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© dpa

Qualifikation: Vom Forscher zum Manager

Wie sich Wissenschaftler an Hochschulen und Instituten für Leitungsfunktionen qualifizieren können

Wissenschaftler müssen nicht nur schreiben, forschen und unterrichten – sie müssen immer häufiger auch Managementaufgaben wahrnehmen. Ein Bereich, den die 39-jährige Gesine Wiemer gerne in ihren Beruf einbringen wollte. Die Mitarbeiterin einer mathematischen Fachzeitschrift schrieb sich vor zwei Jahren für den Studiengang „Wissenschaftsmarketing“ an der Technischen Universität Berlin (TU) ein. „Das Studium hat mir ein breiteres berufliches Spektrum ermöglicht und ich habe einen Einblick in Wissenschaftspolitik und -verwaltung bekommen“, erklärt die Absolventin, die heute die Pressearbeit des Forschungsverbundes Berlin koordiniert.

Der Lehrgang an der TU, der als Abend- oder Fernstudium belegt werden kann, soll junge Forscher und Wissenschaftler auf Management- und Marketing-Aufgaben vorbereiten. Er umfasst acht verschiedene Module, von der Budgetierung über die Konzeptionslehre bis hin zum Projektmanagement.

Neben dem Master-Studium an Universitäten bieten Forschungseinrichtungen auch fortbildende Lehrgänge an eigenen Akademien an. Die Angebote setzen zum Teil unterschiedliche Berufserfahrung voraus, richten sich aber alle an eine ähnliche Zielgruppe.

MASTER-STUDIUM

„Wir haben Studenten, die von der Berliner Charité, den Fraunhofer-Instituten oder von diversen Bundeseinrichtungen kommen“, erklärt die Studienkoordinatorin Michaela Kirchner von der TU Berlin. Das Studium erstreckt sich über vier Semester und schließt mit einem „Master of Science Communications and Marketing“ ab. Es kostet insgesamt 9360 Euro. Bewerbungen für den kommenden Jahrgang können noch bis Ende August abgegeben werden.

Alternativ dazu gibt es ein Angebot der Universität Oldenburg, das den Schwerpunkt auf Wissenschaftsmanagement setzt. Der Masterstudiengang vermittelt, wie Universitäten, Fachbereiche oder wissenschaftliche Einrichtungen professionell geführt werden können. Auch dieses Studium sei für Berufstätige konzipiert, sagt Programmmanager Tim Zentner: „Gelernt wird zum großen Teil über das Internet. Wir haben pro Semester nur wenige Präsenztage geplant.“

Mit dem Abschluss qualifizieren sich die Studenten für die Chefetage in Wissenschaftsorganisationen. Sechs Semester dauert die Weiterbildung und kostet insgesamt 13 600 Euro. Durch den modularen Aufbau können sich Studierende jedoch unter Umständen Kurse, Berufserfahrungen und bereits erworbene Abschlüsse anrechnen lassen. Damit muss nicht mehr jedes Modul belegt werden – das Studium wird preiswerter.

Die Weiterbildung an der Uni Oldenburg endet mit einem MBA – dem Master of Business Administration. Die Bewerbungen für den nächsten Jahrgang beginnen am 1. September. Voraussetzungen für das Studium sind ein erster akademischer Abschluss und eine mindestens zweijährige Berufserfahrung.

KURSE AN FORSCHUNGSZENTREN

Eine andere Lösung haben die wissenschaftlichen Institute wie die Fraunhofer-Gesellschaft oder die Helmholtz-Gemeinschaft gefunden. Sie haben Akademien gegründet, an denen sie ihre eigenen Mitarbeiter sowie externe Interessierte für das Management im Hochschul- und Forschungsbetrieb fortbilden.

„Unsere Geschäftsführer picken sich besonders Begabte heraus, die werden dann finanziell gefördert. Alle anderen tragen die Rechnung komplett oder zumindest teilweise selbst“, erklärt Katrin Rehak von der Helmholtzakademie.

Die Fortbildung dauert anderthalb Jahre und spricht in erster Linie junge Führungskräfte an. Der Preis hat es allerdings mit fast 20 000 Euro inklusive aller Gebühren und der Übernachtungen an den Präsenztagen in sich. „Unsere Kurse enden mit einem internen Abschluss“, so Katrin Rehak. Der Vorteil der Lehrgänge liegt in der Kürze: Forscher mit Leitungserfahrung bräuchten oft kein komplettes Masterstudium mehr – für einen solchen Lernaufwand hätten sie zudem keine Zeit, so Rehak.

STIPENDIEN VOM STIFTERVERBAND

Wer von seinem Chef keine Unterstützung bekommt, kann die Kosten für seine Weiterbildung trotzdem drücken – zum Beispiel durch ein Stipendium vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Mitarbeiter an Hochschulen, Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen, aber auch von Ministerien können unterstützt werden.

Die Förderung umfasst 50 Prozent der Gebühren für das Studium sowie weitere Zuschüsse für Reisekosten und Unterkunft. Es können ein gesamtes Studienprogramm im Wissenschafts-, Hochschul- oder Bildungsmanagement oder einzelne zertifizierte Module, die sich zu einem größeren Programm zusammenfügen, gefördert werden. Kosten einzelner Fortbildungskurse werden nicht übernommen. Bisher hat der Stifterverband insgesamt 53 Stipendien im Wert von 200 000 Euro vergeben.

VOM MINISTER EMPFOHLEN

Nach Ansicht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung eröffnet ein Managementstudium für Wissenschaftler gute Chancen. „Neue Finanzierungsmodelle – zum Beispiel in Kooperation mit der Wirtschaft – stellen die Wissenschaftler vor neue, wichtige Herausforderungen“, so eine Sprecherin des Ministeriums. Das deutsche Wissenschaftssystem sei daher auf hervorragende Köpfe in der Führungsebene angewiesen.

Sandra Fritsch

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