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Wirtschaft: Katastrophe belastet die Rückversicherer

Experten halten sich mit Schätzung der Schäden zurück/Allianz bietet vorerst keine Elementarversicherung an

Frankfurt (Main) (rtr). Das Jahrhundert-Hochwasser in Ostdeutschland wird nach Einschätzung von Analysten auf Seiten der Unternehmen vor allem in den Bilanzen der Rückversicherer Spuren hinterlassen. Doch erst wenn in der kommenden Woche etwa die Allianz und andere Erstversicherer eigene Schätzungen nennen, werde das Bild klarer. Alles in allem – da sind sich Analysten und auch der Branchenverband einig – werden sich die Belastung für die Versicherer in Grenzen halten.

Den volkswirtschaftlichen Schaden setzen die Experten derzeit bei rund 15 Milliarden Euro an. Allein das besonders stark betroffene Bundesland Sachsen bezifferte den Schaden am Mittwoch auf bis zu 16 Milliarden Euro.

Die Hannover Rück erklärte, es sei davon auszugehen, dass sich die Belastung des Rückversichereres im Rahmen des langjährigen Durchschnitts für Katastrophenschäden bewegen werde. Nach einem Anstieg des Gewinns nach Steuern im ersten Halbjahr um 23 Prozent auf 146 Millionen Euro sei für 2002 weiterhin mit einem Jahresüberschuss von rund 300 Millionen Euro zu rechnen.

Das Jahrhundert-Hochwasser hat vor allem in Ostdeutschland zahlreiche Städte und Dörfer entlang der Elbe und ihrer Zuflüsse verwüstet. Gebäude sind in der Regel zwar gegen Sturmschäden, aber kaum gegen Überschwemmungen versichert. Die Allianz bietet in den neuen Bundesländern in Anknüpfung an altes DDR-Recht allerdings eine Komplett-Absicherung von Gebäuden mit Hochwasserschutz an, die rund drei Millionen Haushalte abgeschlossen haben.

Experten tun sich zu diesem frühen Zeitpunkt noch schwer, den Schadensaufwand zu beziffern. Während Commerzbank-Analyst Marc Thiele dabei eine bis zwei Milliarden Euro für denkbar hält, gehen die Analysten von Merrill Lynch in einer vorsichtigen Prognose von drei Milliarden Euro aus. Der Marktführer Allianz Sach stellte zwar bereits sein Ergebnisziel für das laufende Jahr in Frage, erwartet aber keine drastischen Gewinneinbußen wegen des Hochwassers. Auch die Münchener Rück hält sich weiter bedeckt: „Das Wasser fließt ja noch“, sagte ein Sprecher. Die Schäden für den Versicherer würden sich aber „durchaus im Rahmen bewegen“, weil nur wenige Haushalte gegen Hochwasser versichert seien. Der weltgrößte Rückversicherer rechnet für 2002 mit einer Schadensbelastung aus Unwettern in Deutschland am oberen Rande der normalen Spanne von 300 bis 500 Millionen Euro.

„Die Allianz ist größtenteils bei der Münchener Rück rückversichert, also wird bei denen auch das meiste hängen bleiben“, sagte Thiele. Die Analysten gehen davon aus, dass die Allianz wegen des Hochwassers eine Netto-Belastung von 100 bis 200 Millionen Euro zu erwarten habe. Im Jahresverlauf seien noch schwerwiegendere Belastungen – etwa wegen Hagel- und Sturmschäden – zu erwarten.

Bei Ergo, dem Erstversicherer der Münchner Rück, waren am Mittwoch ebenso wie bei anderen Wettbewerbern noch keine Details zu erfahren. „Es sind noch deutlich weniger Schadensmeldungen eingegangen als wir erwartet haben“, sagte Ergo-Sprecher Thomas Noack. „Die Menschen warten erst bis das Wasser zurückgeht und sie zurück in ihre Häuser können."

Bis die Schäden in den Hochwasserregionen behoben sind, will die Allianz in den betroffenen Gebieten keine neue Elementarversicherungen anbieten, sagte eine Sprecherin. Zu möglichen Preiserhöhungen beim Neuabschluss wollte sie sich nicht äußern.

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