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Umbau. Viele MBA–Programme haben ihren Glanz verloren. Einige der staatlichen Unis sind mit der Manager-Weiterbildung überfordert, nur langsam beginnt ein Umdenken. Die Teilnehmer erwarten Dozenten aus der Praxis und eine intensivere Betreuung.

© picture-alliance/ dpa

Weiterbildung: Managerfortbildung als Baustelle

Warum schaffen es deutsche Universitäten eigentlich nicht, Führungskräfte fortzubilden? Die MBA-Programme verlieren Teilnehmer.

Eigentlich hatte man an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder alles richtig gemacht: Die auf Manager ausgelegte Weiterbildung in einer gemeinnützigen Gesellschaft außerhalb der Universität gebündelt und die Geschäftsleitung in professionelle Hände gelegt. Und nicht zuletzt ein gutes Programm kreiert, das mit dem Osteuropa-Schwerpunkt einen echten Mehrwert für weiterbildungswillige Akademiker bot, die noch einen MBA-Titel aufsatteln wollten.

Eigentlich. Denn die Teilnehmerzahlen sind rapide gesunken, Kontakte zur Wirtschaft verloren gegangen, das Fortbildungsprogramm für Führungskräfte hat viel von seinem Glanz verloren. Was ist schief gelaufen? Das deutsche Hochschulsystem, könnte man sagen. An der Viadrina traf ein an die Freiheiten der Unternehmenswelt gewöhnter Geschäftsführer auf die Bürokratie einer deutschen Universität.

Diese Geschichte spielt zwar im ostdeutschen Frankfurt, doch sie hätte sich so auch an anderen staatlichen Hochschulen ereignen können. Der Fall Viadrina zeigt anschaulich, warum sich die staatlichen Unis auf dem umsatzstarken Markt der Managerweiterbildung so schwer tun und sich hierzulande vor allem private Hochschulen wie die WHU - Otto Beisheim School of Management, die Handelshochschule Leipzig oder die Berliner ESMT behaupten.

Die Manager-Weiterbildung ist ein neues Gebiet für die staatlichen Universitäten und „die Fakultät sieht Weiterbildung oft nicht als ihre Aufgabe an“, sagt Ulrich Hommel. Er ist Professor der privaten Universität EBS und arbeitet auch für die europäische Studien-Akkreditierungsorganisation EFMD. Weil es zudem finanziell und rechtlich schwierig ist, die Manager-Weiterbildung an einer Universität anzudocken, gründen Hochschulen wie die Viadrina Tochterunternehmen. Denn in der Manager-Weiterbildung sei unternehmerisches Handeln gefragt, sagt Gesine Schwan, frühere Präsidentin der Viadrina.

Genau das ist das Problem: „Für MBA-Programme braucht man Manager und keine Wissenschaftler oder Beamte als Leiter. Denn die müssen kreativ das Programm weiterentwickeln“, sagt Peter Kunz. Der ehemalige Volkswagen-Manager leitete von 2001 bis 2006 den MBA-Studiengang der Viadrina. Doch mit einem Externen kommen viele Professoren nicht klar. „Die Geschäftsführung ist oft sehr freiheitsliebend“, sagt Hommel. So kam auch an der Viadrina die Diskussion auf, „ob man den MBA nicht so wie alle anderen Studiengänge führen könne“, sagt Kunz.

Kann man nicht. Denn in dem Programm sitzen Teilnehmer, die bereit sind, auch mehrere 10 000 Euro für ihre Weiterbildung zu bezahlen, die dafür aber ein praxisnahes Studium verlangen, eine intensive Betreuung, Kontakte zu Unternehmen, Hilfe bei der Jobsuche. Und: „Man kann im MBA nicht die gleichen langweiligen Inhalte für viel Geld an Teilnehmer verkaufen, die ja schon einen Hochschulabschluss haben“, sagt Kunz. Im MBA-Studiengang zu unterrichten ist aufwendiger. Viele staatliche Unis stellt das vor die Finanzierungsfrage, da selbst die relativ hohen Studiengebühren die Kosten nicht decken. Professoren müssen zudem eine bestimmte Stundenzahl lehren. Zieht man ihnen die MBA-Lehrstunden davon ab, meckern die Studenten der grundständigen Uni-Studiengänge. Rechnet man sie obendrauf, bekommen die Professoren zwar ein zusätzliches Honorar. Aber auch zusätzliche Verpflichtungen. Die privaten Wirtschaftshochschulen tun sich da leichter. Für sie gehört die Manager-Weiterbildung von Anfang an dazu, sie bezahlen die Professoren anders und kämpfen mit weniger Bürokratie.

Mit der Ausgründung wurden schließlich die Finanzen der Viadrina-Weiterbildungstochter transparent. Kunz sammelte Sponsoren- und Projektgelder. Aber das weckte Begehrlichkeiten. „Mit zunehmendem Erfolg wurde die Einflussnahme und teilweise der Neid von Akteuren an der Hochschule größer“, sagt er. Die damalige Präsidentin Gesine Schwan versuchte zu vermitteln. Kunz habe erheblichen Gewinn machen und in der Weiterbildungsgesellschaft behalten wollen. „Doch die Universität hat legitimerweise einen Anteil an dem, was das MBA-Programm erwirtschaftet“, sagt Schwan. Was Kunz als Einflussnahme wertete, war für Wolfgang Dorow, früherer Dekan der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Viadrina, „Ausdruck des Interesses“. Wegen unvereinbarer Vorstellungen gab Kunz auf. Rund 25 Teilnehmer hatte das MBA-Programm zur Hoch-Zeit, aktuell sind es 15. Tendenz leicht steigend. Es ist ein erster Erfolg des neuen Geschäftsführers, der seit 2009 am Ruder ist: Hans-Georg Lilge, auch ein Mann der Wirtschaft. Es scheint, als habe die Fakultät Lektionen gelernt. Sicher hat auch der Generationenwechsel in der Professorenschaft der Manager-Weiterbildung mehr Unterstützer beschert. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Lilge weniger freiheitlich agiert wie sein Vorgänger. „Das Entscheidende sind die Kooperationen, die ich bei der Fakultät nachfrage“, sagt er selbst jedenfalls. (HB)

Stefani Hergert

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