zum Hauptinhalt

Karriere-Frage: Kann ich weitere Arbeit ablehnen?

Frage an Jürgen Hesse, Büro für Berufsstrategie.

Ich arbeite seit einem Jahr als Ingenieur in einem Unternehmen. Leider hat es sich einer meiner Kollegen zur Gewohnheit gemacht, Arbeit, die eigentlich seine wäre, an mich zu delegieren. Wie kann ich darauf reagieren?

Das (Berufs-)Leben bietet uns viele Optionen, die wir vor dem Hintergrund unserer Einstellungen, Werte und Ziele annehmen oder ablehnen können. Viele Menschen scheuen sich vor diesen Entscheidungen. Doch nur wenn wir lernen, uns auch aktiv abzugrenzen, können wir eine innere Balance gewinnen. Daher: Mut zum Nein!

Klar: Sensibilität und eine gute Portion Selbstbewusstsein sind dabei von Vorteil. Die Situation und die Person (Ihr Vorgesetzter oder Kollege), der Sie ein Nein entgegenhalten wollen, ist vorher möglichst genau einzuschätzen.

Es gibt jedoch eine bestimmte Vorgehensweise, die Ihnen das „Nein-Sagen“ erleichtert: Hören Sie Ihrem Gegenüber aufmerksam zu. Sagen Sie nicht sofort „Nein“, wecken Sie aber auch keine falschen Hoffnungen (zum Beispiel nicht sofort zustimmend nicken). Sie sollten Ihre Ablehnung stichhaltig begründen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der „Bittsteller“ diese entkräftet und Ihnen die Argumente ausgehen. Zeigen Sie Alternativen auf. Bieten Sie andere Lösungen oder eine Terminverschiebung an.

Wenn jemand sehr hartnäckig ist, obwohl Sie „Nein“ gesagt haben – dann wechseln Sie das Thema: „Übrigens, könnten Sie mir noch einmal erläutern...“. Ganz wichtig dabei: Wenn Sie Nein sagen, tun Sie es freundlich, nachvollziehbar und verbindlich. Halten Sie dabei Blickkontakt und sprechen Sie deutlich, ohne die Stimme zu heben.

Je klarer Sie Ihre Absage begründen, umso besser weiß der andere, woran er bei Ihnen ist. „Da ich gerade ein eiliges Thema auf dem Tisch habe, das ich heute noch abschließen muss – können wir Ihre Anfrage auf morgen verschieben?“ oder „Da ich wegen eines Arzttermins gleich gehen muss, kann ich heute die Telefonate nicht mehr übernehmen...“ . Geben Sie eine kurze und nachvollziehbare Begründung für Ihr „Nein“. Wenn die Darlegung Ihrer Gründe zu lang und ausschweifend ist, wird sie schnell zur Rechtfertigung. Und: Lassen Sie sich kein schlechtes Gewissen machen, wenn Sie „Nein“ sagen. Durch eine höfliche, begründete Absage sollte sich niemand verletzt fühlen. Lernen Sie Ihre eigenen Prioritäten zu setzen und lassen Sie sich nicht einfach „vor den Karren anderer Herren spannen“.

Haben Sie auch eine Frage? Dann schreiben Sie uns:

E-Mail: Redaktion.Beruf@tagesspiegel.de

Postanschrift: Verlag Der Tagesspiegel, Redaktion Karriere & Beruf, 10876 Berlin

an Jürgen Hesse

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false