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Experten bemängeln: Rhetorik sollte schon in der Ausbildung gelehrt werden

Präsentationen und Auftritte vor Publikum sind vielen Menschen ein Gräuel – vom Studenten bis zum Vorstandsvorsitzenden. Schweißausbrücke, kalte Hände, ein knallroter Kopf: All das sind Anzeichen für die Angst vor dem Reden. Dabei wäre das alles nicht so schwierig, wenn bereits während der Ausbildung Grundlagen der Rhetorik vermittelt würden, meint Günther Seipp, Rhetoriktrainer aus Hamburg. So sind Berufstätige auf Weiterbildungen angewiesen.

„Bei der Rhetorik geht es nicht nur darum, welche Worte zu benutzen sind“, sagt er. Vielmehr komme mit der Routine im Sprechen oft auch größeres Selbstvertrauen. „Man muss psychologisch ansetzen – das ist ein längerer Prozess.“ Gewisse Hemmungen, die jeder Mensch beim öffentlichen Auftreten stärker oder schwächer empfindet, gelte es allmählich zu überwinden, ergänzt Günter Zienterra, Seminarleiter des Instituts für Rhetorik und Kommunikation in Bornheim bei Bonn. „Das kann möglicherweise durch die bloße Praxis des Redens geschehen.“ Bei einer Rede könne man Inhalt und Form nicht trennen, wie eine Nuss von der Schale, so der Experte. Daher gehe es nicht nur darum, die richtigen Worte zu finden, sondern sie auch dem Inhalt entsprechend zu präsentieren. „Nicht jeder kommt schlagfertig auf die Welt“, sagt Trainer Seipp.

Dass hinter einer guten Rhetorik noch mehr stecke als überzeugend zu sprechen, meint auch Institutsleiter Günter Zienterra. Die Wirkung sei das Ausschlaggebende. Zienterra nennt Rhetorik den „aktiven, zielbewussten, psychologisch fundierten Umgang mit dem Wort“. Daneben tritt in seinen Seminaren die Übung des selbstbewussten Auftretens und eine wohlklingenden Stimme. „Die Redner müssen Prägnant und klar wirken, Aufmerksamkeit schaffen, gut ankommen, in Erinnerung bleiben, zu Wort kommen und inhaltlich gut verstanden werden.“ Die nonverbalen Kräfte zur Wirkung eines Redners stehen ebenfalls im Mittelpunkt seiner Weiterbildungen: „Der Gesamteindruck, die Mimik, die Gesten, das Auftreten sowie die Stimme wirken auf den Zuhörer unbewusst.“

Es gehe auch in den Seminaren nicht darum, aus jedem Menschen in zwei Tagen einen geschliffenen Redner zu machen. „Das Grundproblem ist: Die Stilleren haben oft die besseren Ideen, können sie aber schlechter verkaufen.“ Wichtig sei es in den Rhetorik-Seminaren, die Fähigkeiten des Einzelnen hervorzuheben. „Man muss authentisch bleiben und nicht versuchen, jemand zu sein, der man nicht ist“, so der Trainer. Der Versuch könne nach hinten losgehen und in der Konsequenz kontraproduktiv sein.

In Schulen und Universitäten, auch da sind sich die Trainer einig, liegt einiges im Argen in Deutschland. In den USA etwa gehört die Rhetorik in den Stundenplan. „Andere Länder sind uns da weit voraus“, sagt Personalberaterin Doris Brenner aus Rödermark (Hessen). Die Rhetorik allerdings sei im Berufsleben so wichtig, dass man damit nicht früh genug anfangen könne. Abhilfe schaffen sollen Wettbewerbe wie „Jugend debattiert“, bei dem Schüler Darstellung und Rede in verschiedenen Stufen präzisieren und verfeinern – und ein professionelles Rhetoriktraining gewinnen können.

Verena Wolff (dpa)

Verena Wolff (dpa)

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