zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Kaum Chancen für die Privatisierung der Messe Berlin Aufsichtsrat befasst sich mit McKinsey-Gutachten/Berater legen sich nicht fest/Entscheidung liegt beim Senat

Berlin (alf). Der Aufsichtsrat der Messe Berlin wird sich heute mit der möglichen Privatisierung des landeseigenen Unternehmens befassen.

Berlin (alf). Der Aufsichtsrat der Messe Berlin wird sich heute mit der möglichen Privatisierung des landeseigenen Unternehmens befassen. Grundlage dafür ist ein Gutachten der Beratungsfirma McKinsey, in dem die Argumente für und gegen eine Privatisierung abgewogen werden. „Die Chance, das Veranstaltungsgeschäft für das Land zu akzeptablen Bedingungen zu veräußern, dürfte insgesamt unter 50 Prozent liegen“, hieß es bereits in einem Zwischenbericht der Berater vom 31. Januar. Am Montag verlautete aus Aufsichtsratskreisen, dass Schlussgutachten sei sehr gründlich ausgefallen und schließe an den Bericht vom Januar an. Offenbar gebe der Markt derzeit keine Privatisierung her, hieß es. Dagegen propagiert die Geschäftsführung der Messe seit Jahren eine Privatisierung nach dem so genannten ZweiSäulen-Modell: Der Veranstaltungsbereich (Messen, Kongresse, Events, Vermarktung und Service) wird an einen Finanzinvestor verkauft, die Messe-Grundstücke und Gebäude bleiben dagegen im Besitz des Landes und werden von dem neuen Veranstaltungsunternehmen gepachtet.

McKinsey kommt nun im Abschlussgutachten zu folgenden Einschätzungen: Die Privatisierung sei das effizienteste Steuerungsinstrument für ein Unternehmen; die Wahrscheinlichkeit, einen Finanzinvestor zu finden, liege bei knapp 50 Prozent, und schließlich sei es sinnvoll, wenn das Land Berlin in die Messe investiere. Der Aufsichtsrat wird heute das Gutachten diskutieren und dann voraussichtlich dem Senat eine Empfehlung über das weitere Vorgehen geben.

Messe-Chef Raimund Hosch war 1999 von der Frankfurter Messe nach Berlin geholt worden, um die Privatisierung vorzubereiten. Mit seinem Modell hatte er jedoch die zuständigen Politiker, Wirtschaftssenator Harald Wolf und Finanzsenator Thilo Sarrazin, bislang nicht überzeugen können. Im Gegenteil. Von „riesigen Löchern“ im Konzept der Messe war bisweilen die Rede. Hosch habe nicht darlegen können, wie man „in einem insgesamt stagnierenden oder fallenden Messemarkt Marktanteile gewinnen kann“, wie das der Messechef in seinem Privatisierungskonzept unterstellt. Schließlich sei nicht geklärt, wie sich die finanziellen Lasten auf die Beteiligten verteilten. Hierbei geht es insbesondere um die Frage, was das Land an Instandhaltungskosten für das Gelände und die Gebäude aufbringen muss. McKinsey schreibt dazu unter anderem, „die innerhalb der nächsten zehn bis 15 Jahre drohende Sanierung des ICC wird mit mindestens 140 Millionen Euro veranschlagt“.

Klar gegen die Privatisierung fällt eine Studie von Scholz und Partner im Auftrag des Betriebsrats der Messe Berlin aus. Eine Privatisierung „konterkariert die Ziele des Landes“, heißt es in der Studie vor allem auch mit Blick auf das Grundstück. Das Gutachten für den Betriebsrat plädiert vielmehr für eine „Zielvereinbarung mit dem Land Berlin“. Wesentliche Bestandteile dieser Vereinbarung wären die Übertragung der Liegenschaften vom Land auf die Messe Berlin, eine Landesbürgschaft für Investitionen der Messe sowie „konkrete Ziele im Rahmen der Unternehmensstrategie“.

Das Gutachten von Scholz und Partner ist zwar auch allen Aufsichtsratsmitgliedern zugegangen. Relevant für die Entscheidung des Aufsichtsrats und schließlich des Senats ist aber allein die McKinsey-Studie. Auf Druck des Senats hatte die Messe den Beratungsauftrag im Volumen von mindestens 600000 Euro vergeben. Da es keine öffentliche Ausschreibung gab, waren Spekulationen aufgekommen, Senatsvertreter wollten McKinsey einen lukrativen Auftrag zukommen lassen.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false