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Wirtschaft: Kartellamt untersucht Fernwärme

Die Versorger sollen ihre Kalkulationen offen legen. Auch Vattenfall ist dabei

Berlin - Das Bundeskartellamt untersucht, ob Verbraucher, die mit Fernwärme heizen, zu viel zahlen. Wie die Behörde am Montag mitteilte, hat sie dazu 30 Unternehmen um Auskunft gebeten, darunter auch den Berliner Versorger Vattenfall. Die Wettbewerbshüter wollen Informationen über die Preisgestaltung, weil die Anbieter von Fernwärme in aller Regel keine Wettbewerber haben. „Der Verbraucher hat keine Wahl“, sagte eine Sprecherin des Bundeskartellamts auf Anfrage, „das ist das letzte Monopol bei den leitungsgebundenen Energien“.

Verbraucherschützer begrüßen den Vorstoß des Amtes. „Auch bei der Fernwärme gibt es überhöhte Preise“, vermutet der Energieexperte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Holger Krawinkel. Zwischen den einzelnen Versorgern seien erhebliche Preisunterschiede feststellbar, betont Krawinkel. In Berlin kostet die Megawattstunde nach Angaben Vattenfalls unter 60 Euro, in Erfurt und Wiesbaden seien es dagegen fast 100 Euro.

Der Großteil der Fernwärme kommt aus Heizkraftwerken. Bei der dort angewandten Kraft-Wärme-Kopplung werden Strom und Fernwärme gleichzeitig erzeugt. Die Wärme wird über Leitungsnetze zu den Abnehmern transportiert. In Berlin ist das Leitungsnetz ausschließlich in der Hand von Vattenfall. Dort sieht man den Vorstoß des Amts aber „relativ gelassen“. Zwar sei Vattenfall bei der Fernwärme der einzige Anbieter in der Stadt, sagte ein Sprecher auf Anfrage, aber die Kunden seien nicht auf Fernwärme angewiesen. „Man kann auf andere Energieträger ausweichen.“

Fernwärme gehört in Deutschland zu den wichtigsten Heizmitteln. Hinter Erdgas und Heizöl rangiert sie auf Platz drei. Rund fünf Millionen Haushalte werden hierzulande mit Fernwärme versorgt, jährlich werden damit rund fünf Milliarden Euro umgesetzt, sagte die Sprecherin des Amtes. In Berlin werden über eine Million Wohneinheiten mit Fernwärme beheizt, aber auch Behörden wie das Rote Rathaus oder Einrichtungen wie der Zoo oder das Olympiastadion heizen mit Fernwärme.

Um dem Markt näher zu untersuchen, hat die Wettbewerbsbehörde die größten Unternehmen angeschrieben. Neben Vattenfall haben auch Eon, EnBW, RWE und zahlreiche Stadtwerke Post aus Bonn bekommen. Die Unternehmen haben bis zum 30. Oktober Zeit, ihre Daten zu übermitteln. Die Untersuchung sei „ergebnisoffen“ betonte die Sprecherin der Wettbewerbsbehörde. Mit Zwischenergebnissen rechnet das Amt im ersten Quartal des nächsten Jahres. Heike Jahberg

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