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Fernstudium: Weiterbildung per Mausklick

Die Vorlesung online: Ein Fernstudium übers Internet eröffnet neue Perspektiven für Berufstätige. Doch viele Teilnehmer unterschätzen die lange zusätzliche Belastung einer Weiterbildung neben der Familie und dem Job.

Vor dem Computer sitzen und lernen ist für Robert Schnabel Alltag. Er hat sich vor drei Jahren für den Studiengang Medieninformatik als Fernstudium entschieden. Täglich zwei Stunden paukt der 28-jährige Potsdamer online. Ganz unterschiedliche Fächer wie Mathematik, Informatik oder Multimediaprogrammierung stehen für ihn auf der Tagesordnung. Ursprünglich hat er eine Ausbildung zum Mediengestalter für Bild und Ton absolviert und jahrelang als Kameramann gearbeitet. Ausschlaggebend für ihn war „das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Ich möchte mich weiterentwickeln und auch für andere Jobs gerüstet sein“. Das Fernstudium war für ihn berufsbegleitend die optimale Chance.

Das Konzept hinter dem Online-Fernstudium ist einfach: Die Vorlesungen werden in enger Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Brandenburg online gehalten und auch aufgezeichnet. So hat jeder Student die Chance, verpasste Vorträge zu wiederholen. Die Professoren sind per Chat, Telefon und Email erreichbar. Außerdem bekommen alle Studienteilnehmer umfangreiches Lehrmaterial zugeschickt. Die Vorteile des DistancE-Learnings liegen für den 28-Jährigen klar auf der Hand, auch wenn es viel Arbeit und Disziplin bedeutet. „Ich muss das Material schon ganz genau durcharbeiten. Macht man es nicht, kommt man nicht mit. Hier besteht nicht die Chance, einfach mit durchzurutschen. Ein Nachteil ist aber, dass mir der direkte, persönliche Kontakt zu Lerngruppen fehlt.“, sagt Robert Schnabel.

Die Varianten des Studierens über das Internet sind vielfältig. Sie reichen von Lerngruppen in Onlineforen, über virtuelle Vorlesungen bis hin zu Lehrmaterialien auf Internetseiten. Eins haben die unterschiedlichen Formen aber alle gemeinsam: die technischen Voraussetzungen für den Studenten sind minimal. Oft genügt ein internetfähiger Computer. Die Bandbreite der Abschlüsse reicht vom Bachelor, über den staatlichen geprüften Techniker bis hin zur Fachhochschulreife. Auch die Themenvielfalt spricht für sich. Das Spektrum reicht von Wirtschaft bis Technik, von Sprachen bis Kunst. „Seit Jahren nimmt die Zahl von Anbietern, Teilnehmern und Programmen weiter zu. Es sind sowohl öffentliche als auch private Einrichtungen. Die Nachfrage ist auf jeden Fall da, aber das Potential ist noch längst nicht ausgeschöpft.“, sagt Dr. Martin Hendrik Kurz vom Forum Distance-Learning, dem Fachverband für Fernlernen und Lernmedien e.V.

Die Vorzüge des Online-Fernstudiums hat eine Untersuchung der Stiftung Warentest herausgearbeitet. „Der größte Vorteil ist mit Abstand die Flexibilität. Der Student selbst entscheidet, wann er sein Material durcharbeitet, egal ob daheim, im Hotel auf Dienstreise oder im Zug. Er kann sich seine Zeit frei einteilen. Außerdem gibt es in diesem Bereich bisher kaum schwarze Schafe, vor denen gewarnt werden muss“, sagt Michael Cordes von der Stiftung Warentest – Abteilung Weiterbildungstests. „Auf der anderen Seite ist der Punkt Motivation nicht zu unterschätzen. Es hängt sehr stark von der eigenen Disziplin ab, ob und wie schnell man seine Weiterbildung abschließen kann.“, so Cordes. Ganz grundsätzlich gelte, je schwerer ein Fach, umso höher sei die Abbruchquote. Das bestätigt auch Elmar Thiel der Hamburger Akademie für Fernstudien. Ein weiterer Faktor sei, ob ein Kurs aus privaten oder beruflichen Gründen begonnen wurde. Der Job motiviere meist mehr, als ein privater Traum, der erfüllt werden soll. Auch nicht unwichtig ist, wie lange eine Weiterbildung geht. „Die reichen bei uns von neun Monaten im Kunstbereich bis hin zu drei Jahren, wenn jemand zum Beispiel seinen staatlich geprüften Techniker absolvieren möchte.“, sagt Elmar Thiel von der Hamburger Akademie.

Viele Teilnehmer unterschätzen die lange zusätzliche Belastung einer Weiterbildung neben der Familie und dem Job. Mit diesem Thema hat sich Markus Deimann, Mitarbeiter der Fernuniversität in Hagen, beschäftigt. Er hat im vergangenen Jahr das Buch „Besser wollen! Motiviert sein und motiviert bleiben für persönliche und berufliche Ziele“ veröffentlicht. „Viele, die sich für ein weiterbildendes Studium entscheiden, haben bereits eine Familie und stehen fest im Berufsleben. Sie erfüllen sich mit der Weiterbildung oft noch einen zusätzlichen Traum, machen sich im Vorfeld aber kaum Gedanken darüber, wie das zeitlich realisiert werden kann.“, sagt Deimann.

Der Autor hat mehrere Strategien entwickelt, mit denen die Motivation nicht auf der Strecke bleibt. Als ersten Schritt empfiehlt der Autor unter willenstest.fernuni-hagen.de einen Test, um den eigenen Lern- und Motivationstyp zu ermitteln. „Der Wille kann hier ruhig als Muskel angesehen werden, der immer wieder trainiert werden muss – aber nicht erst im Motivationsloch, sondern bereits zum Start der Weiterbildung.“, empfiehlt Markus Deimann.

Aber das Durchhalten lohnt sich. Große Unternehmen und auch der Mittelstand sind durchaus offen für die Absolventen der DistancE-Learning-Weiterbildungen, wie der Fachverband für Fernlernen und Lernmedien berichtet. „Nicht selten bekommen diese Mitarbeiter Anerkennung für ihre hohe Flexibilität und Einsatzbereitschaft. Das ist neben dem erworbenen Wissen noch ein weiterer Vorteil“, sagt Martin Hendrik Kurz vom Verband. Die meisten Weiterbildungen müssen selbst getragen werden, doch Unterstützung gibt es über Bildungsschecks und Darlehen bis hin zu einem breiten Angebot von Kursen, die teilweise von der Agentur für Arbeit getragen werden.

Doch wie den richtigen Lehrgang finden? Eine Gelegenheit, sich über Ausbildung, Betreuung und den technischen Ablauf der Online-Weiterbildungen zu informieren, ist der bundesweite Fernstudientag am 26. Februar, Schwerpunkt Distance-Learning. Zahlreiche Anbieter informieren hier online oder bei einem Tag der offenen Tür über Möglichkeiten.

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