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Wirtschaft: Kerniger Typ

Mit den Arbeitnehmern, nicht gegen sie

Ach, die Zeiten ändern sich. Und die Unternehmer. Im rheinischen Kapitalismus, erinnert sich ein Gewerkschafter, „gab es noch den kernigen Typen, der sich nach den Ehefrauen und Kindern seiner Malocher erkundigte.“ Hier und da hat dieser Typus überlebt. Im westfälischen Vlotho zum Beispiel, wo Martin Kannegiesser Bügelmaschinen baut. Ein Eigentümerunternehmer, der weiß, dass er seinen Wohlstand auch den Mitarbeitern zu verdanken hat. Der in aller Welt Maschinen verkauft und die Verankerung in der Heimat schätzt. Der die Mitarbeiter am Gewinn beteiligt und auf nachhaltiges Wachstum statt auf kurzfristigen Gewinn setzt. Und der Verantwortung über die eigene Firma hinaus annimmt. Kannegiesser ist Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, also qua Funktion ein Gewerkschaftsgegner. Doch er ist mehr Sozialpartner; Kannegiesser will mit Arbeitnehmern, Betriebsräten und der IG Metall Fortschritte erreichen.

Gewerkschaften schätzen Arbeitgeber, die die Vorteile der Mitbestimmung und des Flächentarifs sehen. Und die sich nicht an der Börse verzocken. „Ein Unternehmer muss schwarze Zahlen schreiben, das ist ganz klar“, sagt ein Gewerkschafter, „aber es geht auch um Beschäftigung und die ganze Gesellschaft.“ Dazu gehört, in der Krise „nicht nur Köpfe abzuschlagen“, sondern in einer „vernünftigen Zusammenarbeit“ mit dem Betriebsrat nach Alternativen zu suchen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollte ein Arbeitgeber erleichtern und für die Weiterbildung seiner Leute sorgen. Eine Betriebsrätin hat Kannegiesser zur Qualifizierungsbeauftragten gemacht und mit einem guten Dutzend anderer Mittelständler in der Region bildet er ein Weiterbildungsnetzwerk. „Kannegiesser ist pfiffig, innovativ und beteiligungsorientiert“, lobt ein Gewerkschafter. Und deshalb kein Mann von gestern. alf

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