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© ddp

Jobs & Karriere: Mit Blaulicht im Simulator

In Nordrhein-Westfalen gibt es einen Computer-Trainer für Rettungsfahrer

Durch die computeranimierte Frontscheibe des Rettungswagens ist eine belebte Innenstadtstraße mit Passanten zu sehen. Das Martinshorn tönt laut durch die Fahrerkabine. Beim Gasgeben brummt der Motor und die Bremswirkung drückt den Fahrer unsanft zurück in den Sitz: Möglichst realitätsnah wird hier im neuen „Sondersignalfahrt-Trainer“ des Landkreises Steinfurt eine Einsatzfahrt bei Blaulicht simuliert. Dies soll auch so sein: Seit August schult der Kreis im Simulator Feuerwehrleute und andere Rettungskräfte. Auf diese Weise soll schweren Verkehrsunfällen bei Einsatzfahrten mit Blaulicht besser vorgebeugt werden.

Bei dem „Sondersignalfahrt-Trainer" handelt es sich nach Angaben von Kreisbrandmeister Bernhard Duesmann um ein Unikat. „Es ist der einzige mobile Simulator deutschlandweit“, sagt er. Innerhalb von einer Stunde könne das Gerät auseinandergebaut und in einen mittelgroßen Feuerwehreinsatzwagen verladen werden. Somit seien Schulungen auch an anderen Orten als im Münsterland möglich.

Lange habe er sich um die Anschaffung eines solchen Simulators bemüht, erzählt der 52-Jährige: „Bisher haben die Einsatzkräfte nur theoretische Aspekte des Fahrens mit Blaulicht gelernt, aber sie haben keine Möglichkeit gehabt, ihre Reaktion auf praktische Gefahrensituationen zu trainieren.“ Dabei gebe es bei Einsatzfahrten mit Blaulicht viele davon: stark befahrene, schmale Innenstadtstraßen oder Verkehrsteilnehmer, die den Rettungswagen nicht bemerkten. So komme es leider immer wieder zu schweren Unfällen, bei denen auch Unbeteiligte verletzt oder gar getötet würden. Auch daher arbeitet die nordrhein-westfälische Polizei an einem neuen Konzept, bei dem ebenfalls Fahrsimulatoren in der Aus- und Fortbildung eingesetzt werden sollen.

Im vergangenen Herbst entdeckte Kreisbrandmeister Duesmann auf einer Fachmesse den Simulator, der Kreistag Steinfurt stimmte der Anschaffung zu. „Die Software wurde im Würzburger Institut für Verkehrswissenschaften entwickelt“, erzählt Duesmann. Grundlage für die dort simulierten 30 Gefahrensituationen seien tatsächlich dokumentierte Unfälle bei Einsatzfahrten gewesen. Das Lernprogramm könne regelmäßig aktualisiert werden.

Seit Juli seien rund 50 Ausbilder für das Gerät geschult worden, nun habe das Team zunächst mit der Ausbildung der insgesamt rund 3000 Feuerwehrkräfte im Kreis Steinfurt begonnen, erzählt Duesmann. Anfragen kämen allerdings bereits aus dem gesamten Bundesgebiet.

Fünf Leute nähmen jeweils an einer Schulung teil, sagt Ausbilder Harm-Dirk Stracke. Eine simulierte „Einsatzfahrt“ dauert bis zu fünf Minuten, in dieser Zeit werden bis zu acht Gefahrensituationen nachgestellt, auf die der Teilnehmer reagieren muss. Im Anschluss schaut sich die Gruppe die vom Computer mitgezeichneten Fahrten gemeinsam auf einem kleineren Bildschirm an und spricht über Fehlerquellen.

Die Schulung kostet pro Teilnehmer 50 Euro. Der Kreis habe sich freiwillig für die Anschaffung entschieden und versuche durch die Gebühren, auch einen Teil der Kosten zu ersetzen, sagte die Leiterin des Kreisordnungsamtes, Gerda Kaumanns. Duesmann setzt sich nun für eine landesweite Festschreibung der Simulator-Ausbildung für Einsatzkräfte ein. „Meine Vision ist, dass später einmal alle 52 Kreise in Nordrhein-Westfalen einen Simulator zur Ausbildung haben“, sagt der 52-Jährige. Lisa Caspari (ddp)

Lisa Caspari (ddp)

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