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Naive Randfigur?

© dpa-tmn

Frauen im Job: Machtspiele

Das ist doch affig – so denken Frauen oft, wenn Männer sich im Job wichtig machen. Damit haben sie vielleicht recht, doch das nützt ihnen wenig. Am Ende könnten sie das Nachsehen haben.

Die Kollegin ist bestens ausgebildet, gibt im Job alles – und doch zieht der Kollege auf der Karriereleiter an ihr vorbei. So ein Fall ist typisch. Denn die meisten Frauen machen seltener und langsamer Karriere als ihre männlichen Kollegen. Manchmal steht das berufliche Vorankommen für sie auch gar nicht an erster Stelle. Manchmal liegt es aber auch an typischen Karriere-Irrtümern von Frauen.

Studien zeigen: In Spitzenpositionen von Unternehmen sind Frauen nach wie vor wenig vertreten. Unter den Führungskräften der deutschen Privatwirtschaft stagniert der Frauenanteil bei etwa 27 Prozent. Und selbst als Führungskräfte verdienen Frauen weniger als ihre männlichen Kollegen. Das belegt der Führungskräfte-Monitor 2010 vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.

„Die Frauen haben zwar bei der Qualifikation aufgeholt, treten aber auf der Stelle“, lautet das Fazit der Studienautorin Elke Holst. Das liege unter anderem daran, dass Frauen ihre Karriereplanung anders angehen als Männer und nicht so gezielt verfolgen, meint der Karriereberater Martin Wehrle aus Jork bei Hamburg. „Frauen finden die Machtspiele der Männer oft albern und sagen: 'Ich spiel doch nicht im Sandkasten.'“ Man könne zwar die Karrierespielregeln berechtigterweise durchaus für albern halten. „Aber richtig ist auch: Wer ein Spiel gewinnen will, muss die Regeln kennen und beachten“, sagt Wehrle. Denn: Einige Frauen würden durchaus auch gerne bis ins gehobene Management aufsteigen.

„Darum empfiehlt es sich, erst gewisse Spielregeln zu akzeptieren, um sie dann – wenn man die entsprechende Macht hat – so zu verändern, dass der Sandkasten schließen kann.“

Was aber machen Frauen eigentlich anders? „Sie sind viel eher der Meinung, dass Leistung für sich spreche“, sagt Wehrle. Sie erwarteten zum Beispiel, dass ihr Chef sie anspreche, wenn es um Gehaltserhöhungen oder Beförderungen gehe – nach dem Motto: „Der muss doch sehen, was ich leiste!“. Doch tatsächlich gelte in der Geschäftswelt: Nur wer fordert, wird gefördert, betont Karriereberater Wehrle. „Frauen sind in diesem Punkt oft zu zurückhaltend.“

Das hat auch Claudia Menne beobachtet, die sich beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) in Berlin mit Frauen- und Gleichstellungspolitik befasst. „Frauen warten oft zu lange, bis sie nach einer Gehaltserhöhung fragen“, sagt sie. Dabei sei es wichtig, das Gespräch zu suchen. „Der Chef denkt oft gar nicht daran, das Thema von sich aus anzusprechen.“ Auch ticken viele Frauen anders, wenn es um das Knüpfen von Kontakten geht: „Männer bilden informelle Netzwerke, trinken zusammen Bier und schachern sich Positionen zu“, erläutert Wehrle.

„Frauen verlassen sich auf den offiziellen Dienstweg und treffen sich viel zu selten nach dem Feierabend, zum Plaudern und auch zum Netzwerken mit Kollegen. Dabei werden viele Positionen inoffiziell vergeben und viele wichtige Beschlüsse schon im Vorfeld von Meetings getroffen.“ Der Dienstweg führe also häufig in die Irre, weiß der Berater.

Ein weiterer Fehler von Frauen ist es, zu bescheiden aufzutreten. Das geht aus einer weiteren DIW-Studie hervor. „Das Einkommen, das Frauen für sich als gerecht ansehen, liegt überraschenderweise unter dem Einkommen, das Männer real erzielen“, heißt es darin. Die Zurückhaltung zeige sich bei ungelernten Hilfskräften ebenso wie bei Akademikerinnen. Ein Grund dafür liegt auch darin, dass Frauen häufig in typisch weiblichen Berufen tätig sind, in denen das Lohnniveau niedriger ist als in Männerberufen. Daher verglichen sie ihr Gehalt eher mit dem anderer Frauen und stellten so geringere Forderungen.

In den vergangenen Jahren hat sich laut DGB-Expertin Menne aber bereits einiges verändert. „Junge Hochschulabsolventinnen sind oft deutlich selbstbewusster als Frauen früherer Generationen“, sagt sie. Sie informierten sich genau über Themen wie Strategien beim Bewerbungsgespräch. „Auch einige Hochschulen geben sich mittlerweile große Mühe, junge Frauen entsprechend zu schulen.“

Ob die Frauen das allerdings in Bewerbungsgesprächen bereits umsetzen und sich selbstbewusst verkaufen können, sei fraglich. „Und in klassischen Ausbildungsberufen sind junge Frauen weiter ängstlicher als ihre männlichen Kollegen und lassen sich oft mehr ausbeuten.“ Frauen müssen nach Ansicht des Karriereberaters Wehrle daher zunehmend erkennen: „Karriere passiert nicht zufällig, man macht sie.“

Wer etwa in einem Team arbeite und aufsteigen wolle, müsse seinen Anteil an der Teamleistung hervorheben – sonst komme er nicht weiter. Er müsse auf Statussymbole wie ein Einzelbüro achten – statt darauf freiwillig zu verzichten, wie einige Frauen das tun, weil sie sich in der Gemeinschaft vielleicht wohler fühlen. Und vor allem brauche er klare Ziele.

„Ich empfehle Frauen, sich frühzeitig Karriereziele zu stecken und diese mit jedem Sprung in der Hierarchie zu überprüfen – manchmal trägt die Welle Frauen höher, als sie es selbst für möglich gehalten hätten.“ dpa

Aliki Nassoufis

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