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Wirtschaft: Keine Annäherung bei Karstadt-Rettung

Verhandlung zwischen Konzern und Verdi vertagt – Bei Warenhäusern droht offenbar Entlassungswelle

Nürnberg/Berlin Die erste Verhandlungsrunde über die Sanierung der angeschlagenen Versandhändler Quelle und Neckermann ist am Montagabend in Nürnberg ohne Einigung zu Ende gegangen. Die Gespräche zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und dem Betriebsrat mit der Unternehmensleitung seien „ohne abschließende Ergebnisse unterbrochen“ und auf Mittwoch vertagt worden, sagte Quelle-Betriebsratschef Ernst Sindel.

Die Konzernleitung fordert von den Arbeitnehmern unter anderem den Verzicht auf fünf Urlaubstage und eine künftige Wochenarbeitszeit von 42 Stunden. Bislang will Verdi nur Einschnitten bei den übertariflichen Leistungen wie Sonderurlaub und Weihnachtsgeld zustimmen. Das würde ein Einsparvolumen von 600 Euro pro Mitarbeiter bedeuten, sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats der Karstadt Warenhaus AG, Wolfgang Pokriefke.

Bei einem solch’ komplexen Thema könne man nicht erwarten, „nach vier Stunden eine Lösung aus dem Hut zu zaubern“, sagte Verdi-Fachbereichsleiter Mittelfranken, Johann Rösch. Allerdings seien die Positionen noch „weit auseinander“. Er kritisierte, dass die Arbeitgeber bisher keine konkreten Angaben über die geplante Anzahl betriebsbedingter Kündigungen vorgelegt hätten. Die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ berichtet unterdessen, dass sich bei dem Warenhauskonzern Entlassungen in vierstelliger Größenordnung abzeichnen. Davon gehe man in Aufsichtsratskreisen selbst im Falle einer Einigung mit den Arbeitnehmern aus.

Eine Einigung ist nach Verdi-Angaben spätestens am Donnerstagvormittag geplant, weil am Donnerstagnachmittag der Aufsichtsrat des Mutterkonzerns Karstadt-Quelle über die Sanierung berät.

Für die Gewerkschaft stehe „die Beschäftigungs- und Standortsicherung im Vordergrund“, sagte Verdi-Mann Rösch. Arbeitszeitverlängerungen werde man allenfalls auf Kreditbasis zustimmen. Sobald sich die Lage des Konzerns gebessert habe, müsse Karstadt-Quelle die gestundeten Leistungen zurückzahlen.

Verdi-Sprecherin Cornelia Haß sagte: „Wir können uns nicht vorstellen, in den Flächentarifvertrag einzugreifen.“ Längere Arbeitszeiten lehne die Gewerkschaft ab, da sie „unserer Kernforderung widersprechen, betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen“. Arbeitszeitverlängerungen würden letztlich einen Teil der Arbeitsplätze überflüssig machen und so zu betriebsbedingten Kündigungen führen, sagte Haß. Am heutigen Dienstag wollen Gewerkschaft und Konzernleitung in Essen über die Karstadt-Warenhaussparte verhandeln.dro/nic/dpa/ddp

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