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Fahranfänger zahlen die höchsten Versicherungsbeiträge. Deshalb können sie auch am meisten sparen: Mit einigen Tricks sind bis zu 1000 Euro im Jahr drin.

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Kfz-Versicherung: Fremdgehen lohnt sich

Wer Tarife vergleicht, kann in der Autoversicherung bis zu 800 Euro im Jahr sparen. Aber die Zeit drängt: Die Frist endet am 30. November.

Es war ein hartes Jahr für die Versicherer: Erst traten die Flüsse über die Ufer und überspülten Straßen, Keller und ließen auch so manches Auto absaufen. Dann prasselte der Hagel vom Himmel, deckte Dächer ab und beulte Autobleche ein. 5,8 Milliarden Euro – und damit ein Drittel mehr als sonst üblich – haben Europas Versicherer allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres für Naturkatastrophen ausgeben müssen. Das bekommen nun auch die Verbraucher zu spüren. Sie müssen mit höheren Beiträgen rechnen – etwa in der Autoversicherung, warnt Ludger Arnoldussen, Vorstandsmitglied des weltgrößten Rückversicherers Munich Re.

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Nur gut, dass sich Autofahrer in diesen Tagen ohnehin mit der Autoversicherung beschäftigen müssen. Da die meisten Verträge am 1. Januar beginnen und dann ein Jahr lang laufen, muss die – schriftliche – Vertragskündigung spätestens am 30. November im Briefkasten des Versicherers liegen (Einschreiben/Rückschein!), wenn man verhindern will, dass sich der Vertrag automatisch um ein weiteres Jahr verlängert. Wer wechseln will, ist daher gut beraten, jetzt nach einem günstigen Angebot zu suchen. Aber auch wer seinem Versicherer treu bleiben möchte, sollte sich die Zeit nehmen, im Internet Konditionen zu vergleichen. Denn konfrontiert mit günstigeren Angeboten der Konkurrenz sind die Versicherer eher bereit, dem Kunden entgegenzukommen.

Was drin ist

Auch wenn es mühselig ist, die Masken der Internetvergleichsportale auszufüllen, sollte man den Aufwand nicht scheuen. Vor allem wer bei einer teuren Versicherung unter Vertrag ist, kann durch den Wechsel einiges sparen. Bis zu 800 Euro im Jahr sind drin, wenn man seine Versicherung zum ersten Mal wechselt, hat das Onlineportal Check24 ausgerechnet, Vielfahrer könnten ihren Jahresbeitrag um bis zu 500 Euro senken, Normalfahrer und Familien um 400 Euro, Rentner können, so Check24, bis zu 300 Euro im Jahr sparen. Die größte Ersparnis haben jedoch diejenigen, denen sonst die höchsten Beiträge drohen: Fahranfänger. Wählen diese ihren Versicherungsschutz klug, können sie ihre Ausgaben um bis zu 1000 Euro im Jahr reduzieren.

Was Fahranfänger tun können

Fahranfänger zahlen traditionell am meisten. Führerscheinneulinge, die ihre Autos selber anmelden, werden bei den meisten Versicherern in der Schadenfreiheitsklasse (SF) 0 eingestuft, allein die Beiträge zur Haftpflichtversicherung können mehrere tausend Euro im Jahr ausmachen. Das lässt sich aber vermeiden:

Verwandter wird Versicherungsnehmer: Wenn ein Verwandter oder Bekannter, der selbst kein Auto mehr nutzen möchte, den Wagen des Anfängers versichert, können junge Fahrer fast drei Viertel der Prämie sparen.

SF-Jahre übertragen lassen: Fahranfänger können sich auch Schadenfreiheitsjahre von Verwandten übertragen lassen. Das lohnt sich aber nur, wenn Oma oder Opa ihr Auto endgültig abmelden, weil sie sonst ihre gute Einstufung verlieren. Und Achtung: Der junge Fahrer kann nur die schadenfreien Jahre gutgeschrieben bekommen, die seit seinem Führerscheinerwerb verstrichen sind.

Zweitwagen: Eltern können den Wagen des Kindes auch als eigenen Zweitwagen anmelden. Dann rutscht das Fahrzeug in die – günstigere – Schadenfreiheitsklasse 1/2. Nach drei Jahren können die Kinder dann den erreichten SF-Rabatt auf sich übertragen.

Begleitetes Fahren: Schnelligkeit kann sich auszahlen. Wer seinen Führerschein mit 17 macht und das erste Jahr in Begleitung seiner Eltern oder anderer Erwachsener fährt, spart bis zu 15 Prozent.

Steht das Auto in der Garage oder auf der Straße, wer fährt mit dem Wagen und wie viel Fahrpraxis haben die Fahrer? All das sind Merkmale, die die Kfz-Versicherung billig oder teuer machen können.
Steht das Auto in der Garage oder auf der Straße, wer fährt mit dem Wagen und wie viel Fahrpraxis haben die Fahrer? All das sind Merkmale, die die Kfz-Versicherung billig oder teuer machen können.

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Wann sich Kasko lohnt

Eine Haftpflichtversicherung ist gesetzlich vorgeschrieben. Sie deckt die Schäden, die man als Autofahrer im Straßenverkehr einem anderen zufügt. Laut Gesetz muss die Versicherung bei Personenschäden mindestens bis 7,5 Millionen Euro, bei Sachschäden mit 1,2 Millionen haften. Die Stiftung Warentest empfiehlt jedoch höhere Deckungssummen, die meist gegen geringen Aufschlag versicherbar sind.

Die Kaskoversicherung ist dagegen kein Muss. Sie ersetzt Schäden am eigenen Fahrzeug. Ob man eine Kaskoversicherung abschließt und welche, hängt davon ab, wie viel das Auto (noch) wert ist. Eine Teilkaskoversicherung springt ein, wenn das Fahrzeug beschädigt oder zerstört wird (Brand, Explosion, Sturm, Hagel, Blitzschlag, Überschwemmung, Zusammenstoß mit Haarwild, Glasbruch, Marderschäden) oder gestohlen wird. Ersetzt wird der Zeitwert, deshalb lohnt sich nach Meinung des Bundes der Versicherten eine solche Police nur für Fahrzeuge, die jünger als acht Jahre sind. Eine Vollkaskoversicherung ist nach Einschätzung der Verbraucherschützer sogar nur für teure Autos, für Neuwagen in den ersten drei oder vier Jahren und für Modelle sinnvoll, die auf Pump gekauft worden sind. Die Vollkasko ersetzt über die Teilkasko hinaus Schäden am eigenen Wagen, wenn man einen Unfall selbst verschuldet hat, springt bei Fahrerflucht des Unfallgegners ein und ersetzt Vandalismusschäden. Tipp: In der Vollkaskoversicherung gibt es – anders als in der Teilkasko – Schadenfreiheitsklassen. Bei vielen schadensfreien Jahren kann der Beitrag in der Vollkasko daher genauso hoch sein wie in der Teilkasko oder möglicherweise sogar niedriger!

Sinnvolle Ergänzungen

Neupreisklausel: Neuwagenkäufer, die eine Kaskoversicherung schließen, sollten nach Meinung der Stiftung Warentest eine Neupreisklausel vereinbaren. Je nach Tarif bekommt man bei einem Totalschaden dann für sechs bis 24 Monate eine Entschädigung in Höhe des Neuwerts.

Marderbisse: Bei Marderbissen sollte man darauf achten, dass auch Folgeschäden mitversichert sind. Zudem sollte die Kaskoversicherung nicht nur Marderattacken umfassen, sondern Tierbisse allgemein.

Wildschäden: Üblicherweise zahlt die Kasko nur bei Unfällen mit Haarwild (Wildschweine, Rehe, Hasen). Die Stiftung Warentest empfiehlt daher „eine erweiterte Wildschadenklausel“, die auch Federwild (Fasanen), Haus- und Nutztiere wie Hunde, Katzen, Pferde oder Kühe einschließt.

Rabattretter: Um zu verhindern, dass Fahrzeughalter nach einem Schaden in eine schlechtere SF-Klasse zurückgestuft werden und höhere Beiträge zahlen müssen, bieten einige Versicherer kostenlose Rabattretter. Bei anderen Anbietern kann man den Rabattschutz hinzukaufen. Das Problem: Bei einem Wechsel des Versicherers gilt der Rabattschutz nicht. Die Klausel bindet den Kunden an sein Versicherungsunternehmen.

Versicherungsvergleiche kann man im Internet machen, etwa kostenlos bei Check24.de, Transparo.de oder Toptarif.de. Auch die Stiftung Warentest bietet einen individuellen Preisvergleich: Online kostet er 7,50 Euro, per Post 10 Euro. Der Bund der Versicherten veranstaltet am 11. November von 16 bis 18 Uhr eine kostenlose Telefonaktion unter der Nummer 0800-0003215.

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