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Wirtschaft: Karstadt-Quelle geht auf Sendung

Warenhaus-Konzern und EM.TV erhalten Zuschlag für das Deutsche Sportfernsehen – Angebot von Saban möglich

Berlin (mot). KarstadtQuelle, das Medienunternehmen EM.TV sowie der Schweizer Investor Hans-Dieter Cleven haben am Mittwoch wie erwartet den Zuschlag für das Deutsche Sportfernsehen (DSF) und die Online- Plattform Sport1 erhalten. Deutschlands größter Sportartikelhändler, der zusammen mit EM.TV über die Merchandisingrechte für die Fußball-WM 2006 verfügt, baut damit sein Fernsehgeschäft aus und eröffnet sich neue Vertriebswege. Der Konzern hält bereits rund zehn Prozent an der Home Shopping Europe AG.

Mit dem DSF wird die letzte große Einzelgesellschaft der insolventen Kirch-Gruppe verkauft. Der Sportrechtehandel, die Filmbibliothek, das Bezahlfernsehen Premiere und die ProSiebenSat1-Gruppe haben bereits neue Eigentümer. Nach Angaben der Kirch-Media wurde der Kaufvertrag zunächst nur von der Karstadt-Quelle-Tochter Karstadt New Media und Cleven unterzeichnet, der auch Mehrheitsaktionär des Sportartikelherstellers Völkl ist. EM.TV soll das Konsortium später ergänzen und künftig die DSF-Mehrheit halten – wenn das Kartellamt zustimmt und geklärt ist, dass nicht Leo Kirch als Financier hinter EM.TV steht. „Die Insolvenzverwalter der Kirch-Gruppe haben sich entsprechende Prüfungen vorbehalten“, sagte ein Insider.

Dem Kaufvertrag für das DSF müssen neben Bundeskartellamt und Medienaufsicht noch die Insolvenzverwalter und der Gläubigerausschuss zustimmen. Erst nach der Genehmigung durch das Kartellamt soll EM.TV dann 38,97 Prozent der Aktien erhalten, Karstadt-Quelle blieben 38,81 Prozent, der Rest entfiele auf Cleven. Dieses langwierige Prozedere könnte die Chancen von Haim Saban erhöhen, dem neuen Kirch-Media-Eigentümer, dem ebenfalls noch Interesse am Sportfernsehen nachgesagt wird. Nach einem Zeitungsbericht sollen die Insolvenzverwalter Saban zugesichert haben, von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch machen zu können, sollte er ein besseres Angebot vorlegen.

Programm zum Schnäppchenpreis

Einstweilen gaben sich Karstadt-Quelle und EM.TV am Mittwoch optimistisch, dass sich das TV-Investment auszahlen wird. Dem Vernehmen nach soll das Paket aus DSF und der Online-Plattform Sport1 insgesamt nur 20 Millionen Euro gekostet haben. Karstadt-Quelle-Chef Wolfgang Urban sagte, der Gesamtpreis liege „im nicht sehr hohen zweistelligen Millionenbereich“. „Medienpräsenz von Sport forciert den Sporthandel“, begründete Karstadt-Quelle-Vorstand Peter Gerard den Kauf. Der Sender verfügt über eine Reichweite von 90 Prozent aller 33 Millionen Haushalte in Deutschland. Er hält unter anderem die Programmrechte für beide Fußballbundesligen und die Formel 1. Mit Sport1.de verfügt DSF über das erfolgreichste deutschsprachige Sportportal im Internet. Das Konsortium will der Deutschen Fußball-Liga deren Option auf den Kauf von 25,1 Prozent am DSF abkaufen. EM.TV-Chef Werner Klatten kündigte an, die Sportvermarktung werde neben dem Kinder- und Jugendgeschäft die zweite Säule des EM.TV-Geschäfts.

Über mögliche Veränderungen im Programm von DSF wollten sich die künftigen Eigentümer noch nicht äußern. Karstadt-New- Media-Chef Peter Gerard deutete aber an, die Dienstleistungssparte des Kaufhaus-Konzerns könne neue und innovative Ansätze verwirklichen wie zum Beispiel einen DSF-Club, DSF-Reisen, eine Kreditkarte und anderes. Außerdem wolle Karstadt-Quelle die Möglichkeiten der täglich drei Stunden Dauerwerbesendung nutzen, die das Sportfernsehen ausstrahlen dürfe.

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