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Wirtschaft: Karstadt streicht 2000 Stellen

Gewerkschaft nennt Pläne kurzsichtig.

Berlin/Essen - Fast zwei Jahre nach der Übernahme durch den Investor Nicolas Berggruen hat der Warenhauskonzern Karstadt einen kräftigen Personalabbau angekündigt. Bis zum Ende des Jahres 2014 sollen im Zuge der Sanierung 2000 Stellen gestrichen werden. Das teilte das Unternehmen am Montag in Essen mit. Derzeit hat Karstadt rund 25 000 Beschäftigte. Der Stellenabbau solle bis Ende 2014 so sozialverträglich wie möglich erfolgen. Geplant seien Frühpensionierungen, die Nichtverlängerung von befristeten Verträgen sowie der freiwillige Austritt von Beschäftigten aus dem Unternehmen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi nannte die Pläne „kurzsichtig“.

„So schmerzhaft diese Maßnahmen für die betroffenen Mitarbeiter sind, so notwendig sind sie“, sagte Karstadt-Chef Andrew Jennings. Karstadt weise noch „komplexe Altstrukturen“ auf. Das Unternehmen müsse seine Strukturen und Prozesse weiter vereinfachen, um damit das Unternehmen langfristig auf die „passende Größe“ zu bringen. Filialschließungen oder der Verkauf von Unternehmensteilen seien derzeit nicht geplant, sagte Jennings der „FAZ“.

Bei Karstadt läuft Ende August der Sanierungstarifvertrag aus. Mit dem Verzicht auf Gehaltsbestandteile wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld hatten die Mitarbeiter seit 2009 einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des traditionsreichen Unternehmens geleistet. Die Rückkehr zum Flächentarifvertrag beschert dem Unternehmen jährlich zusätzliche Kosten von 50 Millionen Euro. Verdi-Sprecher Christoph Schmitz dagegen argumentierte, die Beschäftigten hätten durch den Verzicht auf tarifliche Leistungen mitgeholfen, das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu führen. Die Drohung mit Stellenstreichungen sei deshalb „völlig verfehlt“, erklärte Schmitz dem Tagesspiegel. Notwendig seien statt eines „kurzsichtigen“ Abbaus von Jobs Investitionen in die Modernisierung von Filialen und die Sortimentsgestaltung.

Karstadt selbst verwies auch auf „herausfordernde Marktbedingungen“ der Euro-Schuldenkrise. Sowohl das Management als auch Eigentümer Berggruen seien „fest entschlossen, Karstadt durch ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld zu steuern“, sagte Jennings. Beide blieben dem Unternehmen langfristig verbunden.

Wie sich die Sparpläne von Karstadt regional auswirken, ist bisher nicht bekannt. Schmitz wies darauf hin, dass Karstadt mit dem Abbau von 2000 Stellen 2000 Vollzeitstellen meine. Rund 25 000 Mitarbeiter entsprächen nur 18 000 Vollzeitstellen. Nach dieser Rechnung würde etwa jede neunte Stelle gestrichen. Die Landesfachbereichsleiterin Handel für Berlin und Brandenburg, Erika Ritter, ergänzte, neben dem Kadewe mit rund 1400 Mitarbeitern betreibe der Konzern in Berlin weitere sieben Warenhäuser, außerdem eines in Potsdam. In der Region Berlin-Brandenburg habe die Karstadt-Gruppe damit derzeit schätzungsweise 3000 Mitarbeiter.

Berggruen hatte Karstadt im Jahr 2010 nach einer Bieterschlacht aus der Insolvenz übernommen. Seitdem seien 160 Millionen Euro in die Häuser, die Technik und die Infrastruktur investiert worden, erläuterte der Kaufhauskonzern. Die Modernisierung des Filialnetzes solle fortgesetzt werden. m.m./dpa

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