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Ausbildung

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Weiterbildung: Alte Hasen und junge Spunde

Wissen, wie´s geht: Berufseinsteiger können über Mentoringprogramme von erfahrenen Mitarbeitern lernen – auch wenn sie aus unterschiedlichen Branchen kommen.

„Es geschieht nichts ohne Vorbilder“, sagte bereits der Schauspieler und Autor Peter Ustinov. Immer mehr Unternehmen folgen in ihrer Personalentwicklung genau diesem Ansatz und setzen auf Mentoring. Die Idee dahinter ist einfach: Eine erfahrene Person – der Mentor – gibt seine Erfahrungen und sein Wissen an einen Berufsanfänger – den Mentee – weiter. Dieser kann dann mit Hilfe des Mentors seine eigenen Ziele klarer definieren, neue Ideen für seinen Werdegang finden und Unterstützung in seinem Job bekommen.

Die Weiterbildung durch ein Mentoringprogramm ist inzwischen nicht mehr allein künftigen Managern vorbehalten: Auch im Handwerk gibt es zum Beispiel immer mehr Angebote – wie bei der Firma VW Nutzfahrzeuge in Hannover. Dort wird KFZ-Mechanikerinnen, die ihren Meisterabschluss anstreben, auf Wunsch ein Mentor vermittelt.

Neben dem konkreten Nutzen für den Job hübscht ein Mentoringprogramm jeden Lebenslauf auf – und ist so karrierefördernd. „Wenn man Mentee war, hat das bei neuen Arbeitgebern durchaus Gewicht“, sagt Christine Kurmeyer, Sozialpsychologin und Vorsitzende des „Forum Mentoring“, einem Zusammenschluss der Mentoringgruppen an deutschen Hochschulen. „Es zeigt, dass man leistungsbereit ist und auch von seinen Vorgesetzten als Leistungsträger eingeschätzt wird.“ Doch auch der Mentor selbst profitiert von einem solchen Tandem. Er bekommt neue Impulse von der jüngeren Generation, trainiert durch die Zusammenarbeit seine Art, Gespräche zu führen, und kann sich auch mit anderen Mentoren austauschen – und so Teil eines Netzwerks werden.

Es gibt verschiedene Formen von Mentoring. Beim so genannten „Inhouse Mentoring“ kommen Mentor und Mentee aus demselben Unternehmen. Demgegenüber steht das „Cross Mentoring“. Hier kommt das Vorbild aus einer anderen Firma – und nicht selten aus einer ganz anderen Branche. Und dann gibt es noch Programme, die von Fach- und Berufsverbänden veranstaltet werden. Dort finden auch Selbstständige Unterstützung bei der Suche nach einem Tandempartner.

Angebote für Mitarbeiter innerhalb einer Firma gibt es inzwischen von vielen großen Unternehmen. Mentor und Mentee kommen dann zwar aus dem gleichen Haus, nicht aber aus der gleichen Abteilung. „Der Mentee wird als Leistungsträger innerhalb der Firma sichtbar, das ist ein großer Vorteil dieser Art des Mentoring“, sagt Gabi Hoffmeister-Schönfelder von der Agentur Kontor 5, die sich bundesweit auf Personalentwicklung mit Mentoring spezialisiert hat. Der Nachteil solcher Programme liegt allerdings auf der Hand: Nicht über alles kann offen gesprochen werden. Wenn will schon mit seinem Mentor über Probleme mit dem eigenen Chef sprechen, wenn die beiden zusammen Tennis spielen.

Deshalb kann es sinnvoll sein, wenn Mentor und Mentee aus verschiedenen Unternehmen kommen – und manchmal sogar aus unterschiedlichen Branchen. Christina Eistert, studierte Politik- und Kommunikationswissenschaftlerin, hat Erfahrungen mit diesem Rollentausch gemacht. Sie leitet die Kommunikationsabteilung der WestLB in Berlin, ihr Mentor kommt aus einem großen Berliner Cateringunternehmen.

„Am Anfang war ich schon erstaunt“, sagt die 30-Jährige, die seit Anfang des Jahres an diesem Programm teilnimmt. „Aber schnell habe ich gemerkt, dass es große Vorteile hat, dass der Mentor mit meiner Branche nichts zu tun hat.“ In ihren Gesprächen geht es meist um grundsätzliches: Wie man Arbeit richtig delegiert, was dazu gehört, eine Projektgruppe zu leiten. Themen, die nicht nur eine Kommunikationsexpertin betreffen. Bei einem ruhigen Mittagessen kann Christina Eistert alles fragen, was ihr beruflich weiterhilft – und muss keine Angst haben, dass in der Kantine darüber gesprochen wird. „Selbst wenn ich schnelle Hilfe in meinem Job brauche, kann ich mich bei meinem Mentor melden“, sagt Eistert. Dazu gekommen ist es bislang noch nicht.

Doch auch das Cross Mentoring hat seine Nachteile, wenn der Mentor die Unternehmenskultur seines Mentees nicht kennt und somit nicht bei allen Problemen und Fragen weiterhelfen kann. Außerdem ist Mentoring „kein Ersatz für eine professionelle Unternehmensberatung oder Krisenberatung“, sagt Hannelore Scheele, Mitbegründerin der Käte Ahlmann Stiftung, die sich für Chancengleichheit von Männern und Frauen in Unternehmen einsetzt. Doch: „Es kann gerade in den ersten Berufsjahren eine große Hilfe sein“, so die Expertin.

Wer sich für ein Mentoringprogramm interessiert, sollte auf jeden Fall nicht darauf warten, von seinem Chef vorgeschlagen zu werden, sagt Sozialpsychologin Kurmeyer. „In der Regel kann man sich selbst darauf bewerben.“ Erster Ansprechpartner dazu, ob es ein Programm im Unternehmen gibt und wie die Aufnahmekriterien aussehen, ist die Personalabteilung. „Wer selbstständig ist oder kein passendes Mentoringprogramm in seiner Firma vorfindet, sollte sich an Berufs- oder Fachverbände wenden“, empfiehlt Kurmeyer. Auch dort gibt es immer mehr Angebote (siehe Infokasten).

Ganz egal, woher der Tandempartner kommt – unterm Strich halten Experten die Programme für sinnvoll. Auch Eistert möchte auf die monatlichen Treffen nicht verzichten. „Ich fand es von Anfang an einfach spannend, mich mit meinem Mentor auszutauschen und mir Gedanken über berufliche Ziele zu machen. Wenn es dann auch noch für die eigene Karriere nützlich ist, ist es ein netter Nebeneffekt.“

Anne Hansen

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