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Das Kaufhof Logo leuchtet in Köln auf dem Dach der Filiale der Warenhaus-Kette.

© DPA/Oliver Berg

Update

Karstadt und Kaufhof: 5000 Kaufhof-Mitarbeiter müssen um ihre Stellen fürchten

Der neue Warenhausriese will sparen. Das trifft vor allem Kaufhof: 2600 Vollzeitstellen fallen weg, der Tarifvertrag soll nicht mehr gelten. Verdi ist empört.

Nach der Fusion mit Karstadt müssen sich die Mitarbeiter der angeschlagenen Warenhauskette Kaufhof auf harte Einschnitte einstellen. "In seinem derzeitigen Zustand ist Galerie Kaufhof langfristig nicht überlebensfähig", konstatierte der Chef des Gemeinschaftsunternehmens, Stephan Fanderl, am Freitag Nachmittag. Das hat Konsequenzen: 2600 Vollzeitstellen sollen bei der Kette gestrichen werden. Da viele Beschäftigte Teilzeit arbeiten, dürften 4000 bis 5000 Mitarbeiter betroffen sein. Rund 1000 Stellen sollen in den Führungs- und Verwaltungsstrukturen wegfallen, weitere 1600 in den Filialen. Sanierungsbedingte Filialschließungen sind zwar nicht geplant. Kaufhof soll nach den Plänen Fanderls aber "umgehend" aus der Tarifbindung aussteigen. Die Gewerkschaft Verdi kündigte Widerstand gegen die Pläne an. "Wir lassen keine Sanierung zu, die ein Gesundstoßen des Konzerns allein auf dem Rücken der Beschäftigten vorsieht", kritisierte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. "Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen." Nutzenberger sprach von einem schlechten Start für die neue Warenhausholding. Verdi vermisst unter anderem ein tragfähiges Zukunftskonzept.

650 Kaufhof-Mitarbeiter in Berlin betroffen

Kaufhof ist seit Ende November Teil eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem Konkurrenten Karstadt. Der frühere Kaufhof-Eigner HBC hatte der Fusion im vergangenen Jahr nach langem Zögern zugestimmt. Die Kanadier sind mit 49,99 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen mit Karstadt beteiligt, das über rund 240 Filialen mit einem Umsatz von gut fünf Milliarden Euro und rund 32.000 Mitarbeiter verfügt. In Berlin hat Kaufhof nach Verdi-Angaben rund 650 Mitarbeiter, in Berlin-Brandenburg sind es etwa 800. Karstadt beschäftigt in der Hauptstadt rund 1100 Mitarbeiter und betreibt in Brandenburg ein weiteres Kaufhaus in Potsdam.

Kaufhof-Mitarbeiter verdienen zwölf Prozent mehr

Die Gehaltsunterschiede zwischen den Belegschaften von Kaufhof und Karstadt sind groß. Für Kaufhof gilt noch der Flächentarifvertrag, Karstadt hat ihn vor sechs Jahren verlassen. "Kaufhof-Beschäftigte verdienen gut zwölf Prozent mehr als die Mitarbeiter der Karstadt-Filialen", sagte Petra Ringer, Handelsexpertin bei Verdi Berlin-Brandenburg, dem Tagesspiegel.

Weniger Umsatz im Weihnachtsgeschäft

Kaufhof hatte Insidern zufolge im wichtigen Weihnachtsgeschäft Umsatzrückgänge von vier Prozent hinnehmen müssen, auch im Online-Geschäft soll es ein leichtes Minus gegeben haben. Das verschärft den Druck auf Fanderl.

Mehrheitseigner des neuen Warenhausriesen Karstadt-Kaufhof ist die Signa Holding des österreichischen Investors Rene Benko. Karstadt hat im operativen Geschäft das Sagen. Fanderl ist langjährige Karstadt-Chef und führt den neuen Warenhauskonzern. Der Konzern muss im erbitterten Wettbewerb mit den Online-Händlern von Amazon bis Zalando bestehen.

Hauptsitz soll in Essen sein

Um Kosten zu sparen, soll es auch Veränderungen in der Verwaltung geben. Der neue Warenhausriese aus Karstadt und Kaufhof soll federführend aus der Essener Karstadt-Zentrale heraus gelenkt werden. Am Kölner Kaufhof-Hauptsitz soll ein Kompetenz-Center für Digitalisierung und E-Commerce aufgebaut werden. mit Reuters

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