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Gefragt: Sind Unternehmensberater Retter oder Vollstrecker?

In der Krise setzen Firmen vermehrt auf Unternehmensberater. Auch der Nachwuchs hat jetzt gute Perspektiven.

In Zeiten der Wirtschaftskrise haben Unternehmensberater Hochkonjunktur: Mehr denn je brauchen Firmen in schwierigen Phasen eine externe Beratung in der Frage, wie sie ihr Geld und Personal am effektivsten einsetzen können. Bei der Belegschaft sind sie dabei häufig nicht gern gesehen – auch wenn sie längst nicht immer nur kommen, um Kündigungen und Einsparpläne durchzusetzen.

Wer derzeit Unternehmensberater werden will, hat gute Karten. Das meint zumindest Christian Greiser, Geschäftsführer der Boston Consulting Group (BCG) in Düsseldorf. Er ist bei der Beraterfirma für das Personal verantwortlich. „In diesem Jahr suchen wir etwa 170 Berater, und zwar aus allen Studiengängen.“ Wirtschaftswissenschaftler machen dort wie auch in den meisten anderen Beratungsfirmen nur circa 50 Prozent der Mitarbeiter aus.

Auch Absolventen jenseits der BWL werden gesucht. Ingenieure, Naturwissenschaftler und Geisteswissenschaftler ziehen oft aber nicht gleich eine Arbeit als Berater in Betracht.    Darum veranstaltet die Boston Consulting Group auch Workshops, um Studenten und vor allem Studentinnen – weibliche Berater sind stark unterrepräsentiert – den Beruf näher zu bringen. Denn welcher NichtWirtschaftswissenschaftler kann schon aus dem Ärmel schütteln, was ein Unternehmensberater eigentlich macht?

Das ist wohl auch ein Grund, warum sich Vorurteile wie das der „Kündigungsbrigade“ hartnäckig halten. Das Berufsbild sei aber ganz anders, als es oft dargestellt wird, sagt Klaus Reiners vom Bundesverband Deutscher Unternehmensberater in Bonn.    „Natürlich können die Maßnahmen zur Restrukturierung auch in Personalanpassungen münden. Meist wissen das die Unternehmen aber auch schon vorher. Der Berater ist dann der Überbringer der schlechten Botschaft.“ Angehende Berater müssten daher auch eine Portion Empathie mitbringen, um sich in den Kunden hineinversetzen und dessen Wünsche verstehen zu können.

Auch das Zeitmanagement in Betrieben kann von Beratern analysiert und gegebenenfalls verbessert werden.

„Eines unserer Kompetenzzentren beschäftigt sich mit dem Gesundheitswesen. Da kann auch mal ein Krankenhaus der Klient sein“, sagt Thomas Fritz von McKinsey in Düsseldorf. In der ersten Phase beobachten die Berater, bei welchen Prozessen im Krankenhaus Zeit verlorengeht. In einem zweiten Schritt arbeiten sie dann ein Konzept aus und stellen dem Kunden mögliche Lösungen für dieses Problem vor.

Beim Ausarbeiten solcher Konzepte ist vor allem analytisches Denken gefragt. Das ist auch ein Grund, warum Beraterfirmen Studenten aller Fachrichtungen suchen. „Geisteswissenschaftler oder Ingenieure haben ganz andere Sichtweisen auf Probleme als Naturwissenschaftler oder Betriebswirte. Gerade diese Mischung macht ein gutes Beraterteam aus“, erklärt Greiser. Teamfähigkeit ist daher absolute Voraussetzung.

Bewerben kann man sich direkt nach dem Hochschulabschluss, der für diese Berufslaufbahn ziemlich perfekt ausfallen muss. Auch promovierte Akademiker werden gesucht. „Außerdem erwarten wir von den Bewerbern Erfahrungen in Form von Praktika und schätzen soziales Engagement“, sagt Thomas Fritz. „Wir wollen im Lebenslauf erkennen, dass der Bewerber sich für eine Sache einsetzen kann und Veränderungen bewirken will.“

Um erste Beraterluft zu schnuppern, bieten die Unternehmen Praktika schon während des Studiums an. „Wir vermeiden das Wort Praktikant“, erklärt Christian Greiser. „Ein Praktikant heißt bei BCG «Visiting Associate« und arbeitet richtig mit. Er sitzt nicht nur im Büro, sondern ist mit beim Kunden und bearbeitet eigenverantwortlich einen eigenen Aufgabenbereich.“    Eine gewisse Krisensicherheit wird dem Beraterberuf attestiert. Auch das Gehalt eines Beraters sei verglichen mit anderen Berufsfeldern in der Industrie sehr attraktiv, sagt Christian Greiser. Darüber hinaus lernten Berater eine Vielzahl an Unternehmen, Managementfunktionen und Menschen kennen und könnten sich dadurch schnell weiterentwickeln.

Dafür muss er aber auch lange Arbeitszeiten und lange Reisen in Kauf nehmen. „Das ist mit Familie nicht immer einfach, zumal man sehr flexibel sein muss“, sagt Verbandssprecher Klaus Reiners. Das sei nicht jedermanns Sache und könne zur Belastung werden. „Man muss den Beruf einfach leben.“   

Finanziell gesehen ist der Job sehr lukrativ. Laut Bundesagentur für Arbeit bewegt sich das Gehalt eines Beraters je nach Karrierestufe zwischen 20 000 und 60 000 Euro jährlich. dpa

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