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Ingenieurwesen: Frauen-Power ist gefragt

Ingenieurberufe sind spannend. Zumindest sehen das viele Männer so, während sich die Damen eher schwer mit technischen Berufen tun. Doch seit einiger Zeit sind zunehmend Frauen gefragt – auch für Führungspositionen.

Ingenieurberufe sind spannend. Zumindest sehen das viele Männer so, während sich die Damen eher schwer mit technischen Berufen tun. Doch seit einiger Zeit sind es auch immer mehr Frauen, die Ingenieurwesen in den verschiedensten Fachrichtungen studieren und anschließend in die von Männern dominierten Bereiche vordringen. Die Konsequenz daraus: Die Zahl der arbeitslosen Ingenieurinnen hat sich in den vergangenen drei Jahren fast halbiert und liegt derzeit bei zwölf Prozent, in manchen Bereichen wie in der Elektrotechnik sogar nur noch bei sieben Prozent.

Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) in Düsseldorf beobachtet diese Entwicklung mit einer gewissen Genugtuung: „Wir freuen uns, wenn Unternehmen zunehmend technisch gut ausgebildete Frauen auch in Fach- und Führungspositionen akzeptieren“, sagt Burghilde Wieneke-Toutaoui, stellvertretende Vorsitzende des Bereichs Frauen im Ingenieurberuf im VDI. Viele Unternehmen hätten den aus den USA stammenden Diversity-Ansatz übernommen und suchten gezielt nach weiblichen Arbeitskräften in den entsprechenden Bereichen. Bei diesen Unternehmen hat sich offenbar herumgesprochen: „Eine gute Produkt- und Prozessentwicklung ist nur in gemischten Teams möglich“, so die Expertin.

Das sieht man auch beim Automobilkonzern Daimler-Chrysler so. Hier wird das Thema Diversity schon seit mehreren Jahren offensiv vorangetrieben – und es werden gezielt Frauen für technische Bereiche, auch für Führungspositionen gesucht und eingestellt. „Wir sind sehr daran interessiert, Frauen zu rekrutieren, weil wir erkannt haben, dass wir mit Mitarbeiterinnen auch besser die vielfältigen Kundenwünsche widerspiegeln können“, sagt Unternehmenssprecherin Verena Müller.

Mit vielfältigen Kundenwünschen ist vor allem eines gemeint: die stetig steigende Zahl der Kundinnen des Konzerns. Und deren Wünsche und Vorstellungen können naturgemäß nun einmal am Besten von Teams aufgenommen und weiterentwickelt werden, in denen auch Frauen das Sagen haben.

Bis heute ist die Frauenquote bei Daimler-Chrysler deutschlandweit auf 13 Prozent gestiegen. Um noch mehr Frauen ins Unternehmen zu holen, engagiert sich der Konzern bei verschiedenen Aktionstagen und in Workshops. „Wir möchten den Mädchen und jungen Frauen die Vielfalt eines Ingenieurberufs nahe bringen“, sagt Verena Müller.

Jessika Soch ist direkt nach ihrem Studium der Multimedia-Technik in das Berufsleben beim CIM-Technologiezentrum Wismar eingestiegen. Dort berät sie Unternehmen im Bereich Maschinenbau, greift deren Ideen auf und bringt sich außerdem in die Forschung und Entwicklung ein. „Das ist eine tolle und interessante Arbeit, weil dort alle Grundlagen des Ingenieurwesens gefragt sind“, erzählt sie. Mit Vorurteilen habe sie kaum zu kämpfen gehabt, sie habe immer nette Chefs und Kollegen vorgefunden. Gleichwohl räumt sie ein, dass unter den männlichen Kollegen ab und zu noch ein etwas altmodischeres Gedankengut vorherrsche, dass man als Frau in diesem Job belächelt würde und die Kollegen das Gefühl hätten, die Kolleginnen mit Samthandschuhen anfassen zu müssen. „Aber dann muss man sich eben etwas mehr reinhängen und sich beweisen, dann klappt das schon.“

Lediglich eine negative Erfahrung habe sie bislang gemacht – während eines Praktikums. Eigentlich habe man ihr viele interessante und – so dachte sie zumindest – auch verantwortungsvolle Aufgaben übertragen. Doch dann stellte sich heraus, dass ein Kommilitone, der kurz nach ihr in genau derselben Firma ein Praktikum absolvierte, eben doch noch mehr Verantwortung übertragen bekommen habe. „Und das ärgert einen dann natürlich schon ein bisschen, denn man ist als weiblicher Ingenieur genauso kompetent wie der Kollege“, sagt Jessika Soch.

Ihr naturwissenschaftliches Studium an der Wismarer University of Technology, Business and Design sieht sie als große Chance und fundierte Basis für ihre Karriere. „Wir wurden dort sehr breit gefächert und vielfältig ausgebildet - ich würde das jederzeit wieder studieren, das Ingenieurwesen ist sehr spannend“, betont sie. dpa

Informationen: Verein Deutscher Ingenieure, Graf-Recke-Straße 84, 40239 Düsseldorf, Tel. 0211/621 40, Internet: www.vdi.de

Claudia Bell

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