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Wirtschaft: Karstadt schockiert die Börse

Der Handelskonzern rechnet für das Gesamtjahr mit einem deutlich niedrigeren Gewinn / Aktie bricht um 17 Prozent ein

Düsseldorf - Mit einem Kurssturz hat die Börse auf eine Gewinnwarnung des Handelskonzerns Karstadt-Quelle reagiert. Die Aktie des Unternehmens verlor am Mittwoch 17,2 Prozent auf 14,40 Euro. Im Handelsverlauf hatte das Minus kurzzeitig sogar mehr 22 Prozent betragen. Der Grund war ein deutlicher Rückgang des Versandgeschäfts, was dem ohnehin krisengeschüttelten Konzern neue Sorgen bereitet. Die Sanierung des wichtigsten Geschäftsfelds könne sich um bis zu zwei Jahre verzögern, sagte Vorstandschef Thomas Middelhoff bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz. Deshalb müsse der Konzern seine Prognose für das laufende Jahr senken. Der Betriebsgewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) werde im Vergleich zum Vorjahr nur um zehn statt um 20 Prozent zulegen.

Middelhoff sagte, ein Teil des elfprozentigen Umsatzeinbruchs im Versandgeschäft sei im Zuge des Konzernumbaus gewollt. „Wir waren immer zu sehr Universalanbieter“, sagte er. Erfolg verspreche dagegen eine größere Spezialisierung. Deshalb habe Karstadt-Quelle die großen Halbjahreskataloge der Versandmarken Quelle und Neckermann eingestellt und das Marketingbudget der Versandsparte im ersten Halbjahr um rund ein Fünftel gekürzt. Es habe nicht zielgenau genug eingesetzt werden können. Gesundgeschrumpft hat sich Karstadt-Quelle dadurch aber nicht: Noch stärker als der Umsatz brach der Gewinn im Versandhandel ein. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2005 verdreifachte sich der operative Verlust auf 52,6 Millionen Euro.

Middelhoff will künftig mehr Waren über Spezialkataloge, über das Internet und ins Ausland versenden. Außerdem setzt der Konzern auf die vor einer Woche verkündete Allianz mit dem Handelshaus Li & Fung aus Hongkong. Mit dessen Hilfe will Karstadt-Quelle einen Teil der Zwischenhändler im Import ausschalten und sich stärker direkt mit Waren versorgen. Für die Sanierung des Geschäftsfelds, bei dem Arbeitsplätze in der Logistik und im Service auf dem Spiel stehen, will der Vorstand 200 Millionen Euro ausgeben.

Dennoch zeigte sich Middelhoff „entspannt und gelöst“. Schließlich hätten „die Warenhäuser und die Touristik die Wende zum Besseren geschafft“. Zwar schrieben auch die Karstadt-Filialen und die Touristiktochter Thomas Cook, die Karstadt-Quelle gemeinsam mit der Lufthansa besitzt, rote Zahlen. Der Verlust fiel jedoch wesentlich geringer aus als vor einem Jahr. Beim Umsatz legten beide Sparten sogar zu. Außerdem sei das erste Halbjahr in beiden Geschäftsfeldern traditionell schwach.

Dass das Konzernergebnis insgesamt mit einem Plus von 558 Millionen Euro positiv ausfiel, verdankte Karstadt- Quelle jedoch dem im März angekündigten Verkauf eines Großteils seiner Immobilien für 4,5 Milliarden Euro. Käufer ist ein Joint Venture von Whitehall, der britischen Immobilientochter der Investmentbank Goldman Sachs, mit Karstadt- Quelle selbst. Der Konzern muss nun seine Warenhäuser von der eigenen Tochter zurückmieten, hat aber eine nahezu schuldenfreie Bilanz. Das Unternehmen sei jetzt aus dem Gröbsten heraus, sagte Middelhoff.

Beim anstehenden 125-jährigen Jubiläum der Warenhäuser will der Konzern die Qualität in den Mittelpunkt rücken. „Dieses Jubiläum ist keines, in dem wir Preisschlachten schlagen“, sagte Middelhoff. Karstadt-Quelle habe aus seinen Fehlern gelernt, sagte er unter Anspielung auf das 50-jährige Jubiläum des Neckermann-Versands im Jahr 2000, das durch etliche Billigangebote zu einem Zuschussgeschäft wurde. Diesmal werde stattdessen das Sortiment erweitert und der Service betont, sagte Middelhoff.

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