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Jobs & Karriere: Wenn der Alltag zur Last wird

Ein gefragter Weiterbildungsberuf: „Disability Manager“ helfen Mitarbeitern, nach langer Erkrankung an den Arbeitsplatz zurückzukehren

Nach einer langen Erkrankung oder einem Unfall an die Arbeit zurückzukehren, ist nicht leicht. Häufiges Bücken, Terminstress aushalten oder stundenlang am Schreibtisch sitzen – für manche ist das plötzlich unmöglich. Beschäftigte bangen in einer solchen Situation um den Erhalt ihres Arbeitsplatzes und wissen nicht, wie sie mit dem Arbeitgeber über ihre Probleme sprechen können. Dabei sind Unternehmen seit 2004 verpflichtet, ein betriebliches Eingliederungsmanagement einzurichten. Seitdem gibt es auch in Deutschland die Weiterbildung zum „Disability Manager“. Sie sind Ansprechpartner für die berufliche Reintegration in ein Unternehmen.

„Die Barriere wird für beide Seiten aufgebrochen“, sagt Gustav Pruß, Geschäftsführer des Vereins der zertifizierten Disability Manager Deutschland (VdiMA) in Berlin. „Der Arbeitnehmer ist nicht mehr allein mit seinen Sorgen.“ Die Experten helfen, passende Aufgaben und Arbeitsgeräte für Beschäftigte mit körperlichen Einschränkungen im Unternehmen zu finden. Dabei muss zwischen verschiedenen Interessen vermittelt werden. „Ein Disablility Manager darf weder einseitig die Perspektive des Betroffenen, noch die des Unternehmens einnehmen“, sagt Pruß. Angeboten werden die Weiterbildungen von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV).

„Disability Management als neue Dienstleistung entwickelt sich deutlich“, bestätigt DGUV-Experte Friedrich Mehrhoff aus Berlin. Betragen die krankheitsbedingten Fehlzeiten mehr als sechs Wochen, kann der Arbeitnehmer die Hilfe des Disability Managers in Anspruch nehmen. Der arbeitet eng mit Krankenkassen und Reha-Einrichtungen zusammen. Je nach Art der Erkrankung oder Einschränkung können sie ergonomische Hilfsmittel beschaffen oder eine Anpassung des Arbeitsplatzes organisieren.

Gute Erfahrungen mit solchen Fachleuten macht der Automobilhersteller Ford aus Köln. Leidet ein Beschäftigter zum Beispiel an Rückenproblemen, gestaltet Disability Managerin Petra Zink den Arbeitsplatz neu, so dass die Arbeit im Sitzen oder Stehen ausgeübt werden kann. „Wir schauen nicht mehr darauf, welche Defizite ein Mitarbeiter hat – sondern auf das, was er leisten kann“, sagt Zink. Mit seinem Konzept erreicht das Unternehmen eine Wiedereingliederungsquote von rund 95 Prozent.

„Disability Management funktioniert dort am besten, wo ein Unternehmen nachhaltig am Erhalt der Leistungsfähigkeit eines Arbeitnehmers interessiert ist“, sagt DGUV-Experte Friedrich Mehrhoff. Vorgesetzte müssen hinter dem Konzept stehen. Auch die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat muss stimmen.

Das sieht Petra Zink ähnlich: Zwischen Betrieb und Arbeitnehmervertretung müsse ein Konsens gefunden werden, wie das Eingliederungsmanagement gemeinsam umgesetzt werden kann. Hilfreich sei daher, dass der Disablitiy Manager den Betrieb gut kennt.

Denn: „Er braucht ein Gespür dafür, ob ein Mitarbeiter die Belastung am Arbeitsplatz trotz Einschränkung bewältigen kann“, sagt Gustav Pruß. „Wenn er über Berufserfahrung im Unternehmen verfügt, erkennt er auch besser, wo der Kollege alternativ eingesetzt werden kann.“ Angesichts des Fachkräftemangels interessierten sich immer mehr Unternehmer für ein gesundes Arbeitsumfeld, beobachtet Mehrhoff. Auch alternde Belegschaften, eine steigende Lebensarbeitszeit sowie die Zunahme psychischer und chronischer Erkrankungen dürften dazu beitragen, dass Disability Management eine gefragte Dienstleistung wird. Sabine Schrader/dpa

Sabine Schrader, dpa

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