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Was bleibt übrig? Mit großer Wahrscheinlichkeit werden nicht alle der 120 Karstadt-Filialen die nächsten Jahre überstehen.

© ddp

Karstadt: Bewegung auf den letzten Metern

Gute Nachrichten für den Essener Konzern: Drei Bieter sind möglich und die Kommunen spielen auch mit im Insolvenzverfahren.

Berlin - Die Präferenz der Gewerkschaft ist klar. „Beim Berggruen-Angebot kommen die Beschäftigten besser weg“, sagte Verdi-Sprecherin Cornelia Haß am Montag auf Anfrage. Ursprüngliche Zweifel am Konzept Nicolas Berggruens für die Übernahme von Karstadt seien in Gesprächen mit dem Investor ausgeräumt worden. Berggruen konkurriert seit Ende vergangener Woche mit dem deutsch-schwedischen Investor Triton, dessen Angebot bereits seit einigen Wochen vorliegt, und vermutlich auch noch mit Highstreet. Dem Immobilienkonsortium um Goldman Sachs gehören die Karstadt-Immobilien. Triton wird von Verdi wegen harter Einschnitte bei Arbeitsplätzen und Einkommen abgelehnt.

Was genau Highstreet vorhat, ist bislang nicht klar. Die „Bild am Sonntag“ berichtete über angebliche Pläne des Konsortiums, wonach die Wochenarbeitszeit der 25 000 Karstadt-Beschäftigten um zwei auf 39,5 Stunden erhöht werden solle – ohne entsprechende Einkommenserhöhung. Als Gegenleistung sei eine Beteiligung der Belegschaft am Unternehmen in Höhe von 15 Prozent denkbar.

Investor Berggruen, der bislang nicht mit Warenhäusern in Verbindung gebracht wurde, sagte dem „Handelsblatt“: „Wir haben den Turnaround bei vielen Firmen in Europa und den USA geschafft, darunter sind auch Warenhäuser.“ Für das Management würden dabei „jene verpflichtet, von denen wir glauben, dass sie es am besten können“. Im Falle Karstadts kämen zum Beispiel Modehäuser in Betracht. Insolvenzverwalter Görg sucht seit Monaten einen Käufer für Karstadt. Er will alle Häuser an einen Bieter verkaufen und so eine Zerschlagung des Unternehmens verhindern.

Das Überleben des Warenhauses hängt nicht nur von einem Käufer, sondern auch von 94 Städten mit Karstadt-Standorten ab. Insolvenzverwalter Görg hat bei allen 94 Kommunen eindringlich für einen Steuererlass geworben. Dabei geht es um eine Steuerforderung der Gemeinden von theoretisch bis zu 140 Millionen Euro. Hintergrund ist ein außerordentlicher Ertrag in der Karstadt-Bilanz, der durch einen Forderungsverzicht der Gläubiger von bis zu zwei Milliarden Euro entstehen würde. Görg braucht die Zustimmung so vieler Kommunen, dass 98 Prozent der Steuerforderungen vom Tisch sind. Außer Köln haben mittlerweile alle Städte über die Forderungen entschieden. Wenn Köln nicht zustimmt, würde der Zwei-Prozent-Spielraum überschritten und der Insolvenzplan platzt. Am Montag gab es indes Signale aus der Domstadt, wonach Görg womöglich am Dienstag über den Verzicht auf 1,7 Millionen Euro Steuern informiert werde.

Das zuständige Gericht entscheidet dann am 31. Mai in Essen, ob der Insolvenzplan in Kraft treten kann. Scheitert er, würde Karstadt zerschlagen. Auf dieses Szenario wartet Metro-Chef Eckhard Cordes, der seit langem profitable Karstadt-Häuser übernehmen und mit den eigenen Kaufhof-Warenhäusern fusionieren will. mit dpa

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