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KAUFEN oder NICHT: Gegen die Schöpfung

DAS TESTURTEIL0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen

Nein, die Schöpfung des Herrn ist weit davon entfernt, perfekt zu sein. Sie ist sogar voll von unnützem Zeugs – überaus lästigen Dingen, die noch nicht mal einen erkennbaren praktischen Nutzen im Biosystem haben. Rauhaardackel etwa. Disteln. Schneeregen. Sodbrennen. Mücken. Und natürlich Wespen. Niemand würde all dies vermissen, wäre es morgen fort, einfach so. Gut, die Wespe macht es in diesem Jahr ohnehin nicht mehr allzu lange. Aber für ein paar unentspannte Momente beim septemberlichen Pflaumenkuchen im Garten hat sie noch Mumm genug – dass das Prinzip Schwarz-Gelb zäher ist als allgemein angenommen, krakeelt ja auch Guido Westerwelle dieser Tage bei jeder sich bietenden Gelegenheit.

Doch es gibt Hoffnung für des Herrn Schöpfung. Sein Meisterstück, der Mensch, hat nun ein Mittel gegen die Wespe ersonnen: den Waspinator. Er soll das schwirrende und stechende Getier zuverlässig in die Flucht schlagen, ganz ohne Strom, ekligen Duft, gemeine Fallen und dergleichen. Auch Bienen und Hornissen soll er fernhalten.

Skeptisch schälen wir das Ding aus seiner Verpackung – und stutzen. Ein dunkelgrauer Sack, groß wie ein Fußball, mit einer Kordel an der einen Seite und einer Öse auf der anderen – das ist alles. Stolze 12,95 Euro zahlt man hier vor allem für die Idee: Die Form des Waspinators ist einem echten Wespennest nachempfunden. Erblickt ihn nun ein Viech, nimmt es angeblich schleunigst Reißaus, um Stress mit Seinesgleichen aus dem Weg zu gehen. Soweit Werbung und Theorie.

In abschreckender Höhe aufgehängt, kommt das Ding zunächst einmal unscheinbar daher. Das sieht die Hauptstadt-Wespe offenbar anders. Ein frisches Stück Kuchen im Sinn, fährt ihr beim Anblick des Waspinators der Schreck gehörig in die behaarten Glieder. Sie dreht ab – aber nur, um den Tisch umgehend auf einer alternativen Route anzufliegen. Womöglich hält sie sich auch tapfer die Augen zu und nimmt, bei Puls 200, allen Mut für einen neuerlichen Versuch zusammen. Der Hunger treibt es hinein, kennt man ja. Fest steht: Die Wespe kommt zurück – und nervt weiter. Wir lernen: Das Ding funktioniert – aber nur auf einem überschaubaren Zwei-Personen-Balkon. Der Schutz größerer Territorien erfordert den Einsatz mehrerer Waspinatoren. Fraglich ist allerdings, ob das Insekt dann nicht stutzig wird angesichts einer sehr ungewöhnlichen Ansammlung nachgeahmter Nester. Ein Garten voller grauer Säcke – perfekter wird die Schöpfung des Herrn freilich auch nicht.

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