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Jobs & Karriere: Gewusst wie

Wer zu spät kommt, kann gleich wieder gehen: Wie Sie kurz vorm Ziel Fehler vermeiden

Wer sich um einen Job beworben hat und zum Gespräch eingeladen wird, hat schon mal eine große Hürde genommen: Jetzt geht es mit deutlich weniger Konkurrenten in den Endspurt. Nach dem ersten Kennenlernen erwartet die Bewerber manchmal auch ein „Assessmentcenter“. Dabei müssen die Beteiligten in verschiedenen Übungen ihre Fähigkeiten beweisen. Der Gang zum vielleicht künftigen Arbeitgeber macht nervös: Jetzt auf den letzten Metern bloß nichts falsch machen! Aber wie macht man „es“ richtig?

DAS BEWERBUNGSGESPRÄCH

Es gibt drei Typen von Berufen, für die man sich bewerben kann, sagt die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung (DGfK), Susanne Rausch: Führungspositionen, Expertenjobs und Sachbearbeitung. Im ersten Fall stehe die Persönlichkeit im Vordergrund. Selbstsicheres, überzeugendes Auftreten ist angesagt. Werden Experten gesucht, geht es vorwiegend um die fachliche Kompetenz. Termintreue, Sorgfältigkeit und Detailtreue sind auf der Ebene der Sachbearbeitung gefragt.

„Was mein Gegenüber im Bewerbungsgespräch genau erwartet, kann ich nur erahnen, denn da spielen immer auch persönliche Aspekte mit hinein“, sagt die Berliner Karriereberaterin Brigitte Scheidt. Tückisch sei es, in erster Linie gefallen zu wollen. Bewerber, die sich ein Bild davon machen, was vermeintlich gewünscht wird, liegen oft daneben. Da nützt es auch nichts, diesem selbstkreierten Bild weitgehend zu entsprechen. Denn: In der Regel fällt es auf, wenn jemand nicht authentisch ist, warnt die Diplompsychologin. Und selbst wenn das Schauspiel gelingt: Wer etwa zu hoch gepokert hat und die Stelle bekommt, hat später ein Problem. Wie soll er in dem neuen Job den Ansprüchen der Firma gerecht werden?

„Bewerber sollten sich ihrer eigenen Stärken und vor allem der Schwächen bewusst sein“, sagt Regina Ostrower. Sie ist Leiterin Personalentwicklung des Krankenhaus-Unternehmens Vivantes, dem mit 13 150 Angestellten drittgrößten Arbeitgeber in Berlin. Wer weiß, was im künftigen Job gefordert ist, kann sich im Vorfeld überlegen: Was davon kann ich gut, was passt weniger zu mir? Auch mit der Aufforderung, den eigenen Werdegang darzustellen, sollte gerechnet werden. „Eine persönliche, subjektive Einschätzung ist gefragt“, sagt Ostrower.

Sich im Internet über den potenziellen Arbeitgeber zu informieren, ist Pflicht: „Von Bewerbern kann erwartet werden, dass sie über Größe, Struktur und Angebote eines Unternehmens im Groben Bescheid wissen“, betont die Expertin. „Auch die Namen der Anwesenden sollte man sich merken.“ Ziel eines Gesprächs sei es, eine Beziehungsebene aufzubauen. Direkter Blickkontakt signalisiert Offenheit für die andere Seite. Auch eigene Fragen zeigen: Da ist jemand interessiert. Beide Seiten sondieren, ob sie zueinander passen. „Passt es nicht, ist das nicht unbedingt eine Niederlage des Bewerbers.“

Zu groben Fehlern gehört Unpünktlichkeit. Kommt wirklich etwas Unvorhersehbares dazwischen, ist ein zeitiger Anruf angebracht. Auch über bisherige Arbeitgeber sollte man nicht schlecht reden. Das schürt Misstrauen.

BEWERBEN IM EIGENEN UNTERNEHMEN

Auch wer sich im eigenen Unternehmen bewirbt, sollte gut vorbereitet sein. Solche Bewerbungen würden oft zu lax angegangen, warnt Ostrower. Sie sollten aber genauso ernst genommen werden, wie andere Bewerbungen. Der „Heimvorteil“ lasse sich durch bessere Recherchemöglichkeiten nutzen. Jene, die befürchten, sich durch eine gescheiterte Bewerbung in der eigenen Firma zu blamieren, kann Ostrower beruhigen: „Personaler haben eine hochgradige Schweigepflicht.“

ASSESSMENTCENTER

Um sich ein Bild von Bewerbern zu machen, laden große Unternehmen auch zum Assessmentcenter ein. Da das Verfahren sehr kosten- und zeitaufwändig ist, wird es vor allem dann eingesetzt, wenn Firmen Hochschulabsolventen für leitende Positionen oder Mitarbeiter mit Führungsverantwortung suchen.

Assessmentcenter dauern ein bis drei Tage. Die Kandidaten werden einzeln und in Gruppen mit unterschiedlichen Aufgaben betraut. Dabei wird Arbeitsalltag simuliert: Der Bewerber erhält zum Beispiel einen gefüllten Postkorb, der fiktive Schriftstücke aus dem Akteneingang des betreffenden Unternehmens enthält. Die einzelnen Vorgänge müssen dann vom Kandidaten innerhalb einer vorgegebenen Zeit bearbeitet werden. Für jeden davon ist eine Entscheidung zu treffen, wie etwa „sofort erledigen“, „zurückstellen“, „weitere Informationen einholen“, „delegieren“ oder „ignorieren“. Der Kandidat muss wählen, je nach der Bedeutung und Dringlichkeit, der Verfügbarkeit von Personal- und Sachressourcen. Außerdem muss er darauf achten, dass sich Aufgaben nicht überschneiden.

In Gruppenarbeiten wiederum gilt es eine Gratwanderung zu bestehen: Auf der einen Seite ist gefordert, sich teamfähig zu zeigen und sich in die Gruppe einzubringen. Andererseits muss dabei die eigene Person sichtbar bleiben – Führungsqualitäten sollten gezeigt werden. Aufgaben eines Assessmentcenters können auch unlösbar sein. Dabei zeigt sich, wie stressresistent die Kandidaten sind.

Auch hier gilt, wie schon beim Bewerbungsgespräch: Wer sich selbst gut kennt und authentisch bleibt, hat gute Karten. Vorausgesetzt, die nötigen fachlichen Fähigkeiten sind vorhanden. Ob er in dieser Hinsicht zum Unternehmen passt, kann wiederum der Kandidat einschätzen, der nicht nur sich selbst kennt, sondern auch die Anforderungen des Arbeitgebers.

Lars Klaassen

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