Beispiel orientiert sich an der Vergütung angestellter Lehrer im öffentlichen Schuldienst, sagt Direktor Olie. Die Lehrer an evangelischen Schulen hingegen werden nach einem eigenen Tarifvertrag der Kirche (TV-EKBO), der sich am TV-L orientiert, vergütet. So verdient ein Grundschullehrer, der wöchentlich 28 Unterrichtsstunden unterrichtet, nach Angaben der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) etwa 2440 Euro brutto im Monat. Eine Studienrätin, die 26 Unterrichtsstunden gibt, bekommt nach fünf Jahren 3225 Euro. Den Höchstsatz von monatlich 4210 Euro brutto kann ein Lehrer nach zehn Jahren erreichen. Außerdem gibt es für Lehrer, die Eltern sind, je Kind einen monatlichen Zuschlag von 100 Euro brutto.

Wer an einer privaten Schule Lehrer werden will, muss in der Regel die gleiche Ausbildung vorweisen, wie Lehrer an staatlichen Schulen, das heißt ein erstes Staatsexamen, das an einer Hochschule abgeschlossen wird, und ein anschließendes Referendariat, das mit einem zweites Staatsexamen endet. Einige Privatschulen verlangen, je nach Profil, Zusatzqualifikationen. „Für unsere Schulen mit Montessoripädagogik ist eine entsprechende Ausbildung unerlässlich“, sagt die Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Schulstiftung, Anita Mächler.

Pia Effront-Fink, die Geschäftsführerin der dreisprachige Moserschule in Westend legt nicht nur Wert auf Auslandserfahrung: „Mir ist wichtig, dass unsere Lehrer mehr als nur die Schule kennen und über den eigenen Tellerrand schauen können". Sie begrüßt es, wenn Bewerber etwa ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht und in anderen Arbeitsgebieten oder Unternehmen Erfahrungen gesammelt haben. Das schlage sich auch in der Vergütung nieder. Religiös orientierte Schulen wie die evangelischen Schulen fordern von den Lehrern, die unbefristet beschäftigt werden – anders als von den Schüler – dass sie der Kirche angehören.

Wer an einer Privatschule arbeiten will, kann sich initiativ bewerben. Außerdem schreiben die Schulen Stellen aus, etwa auf ihren Webseiten. Gewöhnlich wird zum Halbjahr oder im Sommer eingestellt. Der Vertrag kann unterzeichnet werden, wenn der Berliner Senat der Einstellung zugestimmt hat.

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