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KAUFEN oder NICHT: Flieg, Drohne, flieg

DAS TESTURTEIL0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen

Seit Ikarus wissen wir: Der Mensch guckt sich die Welt gern von oben an. So gesehen ist die Idee der französischen Firma Parrot naheliegend wie genial. Sie baut zwei Kameras in eine Art Hubschrauber im Spielzeugformat ein, verpasst dem Ganzen ein cooles Styling und nennt es geheimnisvoll „AR Drone“. Wie eine Militär-Drohne durch den Hindukusch soll sich die Franzosen-Drohne denn auch durch Berlin lenken lassen – so suggerieren es jedenfalls die atemberaubenden Aufnahmen, die im Internet kursieren: Da schwirrt das Gerät hinauf zur Siegessäule, brettert durch die Häuserschluchten am Potsdamer Platz und kachelt über den Mauerpark hinweg.

Doch beim Testflug stellt sich Ernüchterung ein. Als erstes beweist das Gerät erstaunliche Bodenhaftung. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis sich die vier Rotoren drehen, weil es bei der drahtlosen Verbindung zwischen Drohne und Steuergerät hakelt. Als letzteres dient übrigens ein iPod, iPhone, iPad oder Android-Smartphone, die mittels einer kostenlosen App drohnengerecht gemacht werden. Wenn es dann gefunkt hat, steht dem Staunen nichts mehr im Wege: Denn nach dem Berühren des „Take off“-Buttons auf dem Bildschirm erhebt sich die Drohne elegant vom Boden, um dann in etwa einem Meter Höhe schwebend zu verharren und auf weitere Signale zu warten. Das hat was von einem Science-Fiction-Film.

Was dann folgt, ist nicht gerade filmreif. Die Steuerung über zwei Buttons auf dem iPad/Pod/Phone ist nichts für Grobmotoriker. Mal geht’s nach der Berührung auf und ab, mal entwickelt die Drohne ein unheimliches Eigenleben und saust davon (weshalb zum Üben unbedingt eine Turnhalle oder das Tempelhofer Flugfeld zur Verfügung stehen sollte). Aber das Bitterste kommt nach nicht einmal zehn Minuten: Der Akku ist leer. Ein zweiter liegt zwar bei, doch auch der reicht nicht aus, um sich zum Drohnenbändiger zu qualifizieren. Da muss man schon zwei oder drei Mal überlegen, ob man bei 300 Euro Anschaffungspreis (laut Internetshop www.parrot.com) nicht lieber die Fliege macht.

Björn Seeling

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