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Wirtschaft: Kein Fußball, kein Golf, kein Bier

Frauen kungeln nicht schlechter, nur anders als Männer. Daraus ergeben sich wertvolle Chancen.

Bei ihnen geht es nicht um Fußball. Um die eigene Karriere voranzutreiben, schließen sich Geschäftsfrauen verstärkt in eigenen Netzwerken zusammen. „Es ist nicht so, als wenn Frauen ihre Karriere nicht planen würden“, sagt Henrike von Platen, deutsche Präsidentin der Business and Professional Women (BPW) - einem der größten und ältesten Frauennetzwerke mit weltweit rund 30 000 Mitgliedern. „Aber sie netzwerken nicht ganz so direkt karriereorientiert wie Männer.“ Nach Schätzungen des Bundesministeriums für Frauen wird heute jede zweite Stelle über Kontakte und Referenzen vergeben.

Frauen werfen ihre Netze allerdings noch zu selten für das berufliche Fortkommen aus, wie Frauenministerin Kristina Schröder (CDU) jüngst betont hat. „Ich finde es ganz legitim zu sagen: Es bringt mir auch Vorteile“, sagt Jacqueline von Manteuffel. Sie ist Mitglied bei den Soroptimisten, einem der größten Frauennetzwerke noch vor dem BPW.

Wegen der wachsenden Mitgliederzahlen gibt es in einzelnen Städten mittlerweile sogar mehrere Clubs. Allein in Deutschland hat Soroptimist 6000 Mitglieder, weltweit sind es 90 000.

Von Manteuffel ist Präsidentin in einem der beiden Stuttgarter Zusammenschlüsse. „Dass unterschiedliche Berufe sich vernetzen und voneinander profitieren“ sei der Grundgedanke. Das Netzwerk bietet unter anderem Mentoren-Programme an, bei denen erfolgreiche Frauen Berufseinsteigerinnen unter ihre Fittiche nehmen. Frauen kungeln in professionellen Netzwerken zwar anders als Männer, aber nicht unbedingt weniger effektiv: Die meisten berichten von Email-Listen, über die Mitglieder nicht nur geschäftliche Fragen stellen, sondern auch nach der geeigneten Besetzung für offene Stellen suchen können.

Hinzu kommen persönliche Treffen oder Workshops. Bei den Soroptimisten gibt es ein dickes, blaues Buch mit Kontakten, das regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht wird.

Während sich bei den „besten Schwestern“ – wie sich der Name frei übersetzen lässt – Frauen aus verschiedenen Branchen verbünden, setzen andere Netzwerke gezielt auf Kontaktpflege im selben Metier. Wieder andere wollen sogar bewusst Männer in ihre Reihen holen, darunter das European Women's Management Development (EWMD). „Wenn man Netzwerke öffnet und sich austauscht, dann profitieren meines Erachtens beide Seiten extrem davon“, sagt EWMD-Sprecherin Rena Bargsten. 730 Mitglieder hat das Bündnis weltweit – die Zahl der Herren möchte Bargsten aber nicht verraten. „Die ist so bescheiden“, sagt sie. „Es erfordert für Männer auch sehr viel Selbstbewusstsein, in ein Frauennetzwerk einzutreten.“

Die BPW-Frauen bleiben zwar lieber unter sich, allerdings sind Podien bei deutschlandweiten Tagungen mittlerweile zur Hälfte mit Männern besetzt, erzählt Präsidentin von Platen. Die Soziologin Katrin Pittius, die an der TU Dresden zu Frauennetzwerken forscht, bestätigt die Entwicklung. „Die heute stärkere Öffnung zu Männern seitens einiger Frauennetzwerke ist ein soziales Phänomen, das sie von ihrer vorherigen Generation unterscheidet.“ Wie viele Frauennetzwerke es in Deutschland gibt, lässt sich nicht genau beziffern. Das Gründerinnenportal des Wirtschaftsministeriums listet aber allein 346 verschiedene Netzwerke auf.

„Die wenigen Frauen, die ganz oben in der Wirtschaft mitmischen, sind häufig Mitglied in Frauennetzwerken“, sagt Soziologin Pittius. „Das liegt auch daran, dass Frauen oft nur schwer in die Führungsetagen kommen und es einfach andere Wege geben muss, Wissen zu teilen und auch Mentoring zu betreiben.“

Die Frauen von Soroptimist wollen dabei ohne Männer auskommen, sagt von Manteuffel, deren Bündnis sich auch für karitative Zwecke einsetzt. Sie findet: „Für die Frauen zu sein, heißt nicht, gegen die Männer zu sein.“ dpa

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