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Wirtschaft: Karstadt rettet Kapitalerhöhung

Einigung mit Aktionären in letzter Minute/Neue Aktie für 5,75 Euro/Banken erhöhen offenbar Druck auf Vorstandschef Achenbach

Berlin - Die für die Sanierung des Warenhaus- und Versandhandelskonzerns Karstadt-Quelle dringend benötigte Kapitalerhöhung über 500 Millionen Euro ist gesichert. Man habe sich mit den Aktionären geeinigt, die auf der Hauptversammlung Widerspruch gegen die Kapitalerhöhung eingelegt hatten, teilte der Konzern am Donnerstagabend in Essen mit. „Die Hürde ist genommen“, sagte Sprecher Jörg Howe. Die Einigung hatte sich erst nach tagelangen Verhandlungen ergeben. „Wir können davon ausgehen, dass die Kapitalerhöhung nunmehr umgesetzt werden kann“, sagte Howe. Nun werde man sich auf das „lebenswichtige Weihnachtsgeschäft“ konzentrieren.

Die Einigung sieht unter anderem vor, dass den Aktionären zusätzliche Informationen zur Sanierung gegeben werden. Außerdem verpflichtete sich der Vorstand, dafür zu sorgen, „dass der Ausgabekurs der neuen Karstadt-Quelle-Aktien den Betrag von 5,38 Euro je Aktie nicht unterschreiten wird“. Mit dieser Verpflichtung solle die Notwendigkeit weiterer Kapitalerhöhungen vermieden werden. Um den geplanten Erlös von 500 Millionen Euro zu erreichen, müssen die 93,04 Millionen neuen Aktien einen Preis von mindestens 5,38 Euro erzielen. Am späten Abend legte Karstadt den Bezugspreis dann bei 5,75 Euro fest (siehe Kasten). Sprecher Howe sagte, es sei in den Verhandlungen kein Geld an die Kleinaktionäre geflossen. „Sondervorteile oder Kostenerstattungen wurden nicht gewährt und von den Aktionären auch zu keiner Zeit gefordert“, heißt es in einer Mitteilung.

Der Aufsichtsrat von Karstadt-Quelle hatte vor der Einigung Gerüchte über eine Ablösung des Vorstandschefs dementiert. Aufsichtsratschef Thomas Middelhoff ließ erklären, die Banken hätten nicht den Rücktritt von Christoph Achenbach betrieben. Er selbst stehe nach wie vor fest zu Achenbach. Allerdings hieß es in Bankenkreisen, die Geldinstitute strebten eine Änderung im Vorstand an. Der Würzburger Betriebswirtschaftsprofessor Eckehard Wenger legte mit seiner Kritik an der Karstadt-Quelle-Führung und den Banken nach. Thomas Middelhoff warf Wenger vor, die Kleinaktionäre massiv unter Druck zu setzen. In einem Brief an Caterina Steeg – die als Vorstand des Vereins zur Förderung der Aktionärsdemokratie (VfA) drei der widersprechenden Kleinaktionäre vertritt – hatte Middelhoff geschrieben: „Wenn die Kapitalerhöhung blockiert würde, würden die Massenmedien die Schuld bei den Widerspruchsführern suchen und diese plakativ angreifen.“ Wenger zufolge ist Steeg inzwischen von anonymen Anrufern bedroht worden. Steeg selbst war nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Karl-Walter Freitag, der als Kleinaktionär ebenfalls Widerspruch eingelegt hatte, wehrte sich mit Blick auf Äußerungen von Gewerkschaft und Betriebsrat gegen den Vorwurf, Arbeitsplätze zu gefährden. „Das ist eine widerliche Hetzkampagne gegen uns Aktionäre“, sagte er. Karstadt äußerte in der Mitteilung Bedauern über „die in der Presse getätigten diffamierenden Äußerungen einiger Aufsichtsratsmitglieder“. Sie seien weder mit dem Vorstand noch mit dem Aufsichtsrat abgestimmt worden, noch entsprächen sie der Auffassung des Konzerns.

Wenger kritisierte auch die Banken, die sich bei Karstadt-Quelle „alles unter den Nagel gerissen haben“. Bislang hätten die Banken für die kurzfristigen, jederzeit kündbaren Kreditlinien bis zu 100 Basispunkte auf den Interbankensatz Euribor aufgeschlagen, künftig sei für die verlängerte Kreditlinie ein Aufschlag von bis zu 350 Basispunkten fällig. Derzeit liegt der Euribor für einen Kredit über zwölf Monate bei 2,324 Prozent. Nicht zuletzt wegen höherer Kapitalkosten hatte Vorstandschef Achenbach die Rückkehr in die Gewinnzone erst für 2006 in Aussicht gestellt.

Wolfgang Gerke, Professor für Bank- und Börsenwesen in Nürnberg, wollte sich der Kritik Wengers nicht anschließen. Der Zinsaufschlag sei angesichts des Risikos „durchaus marktüblich“ – allerdings auch „relativ hoch“.

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