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Wirtschaft: Kein Preisvorteil für Öko-Sprit - die niedrigere Steuer wird durch höhere Produktionskosten aufgewogen

Der Beschluss der Bundesregierung, aus Umweltschutzgründen ab 2001 schwefelhaltiges Benzin um drei Pfennig pro Liter zu verteuern, irritiert Autofahrer und Mineralölfirmen. Unklar ist derzeit, ob schwefelarmer Kraftstoff wirklich billiger angeboten werden kann als der bisherige Schwefel-Sprit.

Der Beschluss der Bundesregierung, aus Umweltschutzgründen ab 2001 schwefelhaltiges Benzin um drei Pfennig pro Liter zu verteuern, irritiert Autofahrer und Mineralölfirmen. Unklar ist derzeit, ob schwefelarmer Kraftstoff wirklich billiger angeboten werden kann als der bisherige Schwefel-Sprit. Da die Produktion des schwefelarmen Kraftstoffes teurer ist, werden die Mineralölfirmen die Mehrkosten voraussichtlich an den Kunden weiterreichen. Die zusätzliche Steuererhöhung würde dadurch kompensiert werden. Wie es in der Shell-Zentrale in Hamburg hieß, könnte der Preis für beide Sorten nahezu gleich sein. Auch bei DEA ist man sich noch nicht sicher, was die zusätzliche Entschwefelung des Rohöls kosten wird.

An den 17 000 Tankstellen in Deutschland wird jedoch jeweils nur eine Sorte zu haben sein. Viele Preistafeln können ohnehin nur vier Sorten anzeigen, auch die Zapfsäulen sind häufig nur mit vier Pistolen ausgestattet. DEA plant, flächendeckend zum gleichen Zeitpunkt die Stationen umzustellen. Ungewiss ist auch, ob kleinere Anbieter oder freie Tankstellen so leicht auf Schwefelarm wechseln können. Das Verfahren der Entschwefelung gilt als recht kompliziert.

Schwefel ist ein natürlicher Bestandteil des Rohöls, der in Motoren allerdings unerwünscht ist. In der Raffinerie wird er weitgehend aus dem Kraftstoff entfernt. Die Spuren, die enthalten bleiben, reichen allerdings, um den berüchtigten Schwefelgestank zu erzeugen. Schwefeliger Sprit setzt nach Erkenntnis von Wissenschaftlern mehr Krebs erregende Stoffe frei.

Als Grenzwert für schwefelarmen Kraftstoff plant die Regierung zunächst ein Schwefelanteil von 50 ppm (parts per million), der ab 2003 auf 10 ppm gesenkt werden soll. Herkömmliches Benzin und Diesel liegen derzeit deutlich über diesen Werten. Sie weisen einen Schwefelgehalt von 180 ppm (Benzin) und 400 ppm (Diesel) auf. Damit liegen die Anbieter jedoch deutlich unterhalb des vorgeschriebenen Wertes von 500 ppm für Benzin und Diesel. Ab dem Jahr 2000 dürfen entsprechend einer EU-Richtlinie nur noch 150 ppm im Otto-Kraftstoff sein (Diesel 350 ppm). Ab 2005 dürfen beide Sorten nur noch 50 ppm enthalten - ein winziger Bruchteil der Menge, die vor zehn oder 20 Jahren durch den Auspuff qualmte. DEA zum Beipiel will freiwillig ab 2000 sein Super Plus auf 50 ppm drosseln, allerdings hat diese hochwertige Sorte nur einen Marktanteil von fünf Prozent.

Technisch sind 10 ppm oder noch weniger möglich, sagt Stefan Rodt vom Umweltbundesamt. Ein weiterer Vorteil einer geringeren Schwefelquote sei, dass dadurch automatisch auch weniger andere Schadstoffe wie Aromate in die Luft gepustet werden.

Sinkt der Schwefelgehalt, freut sich auch die Maschine. Die Haltbarkeit von Katalisatoren wird erhöht. Nur noch in Dieselmotoren hat Schwefel eine schmierende Wirkung und muss deshalb durch Additive ersetzt werden. Mineralöl-Experten erinnern gerne an das Beispiel Schweden, wo der Gehalt ohne Absprache mit der Autoindustrie überstürzt gesenkt worden war - und reihenweise Motoren kaputt gingen.

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