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Frust im Büro: Der Spaßfaktor

Es spielt keine Rolle, für wen Sie arbeiten. Anderswo wird es auch nicht besser, sagen die Autoren des „Frustjobkillerbuches“. Wie Sie den Job, den Sie haben, zu dem machen, den sie wollen.

Sie sind unzufrieden mit Ihrem Job? Sie verdienen zu wenig, bekommen zu wenig Anerkennung und alle reden Ihnen rein? Nervt Sie der ewig gleiche Arbeitsalltag, ganz zu schweigen von den Kollegen und Kunden, die sowieso nicht ganz dicht sind? Damit sind Sie nicht allein. Egal ob selbstständig oder angestellt, berufserfahren oder Anfänger, Akademiker oder Handwerker – 90 Prozent der arbeitenden Bevölkerung sind von ihrem Job gefrustet.

Nachlesen kann man dieses erschreckende Ergebnis einer Gallup-Studie in dem Frustjobkillerbuch von Volker Kitz und Manuel Tusch, das in diesem Herbst auf den Markt gekommen ist – und es umgehend auf die ersten Plätze der Bestsellerlisten des Managermagazins und des Handelsblatts schaffte. Das Thema trifft ganz offensichtlich ins Mark der Gesellschaft.

Dass vier von fünf Arbeitstätigen unzufrieden sind, kann aber wohl kaum daran liegen, dass alle den falschen Job haben. „Jobfrust entsteht meist nicht aus Existenznot – sondern aus dem Gefühl, ungerecht behandelt zu werden“, sagt Tusch. „Viele haben überzogene Erwartungen an ihren Job. Sie eifern einem Ideal hinterher, das es nicht gibt. Denn: Wo Menschen walten, gibt es leider Ungerechtigkeiten.“

Es bringt also nichts, nach einem neuen Job zu suchen. Dort wäre es wahrscheinlich bald nicht anders, als am jetzigen Arbeitsplatz. Die Lösung laut Frustjobkillerbuch: Machen Sie den Job, den Sie haben, zu dem, den Sie wollen. Denn: Nicht die Arbeitswelt, den Chef oder die Kollegen kann man ändern – aber sich selbst. Wie das langfristig funktioniert, erklärt der Psychologe anhand der fünf Top-Frustgründe.

1. ICH VERDIENE ZU WENIG

Auch wenn Sie Vorstandsmitglied einer großen Firma wären und drei Millionen Euro im Jahr verdienten, würde Ihnen das nicht genug sein. Egal, in welcher Position Sie sind – es gibt immer einen „sozialen Aufwärtsvergleich“ – und der führt zwangsläufig zu Frust. „Denn nur wenn Sie in der Hierarchie ganz oben stehen, sind Sie zufrieden“, sagt Autor Tusch.

Tipp: Nicht jede subjektive Laune ist auch eine objektive Unterbezahlung. Seien Sie realistisch. Vergleichen Sie etwa in Gehaltstabellen im Internet Ihr Einkommen mit dem von Menschen, die in vergleichbaren Positionen arbeiten. Ist es wirklich so viel schlechter? Dann allerdings sollten Sie mit Ihrem Arbeitgeber nachverhandeln.

2. ICH BEKOMME KEINE ANERKENNUNG

Laut einer Umfrage kritisieren 61 Prozent der Beschäftigten, dass sie vom Chef zu selten gelobt werden. „Wir brauchen viel Anerkennung – in der Realität ist allerdings wenig Raum dafür“, sagt Tusch. Er rät: „Vergegenwärtigen Sie sich, dass auf einen Chef 20 Mitarbeiter oder mehr kommen. Da kann nicht jedem Handgriff ein Denkmal gesetzt werden.“

Tipp: Seien Sie toleranter und nicht eingeschnappt, wenn Sie beim Aufmerksamkeitsverschenken mal wieder leer ausgehen. Und: Fassen Sie sich auch an die eigene Nase. Wie oft würdigen Sie selbst, was im Massengeschäft gut läuft, etwa die Leistung der Verkäuferin im Supermarkt oder die des Informatikers, der das EDV-System Ihres Unternehmens pflegt. Meinen Sie allerdings, dass Ihre Leistung grundsätzlich nicht anerkannt wird? Dann geben Sie Ihrem Chef ein Feedback, tun Sie Ihren Unmut kund. Heben Sie, auch im Alltag, besondere Leistungen selbst hervor, so wird er vielleicht endlich aufmerksam auf das, was Sie können.

3. ALLE QUATSCHEN MIR REIN

Niemand kann frei entscheiden, auch die Bundeskanzlerin nicht. Jeder ist Sachzwängen ausgesetzt und muss sich nach Menschen richten, die mehr Macht und mehr zu sagen haben. Fazit: In jedem Job wird Ihnen jemand reinreden. Das zeigt aber auch, dass das, was Sie tun, gesellschaftlich relevant ist. Ihre Arbeit ist wichtig und sinnvoll – sonst würden sich andere nicht dafür interessieren.

Tipp: Versuchen Sie nicht, auf Biegen und Brechen Ihre Meinung durchzusetzen. Setzen Sie auf „kontrollierten Dialog“. Das heißt, signalisieren Sie dem Vorredner, dass Sie ihn ernst nehmen und ihm zugehört haben. Bevor Sie Ihre Meinung darstellen, sollten Sie das, was er gesagt hat, zusammenfassen „Verstehe ich Dich/Sie richtig…?“. Beziehen Sie Ihre Position dann auf das Gesagte und versuchen Sie einen Konsens zu finden.

4. JEDER TAG IST GLEICH

Der Chef eines Dax-Unternehmens ist aus den gleichen Gründen frustriert wie ein Bäckerlehrling, weiß Tusch aus seiner Beratertätigkeit. „Kennen Sie ein Jahr, kennen Sie alle“, zitiert der Psychologe einen Manager, der kurz darauf zu einem anderen Konzern wechselte und jetzt sagt: „Kennen Sie einen Dax-Konzern, kennen Sie alle“. Auch in dem spannendsten Job kommt irgendwann der zermürbende Alltagstrott.

Tipp: Passives Aushalten bis zum Feierabend führt zu Abgestumpftheit, lähmt und bremst die Kreativität. „Arbeiten Sie der Routine entgegen. Übernehmen Sie Eigenverantwortung“, sagt Tusch. Setzen Sie sich neue Ziele und erschließen Sie sich neue Nischen. Besprechen Sie mit Ihrem Chef, welche neuen Aufgaben Sie übernehmen könnten. Nutzen Sie die Chance, Ihre Situation mitzugestalten.

5. DIE KOLLEGEN NERVEN

Viele wählen einen Beruf, in dem sie mit Menschen zu tun haben. Stehen sie diesen Menschen dann aber im Arbeitsalltag gegenüber, werden sie als ständige Störung wahrgenommen. Kunden, Patienten, Kollegen verhalten sich anders, als man es gern hätte. Die Kommunikation klappt nicht, sie ist oft uneffizient, unerfreulich oder sogar aggressiv.

Tipp: Versuchen Sie es mit „gewaltfreier Kommunikation“, rät der Psychologe. Verzichten Sie auf „Du-Botschaften“ wie „Du/Sie hast mal wieder nicht genau genug gearbeitet“. Sie kommen beim Gegenüber als verbale Gewalt, als Vorwurf oder Schuldzuweisung an und lösen nur Gegenvorwürfe aus. Senden Sie besser „Ich-Botschaften“, in denen Sie wertungsfrei und sachlich Ihre Beobachtung formulieren und erklären, was für ein Gefühl die Handlung Ihres Gegenübers bei Ihnen auslöst. Legen Sie Ihre Bedürfnisse dar und äußern Sie Ihre Wünsche. Anstatt „Sie sind immer zu spät“ könnten Sie etwa sagen: „Die Konferenz ist nicht vorbereitet (Beobachtung). Das ärgert mich (Gefühl), weil ich Sie vor ein paar Tagen darum bat (Bedürfnis nach Zuverlässigkeit). Wenn das nächste Mal etwas dazwischen kommt, bitte ich Sie, mir rechtzeitig Bescheid zu geben (Wunsch).“ Gewaltfreie Kommunikation lässt sich in den verschiedensten Gesprächssituationen ausprobieren und ist reine Übungssache.

SACHEN PACKEN UND GEHEN?

Sie sind entschlossen, zu gehen? Analysieren Sie die Situation noch einmal schonungslos. Stellen Sie dann fest, dass Sie tatsächlich unfair behandelt werden, dass Sie objektiv weniger verdienen als die Kollegen in vergleichbaren Jobs und die Gehaltsverhandlungen mit Ihrem Chef seit Jahren zu nichts führen, dass Sie gemobbt werden und die Lage durch Ihr eigenes Verhalten nicht ändern können – dann sollten Sie sich einen neuen Job suchen.Marion Hartig

Literaturhinweis: Volker Kitz, Manuel Tusch: „Das Frustjobkillerbuch. Warum es egal ist, für wen Sie arbeiten“, Campus Verlag, Frankfurt/New York 2008, 252 Seiten, 19,90 Euro

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