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Wirtschaft: Kernkraftwerke abgeschrieben VATTENFALL

Kosten für Krümmel und Brunsbüttel liegen über einer Milliarde Euro

Stockholm/Berlin - Der schwedische Energieversorger Vattenfall ist im zweiten Quartal operativ in die Verlustzone gerutscht. Dafür sei die Entscheidung der Bundesregierung verantwortlich, aus der Kernenergie auszusteigen, teilte der Konzern am Donnerstag mit und bezifferte die Kosten auf 10,2 Milliarden Schwedische Kronen (1,12 Milliarden Euro). Insgesamt sank das Betriebsergebnis sogar um 12,2 Milliarden Kronen. Damit machte Vattenfall einen Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) von umgerechnet rund 350 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum wurde noch ein operativer Gewinn von gut einer Milliarde Euro verbucht.

Der Einmaleffekt Atomausstieg zwinge das Unternehmen, Abschreibungen am Buchwert seiner deutschen Kernkraftwerke vorzunehmen. Die in Berlin ansässige Vattenfall Europe AG betreibt das Akw Brunsbüttel in Schleswig-Holstein. Zudem hält der Konzern 50 Prozent am Akw Krümmel und 20 Prozent an Brokdorf. Auch müsse man höhere Rückstellungen für den Rückbau der Werke und die Entsorgung der Brennelemente bilden, hieß es. Womöglich wäre der Schritt aber auch ohne die deutsche Politik nötig geworden, denn Krümmel und Brunsbüttel sind wegen Pannen und Wartungsarbeiten seit drei Jahren nicht mehr am Netz. Vorstandschef Øysten Løseth bekräftigte, dass er den Atomausstieg akzeptiere, aber auch „einen fairen Ausgleich für die finanziellen Einbußen“ erwarte.

Vattenfall hat im zweiten Quartal weniger Strom, Gas und Wärme verkauft als im Vergleichsquartal 2010, was das Ergebnis zusätzlich belastete. Positiv dagegen wirkten sich die niedrigen Kosten für Betrieb und Instandhaltung von Anlagen, in Vertrieb und Verwaltung aus. Zudem trennte sich der Konzern im Zuge von Løseths Verschlankungsstrategie von weiteren Beteiligungen und Immobilien im Wert von 1,4 Milliarden Kronen (153 Millionen Euro).

Darin noch nicht enthalten sind Einnahmen von einem Geschäft, das Vattenfall erst gestern verkündete: den Verkauf des Geschäftes in Belgien (Nuon Belgium) mit 555 000 Kunden an den italienischen Versorger Eni. Der zahlt Vattenfall dafür 157 Millionen Euro. kph

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