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Fangfragen: Warum Sie?

Wie man im Vorstellungsgespräch die richtigen Antworten auf Fangfragen findet.

„Warum sollten wir gerade Sie einstellen?“ Kandidaten, die im Bewerbungsgespräch auf diese Frage dann antworten, dass sie der Richtige für die Stelle sind, haben eigentlich schon verloren. Denn hinter der scheinbar harmlosen Frage verbirgt sich eine Fangfrage, die den Bewerber überraschen soll.

Personaler möchten keine auswendig gelernten Standardsätze aus dem Ratgeber hören. Die ideale Antwort lässt sich zwar nicht vorformulieren. Trotzdem können sich Kandidaten vorbereiten.

Viele Bewerber machen den Fehler, die eigentliche Absicht hinter einer solchen Frage nicht zu erkennen: „In der Art und Weise wie der Betroffene erklärt, warum er für die Stelle geeignet ist, offenbart er unbewusst seine Stärken und Schwächen“, sagt Bewerbungscoach und Autor Heiko Lüdemann aus Stuttgart. Mit solchen Fragen verfolgen Personaler bestimmte Ziele. Zum einen wollen sie überprüfen, wie gut sich der Bewerber vorbereitet hat, zum anderen wollen sie auch eventuellen Lügen aus dem Lebenslauf auf die Schliche kommen.

„Bewerber dürfen sich auf gar keinen Fall in Widersprüche verwickeln“, warnt Lüdemann. Denn genau dann werde nachgehakt. Gerade Fragen, die mit der Stellenausschreibung scheinbar nichts zu tun haben, eignen sich, um den Bewerber auf dem falschen Fuß zu erwischen. Denn auf Fragen wie „Vergleichen Sie sich mit einer bekannten Persönlichkeit aus dem 19. Jahrhundert und sagen Sie warum“ können wohl die Wenigsten spontan das „Richtige“ sagen. „Häufig will der Verantwortliche auch einfach sehen, wie der Bewerber mit Stress zurecht kommt“, erklärt der Psychologe Ernst Fay aus Bonn, der Unternehmen bei der Personalauswahl berät.

Klassiker unter den Fangfragen ist auch die Aufforderung, Stärken und Schwächen der eigenen Person zu nennen. Dabei sollten Betroffene aufpassen, dass sie nicht dem Trugschluss erliegen und versuchen, dem Personaler eine Stärke als Schwäche zu verkaufen. Bei den Stärken beruft sich der Bewerber idealerweise auf soziale und fachliche Kompetenzen, die er an ein bis zwei konkreten Beispielen belegen kann, rät Steffen Westermann vom Büro für Berufsstrategie in Berlin. „Bei dieser Frage sollte man auch eine echte Schwäche nennen, die allerdings für die angestrebte Position nicht so relevant ist“, rät Fay.

Bestimmte Formulierungen vor dem Gespräch auswendig zu lernen, ist keine gute Taktik: „Wenn die Antworten wie aus der Pistole geschossen kommen, wirkt das unsympathisch“, warnt Lüdemann. Eine typische Fangfrage ist auch die Frage nach dem vorgestellten Gehalt. „Wer nur eine Summe nennt, läuft Gefahr, sehr materialistisch rüberzukommen“, mahnt Lüdemann. Zwar sollte der Bewerber Gehaltsvorstellungen angeben, diese aber in Bezug zu dem setzen, was er zu leisten bereit ist. Gut angebracht sei ein Zusatz wie „Ich weiß, das ist eine Menge Geld, aber ich bin bereit, meine Leistung daran messen zu lassen“.

Ist der Bewerber mit einer bestimmten Fangfrage komplett überfordert, sollte er zunächst versuchen, Zeit zu gewinnen: „Wer zu Beginn des Gesprächs gefragt wird, ob er etwas trinken möchte, sollte ein Glas Wasser nehmen“, rät Lüdemann. Durch einen Schluck Wasser gewinnt er Zeit, um sich eine gute Antwort zu überlegen. Wenn die Erleuchtung komplett ausbleibt, kann der Betroffene ruhig zugeben, dass ihm dazu gerade nichts einfällt. Das wirkt laut Westermann offen und ehrlich und sei immer noch besser, als gar nichts zu sagen.

Der Experte aus Berlin rät Bewerbern außerdem, sich eine gewisse Schlagfertigkeit anzutrainieren: „Das kann man gut mit Freunden oder Bekannten üben. Die denken sich unangenehme Fragen aus, auf die der Bewerber möglichst gelassen und höflich antworten muss“. dpa

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