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Pädagogen: Mehr Bildung kommt ins Spiel

Nur drei Prozent der Erzieherinnen in Kitas haben einen Hochschulabschluss – das soll sich jetzt ändern.

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“, sagt der Volksmund. Um Kinder bereits vor dem Schuleintritt optimal zu fördern, werden Erzieherinnen in den meisten europäischen Ländern auf akademischem Niveau ausgebildet. Nicht so in Deutschland: Nur rund drei Prozent des Fachpersonals in den Kindertagesstätten verfügen über einen Hochschulabschluss. Doch inzwischen haben sich auch hierzulande die ersten Aus- und Weiterbildungsangebote für Erzieherinnen an den Hochschulen etabliert. „Die Bedeutung der frühen Kindheit wird hervorgehoben“, sagt Ronald Hofmann vom Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Erfurt.

Die Ausrichtungen der Angebote sind unterschiedlich. Sie reichen vom Bachelor-Studium für berufserfahrene Erzieherinnen ohne Abitur bis zum Fernstudiengang: An der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg etwa wird der siebensemestrige Bachelor-Studiengang „Bildung und Erziehung in der Kindheit“ angeboten. In Thüringen gibt es für Erzieher mit Berufserfahrung das berufsbegleitende Studium „Bildung und Erziehung von Kindern“. An der Universität Bremen steht eine zweijährige berufsbegleitende Weiterbildung in Form von Blockveranstaltungen auf dem Programm.

„Die Bildungspläne der Länder legen inzwischen fest, wie die Erziehung und Bildung im Kindergartenalter auszusehen hat“, sagt Claudia Kedenburg von Zentrum für Weiterbildung der Universität Bremen. Erzieherinnen, deren Ausbildung bereits länger zurückliegt, erfüllten diese Anforderungen oft nicht, so die Pädagogin. Die Themen des Bremer Weiterbildungsstudiums „Frühkindliche Bildung“ reichen entsprechend von der Sprachförderung bis zu Erkenntnissen der Neurowissenschaften. „Heute ist bekannt, dass im Gehirn des Kindes in gewissen Entwicklungsphasen bestimmte Verknüpfungen entstehen“, erläutert Kedenburg. „Hat sich eine Erzieherin ein Repertoire an Bewegungsübungen, Liedern und Fingerspielen angeeignet, kann sie diese nun wissenschaftlich fundiert betrachten.“ Die Teilnehmerinnen erfahren dabei, wie sie durch diese Methoden die kindliche Entwicklung noch besser fördern können. Auf dem Programm stehen außerdem Naturwissenschaften, Rhythmik und Kurzzeitbetreuung.

Der Leiter des GEW-Vorstandbereichs Jugendhilfe und Sozialarbeit in Berlin, Norbert Hocke, empfiehlt Interessentinnen, darauf zu achten, wie stark Theorie und Praxis des jeweiligen Bildungsangebotes vernetzt sind. Sinnvoll sei es außerdem, zu überprüfen, ob die Lehrenden bereits in der Elementarpädagogik gearbeitet haben. Doch ein Studium ist nicht für jede Erzieherin zwingend nötig.

„Der Trend geht hin zur berufsbegleitenden Langzeitfortbildung, um die beruflichen Kompetenzen für bestimmte Einsatzfelder zu erweitern“, sagt Jürgen Schwochow von der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder in Berlin. Und die fänden auch außerhalb des akademischen Rahmens statt. Mit einem Studium allerdings verbessere man nicht nur seine Fachkenntnisse, sondern auch seine Chancen auf eine Leitungsfunktion – und damit auf eine bessere Bezahlung, sagt Norbert Hocke. Derzeit gehören Fachkräfte in Kitas mit einem Einstiegsgehalt von etwa 1700 Euro brutto zu den am schlechtesten bezahlten in den pädagogischen Arbeitsfeldern“, bemängelt Jürgen Schwochow .

Doch das könnte sich in Zukunft ändern. Denn: Nicht nur die qualitative Anforderung an Erzieherinnen steigt, sondern auch der Bedarf an pädagogischen Fachkräften. Allein durch Verrentung werden in den nächsten fünf Jahren 20 000 Erzieherinnen-Stellen frei. Wird der geplante Ausbau der Kinderbetreuung für die unter Dreijährigen Wirklichkeit, müssten bis 2013 weitere 68 000 Stellen entstehen. Der Ausbau der Betreuung in der frühen Kindheit gehe aber nicht ohne eine allgemeine wie finanzielle Aufwertung der Profession“, meint Hocke. Sabine Schrader, dpa

www.uni4kita.de, www.gew.de

Sabine Schrader[dpa]

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