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Jobs in der Veranstaltungsbranche: Die Partymacher

2000 Unternehmen in der Stadt managen Feiern und Konzerte. Die Szene wächst und bietet Perspektiven. Der Einstieg gelingt über eine solide Ausbildung als Veranstaltungskaufmann.

Monika Nareyka denkt an Karneval. Während andere gerade den ersten Glühwein an den Weihnachtsmärkten genießen, kümmert sie sich um Kölsch und Pfannkuchen für die Narren. Nareyka leitet eine Veranstaltungsagentur und organisiert den großen Karnevalsumzug über den Kurfürstendamm im nächsten Jahr mit. Ihr Job ist die Cateringstrecke. „Um eine solche Veranstaltung in Ruhe vorbereiten zu können, braucht man etwa drei Monate“, sagt sie. Zu ihren wichtigsten Aufgaben gehört die Kontaktpflege zu Wirtschaft, Politik und Kultur. Denn: Bevor eines der Feste, die ihre Agentur organisiert, genehmigt wird, müssen bis zu 20 Anträge gestellt und ebenso viele Gremien überzeugt werden.

Auch wenn sich alles um Feste und Feiern dreht – das Veranstaltungsmanagement ist in der Regel harte Arbeit, bei der organisatorisches Geschick und Kommunikationstalent, aber auch Kenntnisse im Vertragsrecht oder Steuerrecht gefragt sind. Wer sich dennoch darauf einlassen will, der findet in Berlin optimale Bedingungen. In den vergangenen Jahren hat sich die Hauptstadt zunehmend als Magnet für Events und Messen etabliert. „Große Unternehmen veranstalten inzwischen in Berlin ihre Hauptversammlungen oder Produktpräsentationen, selbst wenn sie ihren Sitz in einer ganz anderen Stadt haben“, sagt Katja Kühnel, die Branchenkoordinatorin für die Kreativwirtschaft der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin . Für jeden Anlass findet sich in der Hauptstadt die optimale Lokalität.

Entsprechend viele Dienstleister bieten in Berlin Veranstaltungen an. Rund 2000 Unternehmen organisieren Theateraufführungen, Sportveranstaltungen, Straßenfeste, Kongresse, Konzerte oder Podiumsdiskussionen. „Besonders in der Unternehmenskommunikation haben Veranstaltungen erheblich an Gewicht gewonnen“, sagt Katja Kühnel. Gute Veranstaltungsmanager haben ein Gespür dafür, welcher Rahmen zu welchem Anlass passt. Sei es eine Hochzeitsfeier oder eine Fanmeile für ein sportliches Großereignis: Monika Nareyka kennt unzählige Künstler, vom Clown bis zur Jazz-Combo, auf die sie zur passenden Gelegenheit zurückgreift.

Bei der Mehrzahl der Berliner Veranstaltungsagenturen handelt es sich um eher kleine Unternehmen. Manchmal ist es nur eine Person, die als Eventmanager ihre Dienste anbietet. Immer mehr Veranstaltungsprofis nutzen die Chance zur Selbstständigkeit, denn die Branche ist im Aufwind. Wenn man klagen wolle, dann allenfalls auf hohem Niveau, sagt Jens Michow, Präsident des Berufsverbandes der Veranstaltungswirtschaft. Die Umsätze seien in den vergangenen Jahren gestiegen, gerade im Konzertbereich. Wer in der Veranstaltungsbranche arbeitet, kann mit einem spannenden wie kontaktreichen Job rechnen.

Reich werden kann man aber zumindest als Veranstaltungskaufmann wohl kaum: Die Bundesagentur für Arbeit nennt als ungefähre Richtgröße ein Bruttogehalt zwischen 1970 und 2185 Euro monatlich. Wer sich im Studium zum Eventmanager qualifiziert hat, bekommt im Angestelltenverhältnis beispielsweise 2879 Euro. Die Bandbreite an Berufen in der Branche und die Aufgabenfelder sind allerdings sehr groß, Allgemeingültiges lässt sich zum Einkommen kaum sagen. Es gibt Eventmanagement-Ökonomen, Fachleute für Veranstaltungsmanagement, Veranstaltungstechniker, Beleuchter, Tontechniker und Fachwirte für Tagungs-, Kongress- und Messewirtschaft.

Viele Seiteneinsteiger haben den Weg in die Branche gefunden. Monika Nareyka zum Beispiel lernte Krankenschwester. Jens Michow ist Rechtsanwalt. Heute allerdings sieht Michow kaum noch eine Chance, aus einem anderen Fach in die Veranstaltungsorganisation zu wechseln. „Es reicht nicht, dass man mal das Jahresfest des Tennisvereins organisiert hat.“ In rechtlichen, kaufmännischen und organisatorischen Kenntnissen seien Veranstaltungskaufleute Quereinsteigern überlegen. Eine solche Ausbildung biete außerdem eine solide Basis für den Einstieg in verschiedene Veranstaltungsbereiche. Viele Agenturen bilden inzwischen aus. Die Veranstaltungsexpertin Monika Nareyka etwa sucht derzeit einen Azubi.

Willy Kausch gehört zu den Bekanntesten Veranstaltungsprofis von Berlin. Seit Jahren organisiert er das jährliche Silvesterfest am Brandenburger Tor. Auch er beschäftigt Auszubildende, mehr als 70 Prozent seiner Mitarbeiter, weisen jedoch ein einschlägiges Hochschulstudium vor – in Marketing, Kommunikationswissenschaften oder Betriebswirtschaftslehre. Von jedem Mitarbeiter verlangt Kausch außerdem, dass er neben Deutsch fließend zwei weitere Sprachen spricht. „Diese Qualifikationen sind notwendig, um international auf hohem Level mitzuhalten“, sagt Kausch. Die Mitarbeiter seiner Agentur sitzen in einem Großraumbüro. An der Wand zeigen Uhren die Zeiten von Tokio, Los Angeles und Sydney an. Kausch veranstaltet internationale, medizinische Kongresse. Da müssen die Mitarbeiter wissen, wann sie Gesprächspartner aus dem Bett klingeln.

Für die große Silvesterparty sind die Aufgaben klar verteilt: Kauschs Team erledigt die kaufmännischen Arbeiten. Es übernimmt die Gespräche mit Sponsoren, die meist schon im Januar beginnen, sucht Kontakt zu den Medien, ist für das Marketing verantwortlich. Bühnenaufbau, Licht und Ton übernimmt der Kompagnon Rainer Wohlthat. Er ist Produktionschef, erstellt Lagepläne von Bauten und organisiert die Stromversorgung. Insgesamt arbeiten mehr als 2000 Menschen, die über Subunternehmen angestellt sind, am reibungslosen Ablauf des Festes.

Nicht nur bei einem solchen Großevent spielt die Technik eine große Rolle. „Auch bei einem Stadtteilfest kommen schnell einige Kilometer Kabel zusammen“, sagt Monika Nareyka. Bühnenaufbau, Ton und Licht müssen organisiert, die einzelnen Buden mit Wasser versorgt werden. Ist alles vorbereitet, geht es dann endlich um das Eigentliche: das fröhliche Fest, den Spaß und das Erlebnis – für die Gäste.

Henning Zander

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