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Die Bauwirtschaft gehört weiterhin, auch wegen des milden Winterwetters, zu den Stützen der Konjunktur.

© dpa

Kaum noch Wachstum: Industrieschwäche belastet deutsche Wirtschaft

Die Flaute schien fast schon überstanden - dann kam das Coronavirus, und das Rezessionsrisiko steigt.

Erst Trump und dann das Virus. Die Weltwirtschaft kommt nicht in Fahrt, und das spürt die Exportnation ganz besonders. „Deutschland ist Spielball der Weltkonjunktur“, formuliert die VP Bank. Die deutsche Industrie, und das ist im wesentlichen der Fahrzeug- und Maschinenbau, steckt bereits seit einem Jahr in der Rezession. Zu Beginn dieses Jahres gab es Hinweise auf eine Erholung, doch inzwischen schwindet der Optimismus. Der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) schlägt nach unten aus: Im Januar lag das Rezessionsrisiko für die Wirtschaft insgesamt bei rund 15 Prozent, aber jetzt ist dieser Wert auf gut 23 Prozent gestiegen. Als Begründung wird der „unerwartet starke Rückgang der Industrieproduktion Ende 2019“ genannt.

Dezember war sehr schwach

Das bestätigen aktuellen Zahlen des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, wonach „durch schwache Dezemberwerte“ die Branche im vierten Quartal noch tiefer in die Rezession gerutscht ist. „Die Fakten haben nicht gehalten, was die verbesserten Stimmungsindikatoren versprochen haben“, meinte Gesamtmetall-Volkswirt Michael Stahl. Darauf hat inzwischen auch der Tarifpartner von Gesamtmetall reagiert: Die IG Metall geht ohne eine konkrete Lohnforderung in die jetzt anstehenden Tarifverhandlungen.

Kein Wachstum im 4. Quartal

Das Statistische Bundesamt hatte am Freitag die Stagnation der Wirtschaft für das vierte Quartal 2019 mitgeteilt und dabei auf schwache Exporte verwiesen. Im Gesamtjahr erhöhte sich die Wirtschaftsleistung noch um 0,6 Prozent. Dass es überhaupt Wachstum gab, verdankt sich dem privaten Konsum. In diesem Jahr erwarten Wirtschaft, Ökonomen und Politik 0,7 bis 1,1 Prozent. Wie viel Wachstum es am Ende sein werden, hängt vor allem ab von Donald Trump, der im November wiedergewählt werden will, und vom Coronavirus.

Virus belastet den Automarkt

In China drückt das Virus den Autoabsatz im ersten Halbjahr um mindestens zehn Prozent, für das Gesamtjahr dürfte das Minus bei fünf Prozent liegen – sofern die Ausbreitung des Virus bald gestoppt wird. China ist mit gut 25 Millionen Neuzulassungen im Jahr der größte Automarkt. Und hat eine entsprechende Bedeutung für den größten Autohersteller der Welt: Der VW-Konzern verkaufte im Januar mit 343 400 Autos gut elf Prozent weniger in China als im Vorjahr. Und dieser Rückgang drückte dann wiederum den weltweiten VW-Absatz um 5,2 Prozent auf 836 800 Fahrzeuge.

Sechs Prozent weniger Aufträge

Die Metall- und Elektroindustrie hängt mit den Kernbranchen Maschinen- und Fahrzeugbau vom Export ab, rund vier Fünftel der hierzulande hergestellten Maschinen werden im Ausland verkauft. Im Vergleich zur Autoindustrie, die 2019 knapp zwölf Prozent weniger produzierte als 2018, hielt sich der Maschinenbau (minus 3,4 Prozent) noch einigermaßen stabil. Die Situation in den Auftragsbüchern gibt einen Hinweis auf die Entwicklung der kommenden Monate: Alles in allem blieben die Auftragseingänge für die Metallindustrie 2019 um gut sechs Prozent unter dem Niveau von 2018.

Die niedrigen Zinsen helfen

Wenn es derzeit überhaupt Konjunkturoptimisten gibt, dann rekurrieren die auf den nach wie vor robusten Arbeitsmarkt und den starken Konsum. „Die kraftvolle Binnennachfrage ist die entscheidende Stärke der aktuellen Konjunktur“, schreibt das IMK. Auch die unverändert günstigen Finanzierungsbedingungen für Unternehmen „und tendenziell optimistische Erwartungen an den Finanzmärkten“ trügen dazu bei, dass die deutsche Wirtschaft auch in diesem Jahr nicht in der Rezession landet.

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