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Wirtschaft: Keine Macht den Verbrauchern

Werner Marnette, Chef des BDI-Energieauschusses, kritisierte die hohen Strompreise. Nun geht er – die Erzeuger wollten es so

Berlin Die hohen Strompreise sorgen auch im Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) für Streit: Am Freitag gab der Vorsitzende des BDI-Energieausschusses, Werner Marnette, seinen Rücktritt bekannt. „Nur wenn Stromerzeuger und -verbraucher gut miteinander umgehen, kann die Wirtschaft blühen“, sagte Marnette dem Tagesspiegel. Dies sei im Energieausschuss aber nicht der Fall gewesen. „Die vier Stromkonzerne haben eine ungeheure Macht – und die haben sie voll ausgenutzt“, sagte Marnette. Immerhin zahlt die Stromwirtschaft rund 25 Prozent der Einnahmen des BDI.

Der Entscheidung war eine lange Vorgeschichte vorausgegangen. Denn Marnette ist im Hauptberuf Vorstandsvorsitzender der Norddeutschen Affinerie (NA), des größten Kupferproduzenten Europas. Zur Kupferherstellung sind jedoch enorme Mengen Strom nötig – kein Wunder, dass Marnette zu den heftigsten Kritikern der Stromverteuerung gehört. „Die Energiepreise gefährden unsere Industrie“, hatte er erst an diesem Montag im Tagesspiegel-Interview geklagt.

Doch im BDI sind nicht nur Stromkunden vertreten. Auch die vier großen Stromerzeuger – Eon, RWE, Vattenfall Europe und EnBW – zählen zu den Mitgliedern. Und die fühlten sich im Energieausschuss unter der Führung von Marnette immer unwohler. Er wolle die Schuld für die Abwanderung der Industrien der Stromwirtschaft in die Schuhe schieben, klagten sie. Für die Stromwirtschaft war Marnette jedenfalls nicht mehr tragbar.

Marnette machte nun deutlich, was ihn vor allem störte: „In den letzten Wochen sah ich mich zunehmend persönlicher Kritik und öffentlichen Anfeindungen ausgesetzt“, erklärte der streitbare Lobbyist. Dem Verband gab er noch eine Mahnung mit auf den Weg: „Man muss eine einheitliche energiepolitische Linie finden – sonst gefährdet das den BDI.“

BDI-Präsident Jürgen Thumann bedauerte Marnettes Rücktritt. „Auch mich bewegt die Energiepreisentwicklung sehr“, erklärte er. „Die hohen Strom- und Gaspreise sind eine Bedrohung für die energieintensiven Industrieunternehmen.“ Ein Nachfolger für Marnette stand am Freitag noch nicht fest. awm

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